Flucht nach Lytaxin: Ein LIADEN-Roman (German Edition)
gebunden, dreimal um ihren Kopf gewickelt.
»Miri Tiazan«, sagte Emrith Tiazan mit gepresster Stimme. »Die den Clan in Ungnade verlassen hat.«
»Die den Clan in Ungnade hat fallen lassen, als sie ihn verließ«, korrigierte tel'Vosti sie. »Sei präzise, Emrith!«
»Es ist unwürdig, die Anweisung des Delms zu missachten!«
»Aber sie missachtete den Befehl gar nicht – wie du genau weißt. Sie bat lediglich um die Erlaubnis, die Vertragsheirat zu verschieben, bis die Frucht ihrer Liebe geboren wurde. Tamishon war nicht in großer Eile, völlig zufrieden damit, dass der Vertrag gültig war und irgendwann erfüllt werden würde. Vier Monate Verzögerung waren kein Grund, um das Baby abzutreiben.« Er wandte sich an Miri und verbeugte sich leicht, signalisierte damit, dass weitere Informationen folgen würden.
»Der Mann war tot, müssen Sie wissen. Sie würde kein anderes Kind von ihm erhalten. Aber Baan Tiazan war ein Tyrann, der seine beiden Töchter mit Härte regierte, oder, Emrith?« Er bewegte seine Schultern, als sie nicht antwortete, diesmal wieder mit Amüsement in den Augen.
»Sie war nicht immer pflichtbewusst, das würde ihrem Namen nicht entsprechen. Aber sie gab in den großen Dingen nach und war in der Gegenwart anderer durchaus anpassungsfähig.«
Miri schüttelte sich. »Sie rannte davon, um ihr Kind zu bekommen«, sagte sie auf Terranisch, zu aufgewühlt, um sich durch ihr Schlaftraining zu kämpfen. »Sie machte eine Bruchlandung auf Surebleak und konnte nicht mehr nach Hause …«
»Das ist mit ihr passiert?«, fragte tel'Vosti sanft. Sein Terranisch war besser als das der Delm. »Wir haben uns das gefragt.«
Sie schüttelte sich erneut, versuchte, sich zu konzentrieren, Abstand zu nehmen von dem Bild und der Spannung, die auf ihr lastete. »Ich vermute es«, sagte sie zu tel'Vosti. »Sie ist angezogen wie eine Pilotin – und es gibt keinen Grund, Surebleak zu wählen, wenn man die ganze Galaxis zur Auswahl hat.«
»So«, sagte er und schien bereit zu sein, noch mehr anzufügen.
»Es wird einen Gentest geben«, schnappte Emrith Tiazan. »Medtech, erfüllen Sie Ihre Aufgabe!«
Die Frau sprang auf ihre Füße, blickte mit offenem Mund vom Bild zu Miri. Dann sah sie schließlich die alte Lady an und verbeugte sich, arrangierte ihre Gesichtszüge zu einem Ausdruck gelassenen Interesses.
»Wie Ihr wünscht«, murmelte sie und holte ein flaches Kästchen aus einer Tasche. »Wenn die junge Lady sich kurz zu mir begeben würde …«
Das blaue Kleid fühlte sich gut an.
Es sah auch gut aus, entschied Miri. Tatsächlich sah sie erstaunlich respektabel aus für eine Frau, die kürzlich erst ein Master Sergeant bei den Söldnern, eine Leibwächterin, eine Justizflüchtige, eine Frau für jeden Job und eine Sängerin gewesen war.
Ob sie auch respektabel genug aussah, um den Zirkus zu beeindrucken, der sich für den Empfang sammelte, war etwas, das sie früh genug herausfinden würde.
Sie machte eine letzte Drehung vor dem Spiegel, bewunderte die Art, wie die Kette aus Blaustein perfekt an ihrem Hals saß. Sie trug ihr Haar offen, nur unter Kontrolle gebracht durch einige silberne Kämme. Lagerräume in den Kavernen des Hauses hatten all dies zur Verfügung gestellt. Die Kette und die passenden Ringe gehörten ihr, Geschenke von Val Con, aus einer Zeit, als Val Cons Geschenke noch potenziell tödlich waren.
»Sehr elegant«, sagte sie ihrem Spiegelbild und verbeugte sich erfreut, die Bekanntschaft zu machen und erinnerte sich daran, die Handgeste zu machen, die man benutzte, um eine erstmals angetroffene Verwandte zu begrüßen.
»Götter«, sagte sie und richtete sich langsam auf, als ob die Frau im Spiegel sich auf sie stürzen würde. »Oh Götter, Robertson, wo bist du da nur hineingeraten?«
Val Cons Ankleidezimmer – das Appartment, das man ihnen gegeben hatte, war größer als Zhena Trelus Haus auf Vandar – war auf der anderen Seite des Schlafzimmers. Es gab drei weitere Zimmer – ein Wohnzimmer, ein Büro und eine Bibliothek – sowie ein Badezimmer von der Größe des Raumhafens von Lytaxin und ein Balkon, der auf den östlichen Garten hinausging.
Ein großes Bett beherrschte das Schlafzimmer. Efeu rankte sich zwei der Bettpfosten empor und den ganzen Baldachin entlang. Er ließ lange Zweige wie Blumengirlanden an den Seiten hinabhängen. Miri schüttelte den Kopf. Liaden … ein ganzer Raum zum Anziehen, ein im Schlafzimmer wachsender Garten und ein Haufen anderer
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