Flucht nach Lytaxin: Ein LIADEN-Roman (German Edition)
nicht ignoriert werden. Sie bewegte ihre Hand. »Mir wurde gesagt, diese Lady sei Miri Robertson Tiazan.«
Miri stellte sich hin und verbeugte sich vor den amüsierten braunen Augen.
»Naja, und warum auch nicht?«, sagte der alte Mann und erwiderte die Verbeugung mit einem gewissen Flair.
»Lady yos'Phelium«, murmelte Val Con in die plötzliche Stille des Raums und tel'Vosti reckte sich mit einem Lachen.
»Aha! Ein Mann, der sich über seine Besitzungen absolut sicher sein möchte! Meine Glückwünsche, Sir! Vielleicht seid Ihr doch kein so schlechter Spieler, wie Ihr mich glauben machen wollt!« Er sah Miri wieder an.
»Ihr seid eine Soldatin?«, fragte er, im beinahe freundlichen Tonfall eines Kameraden.
»Ich war«, sagte Miri im gleichen Tonfall, obschon nicht ohne einige Bedenken. »Ich habe mich vor einem Jahr oder zwei zurückgezogen.«
»Wirklich? Welcher Dienstgrad?«
Sie sah ihn misstrauisch an, fragte sich, wohin diese Fragen führen sollten. Fragte sich mit plötzlicher Panik, ob er versuchte, ihr Melant'i zu ermessen, und ob sie seinen Ansprüchen genügen würde. »Master Sergeant.«
»Master Sergeant.« Er sprach es wie eine Liebkosung aus. »Und Euer Alter?«
»Achtundzwanzig Standardjahre.« Sie beobachtete ihn, das verborgene Amüsement, die geraden Schultern, den Gehstock, die Mähne rosafarbenen Haares. »Mehr oder weniger.«
Er lachte und sah Emrith Tiazan an, die mit grimmigem Gesicht und leise am Tisch stand.
»Ihr sagt also, Ihr habt vor zwei Jahren den Abschied genommen, mit dem Rang eines Master Sergeant. Eine private Truppe vielleicht? Industrieschutz?«
»Nein.« Miri musste es ihm sagen, trotz aller Furcht. »Söldnereinheit.« Sie hatte genug Kraft, sein amüsiertes Grinsen anzustarren. »Ich war bei den Gerfalken, ehe ich den Abschied nahm. Ich begann bei Lizardis Verrückten, wo ich Sergeant geworden bin. Wir kamen in eine schwierige Situation, die Kommandokette brach zusammen …«
»Und so bekamt Ihr eine Feldbeförderung zum Sergeant.« Tel'Vosti tippte sich an den Kopf. »Und die Beförderung wurde bestätigt, als die Krise vorbei war. Und die Gerfalken erhöhten um einen Stern.«
Plötzlich und überraschend verbeugte er sich. »Ein Master der Söldnersergeants im Alter von nur fünfundzwanzig Jahren! Eine bemerkenswerte Leistung, Lady yos'Phelium, denn ich habe die Gerfalken in Aktion erlebt. Ihre Arbeit ist immer sehr professionell und sie sind sehr erfindungsreich. Ihre Dienste sind nicht preiswert – stimmt es nicht, Emrith? – aber sie sind ihr Gewicht in Cantra wert, jeder von ihnen. Korval tut gut daran, seine Besitzungen zu beschützen.«
Die Tür klickte und öffnete sich, um den großäugigen Türsteher hereinzulassen, den man kaum hinter der Kiste erkannte, die er gegen seine Brust gedrückt hielt. Nach ihm trat eine ernst dreinblickende Frau in einem gestärkten Overall ein: die Medizintechnikerin.
»Großartig«, flüsterte Miri Val Con zu, als tel'Vosti und die Delm sich abwandten, um sich um die Neuankömmlinge zu kümmern. »Jetzt können wir das alles endlich hinter uns bringen und verschwinden.«
Die Kiste wurde gegen den Tisch gestellt und die blaue Seide entfernt. Emrith Tiazan stellte sich davor und löste die Siegel mit ihren eigenen Händen. An Der half ihr, sich wieder aufzurichten, eine helfende Hand an ihrem Ellbogen.
Sie schüttelte ihn ab und machte einen Schritt zurück. »Öffne sie!«, sagte sie hart und der Türsteher verbeugte sich gehorsam.
Val Con kam näher, Miri an seiner Seite. Sie standen zur Rechten von Win Den tel'Vosti, der mit beiden Händen den Knauf seines Gehstocks bedeckte, diesmal ohne jedes Amüsement in seinem Gesicht. Die Technikerin hatte mit den Achseln gezuckt und war zur Couch gegangen, setzte sich und betrachtete die Vorgänge mit distanziertem Interesse.
An Der öffnete den Deckel und schritt zurück.
Die Technikerin atmete laut ein.
Niemand bewegte sich und Miri runzelte die Stirn, wunderte sich, warum ein alter Spiegel solche Spannung erzeugen sollte, außer …
»Oh Shit!«, sagte sie und verließ Val Cons Seite, schaute auf die Reflexion, die sich nicht bewegte – nicht bewegen konnte, denn es war ein Gemälde – ein Porträt, kein Spiegel. Das Bild einer Frau in Fliegerhosen und einem weißen, weiten T-Shirt, die Arme unter kleinen Brüsten gekreuzt, die Beine etwas gespreizt, graue Haare in einem intelligenten Gesicht voller Willenskraft, das kupferfarbene Haar zu einem langen Zopf
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