Flucht nach Lytaxin: Ein LIADEN-Roman (German Edition)
Krempel, hier und da, einfach nur, damit es gut aussieht. Sie biss auf ihre Lippen, erinnerte sich an die Appartments, in denen sie als Kind gelebt hatte, eine endlose Abfolge von Ratten, abblätternden Plastikwänden und fast undurchsichtigen Fenstern, durch die Surebleaks kalte Winterwinde zogen.
»Vergiss es, Robertson«, flüsterte sie. »Dahin gehst du nicht zurück. Niemals.«
Die Bettblumen waren von einem blassen Blau mit sanften, weißen Streifen, leicht und angenehm parfümiert. Spontan zog sie eine Blüte heraus und steckte sie hinter ein Ohr, als sie weiter auf dem cremeblauen Teppich in Richtung Val Cons Ankleidezimmer ging.
Er erblickte sie im Spiegel, als die Tür sich öffnete und lächelte.
»Cha'trez!«
Sie versuchte, zurückzulächeln – sah, wie der Mund ihres Spiegelbilds unsicher wackelte und sich dann qualvoll geradebog, während ihre Augen größer wurden, den Anblick des geriffelten, weißen Hemdes aufnahmen, der reichen, dunklen Hosen, der grünen Ohr- und Fingerringe – alles, was ein Liaden-Gentleman bei einem formalen Dinner so trug.
Val Con wandte sich um, Augen und Gesicht ernsthaft.
»Miri? Was stimmt nicht?«
»Ich …« Sie schüttelte den Kopf und schaffte es, nicht allzu überzeugend zu grinsen. »Du siehst wie ein Liaden aus, Boss!«
»Ah.« Sein Gesicht entspannte sich und er ging zu ihr, hob eine Hand, um ihr Haar zu berühren. »Weißt du, ich bin ein Liaden, was die Sache fraglos erklären dürfte.«
»Das wird es wohl sein«, gab sie zu und seufzte. »Bereit, den Löwen gegenüberzutreten?«
Eine Augenbraue hob sich. »Clan Erob? Kaum Löwen.«
»Ja, und was passiert, wenn der Gentest negativ ist? Für dich ist das in Ordnung, aber ich bin sicher nicht der übliche Gast zum Abendessen hier.«
»Und das Porträt von Miri-eklykt'i?« Er berührte die Blume hinter ihrem Ohr mit einem sanften Finger.
Miri seufzte, erinnerte sich mit großer Klarheit an die Frau auf dem alten Gemälde. Die Ähnlichkeit war schon erschreckend genug, selbst wenn sie tatsächlich ihre Enkelin war …
»Ich schätze nicht, dass das mit Zufall zu erklären ist, oder?«
»Das ist extrem unwahrscheinlich.« Er berührte die Blume erneut und nahm sie dann ab.
»Nein«, murmelte er, »nicht für diese Art von Abendessen.«
»Hm?« Miri folgte ihm ins Schlafzimmer. »Es ist gegen das Gesetz, Blumen zum Abendessen zu tragen?«
»Diese spezielle Blume«, sagte Val Con, als er sie sanft in einem Wasserglas platzierte, »ist ein Aphrodisiakum.«
Sie blinzelte ihn an, dann den Baldachin. »Und sie wachsen überall am Bett?«
»Wo wäre ein besserer Ort?«
»Richtig.« Sie schloss ihre Augen und zwang ihre Muskeln, sich zu entspannen.
»Miri?«
Sie blickte auf sein Muster in ihrem Kopf – hell, klar und geliebt – und öffnete ihre Augen, um den perfekten Liaden-Gentleman vor ihr anzugrinsen.
»Ich sag dir was, Boss: Diese ganze Maskerade wird wegen so etwas wie dieser Blume zusammenbrechen. Wenn du es mir nicht gesagt hättest, bevor wir runtergehen, dann hätte ich alles verderben können.« Alles , dachte sie: sein Melant'i, das Me-lant'i der Linie yos'Phelium, sich selbst – alles. Wegen einer Blume.
»Ich kann das nicht«, sagte sie plötzlich und fühlte, wie die Panik in ihrem Bauch hochkam. »Schau, Boss, ich bin eine Soldatin, keine Schauspielerin – niemand da unten wird auch nur einen Moment glauben, ich sei die Lady yos'Phelium. Lass uns die alte Dame suchen und ihr erklären, dass wir einen Fehler gemacht haben, ja? Mit all den Söldnern in der Stadt sollten wir jemanden finden, der mir ein Abendessen schuldet …«
»Miri …« Ganz schnell hatte er die Distanz zu ihr zurückgelegt, drückte sie fest an sich, Wange an Wange. »Es ist keine Maskerade, Cha'trez. Es ist Wahrheit. Wir sind Lebenspartner. Und ein Teil deines Melant'i bedeutet, zusammen als Lady und Lord yos'Phelium aufzutreten.« Er lachte sanft. »Für unsere Sünden.«
Sie unterdrückte ein halbes Auflachen und drückte ihr Gesicht gegen seine Schulter. »Ich werde dein Melant'i ruinieren.«
»Nein.« Er küsste ihr Ohr. »Meine Lebenspartnerin ist eine Frau voller Intelligenz, Weisheit und Mut. Wie ist es sonst zu erklären, dass ihr Melant'i mein eigenes unterstützt und verbessert? Und zusammen …« Er hob ihr Kinn mit einer Hand hoch, sodass sie in seine hellen, grünen, mit Unfug überfluteten Augen blicken konnte. » Zusammen, Cha'trez, sind wir …«, er beugte seinen Kopf, legte seinen Mund
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