Flucht nach Lytaxin: Ein LIADEN-Roman (German Edition)
in der man Nicht-Humanoiden nicht häufig begegnete, nur unnötige Aufmerksamkeit erregten. Schlimmer noch, der außergewöhnliche Anblick bliebe zweifellos im Gedächtnis haften. Nur schwache Erinnerung war weitaus mehr im Interesse der Clutch-Turtles und ihrer menschlichen Verwandten, sollte beispielsweise jemand wie Herbert Alan Costello, der Juntavas-Käufer von Geheimnissen, diesen Ort finden und beginnen, Fragen zu stellen.
Daher ging Sheather alleine in Angela Lizardis Heimat, trug eine Nachricht vom T'carais zur Älteren und eine weitere, gerichtet an Miri Robertson und Val Con yos'Phelium, sollte die Ältere es für angemessen halten, dass Sheather diese beiden geschätzten Personen treffen durfte.
Die Zahlen an den Häuserfronten wurden größer: 352, 354, 356. Die Tür, auf der 358 stand, war schwerer als jene, die die anderen Nummern trugen. Sie bestand aus Holz und nicht aus Plastik. Sie war vernarbt und vom Wetter abgeschliffen. Sie stand vor ihm in der abgehobenen Unparteilichkeit einer Älteren, kümmerte sich nur um ihre Pflicht und war weit entfernt von den Bedürfnissen einer Clutch-Turtle, die gerade ihren siebten Schild trug.
Von der Tür aufgehalten stand Sheather, seine großen Augen betrachteten das Holz verträumt, akzeptierten die schreckliche Würde des Hindernisses. Nach einiger Zeit, als es ihm richtig erschien, hob er seine Hand und drückte einen Finger ganz sanft auf den schimmernden weißen Knopf, der im Rahmen der Tür steckte.
Jenseits des abgewetzten älteren Holzes erklang Musik, hoch und kurz. Sheather wartete.
Nach einer Weile erschien es angemessen, den Knopf erneut zu drücken. Wieder war die Musik zu hören.
Der Tag war schon um einiges weniger schön und hell, als Sheather den Knopf ein drittes Mal berührte. Die Musik erklang, entfernt hinter der Tür. Weitaus näher aber ertönte eine andere Musik.
»Die Lady ist nicht da.«
Vorsichtig, denn ihm war die Zerbrechlichkeit selbst ausgewachsener Menschen durchaus klar, wandte Sheather sich um. Vorsichtig blickte er herab.
Ein menschlicher Eiling stand bei seinem Knie, das Gesicht nach oben gerichtet wie eine Blume, die braunen Augen weit geöffnet.
Menschen hielten Clutch-Turtles für laut. Sheather tat alles, was er konnte, um seine Stimme zu senken.
»Ich suche Angela Lizardi, hübscher Eiling. Sagst du, sie hat ihren Heimatort verlassen?«
Die rosa Haut schrumpelte, als die fedrigen Augenbrauen sich zusammenzogen.
»Lizzie-Lady ist weg«, sagte sie nachdrücklich. »Mama sagt es. Ich mag Lizzie-Lady!«
»Deine Zuneigung ist ehrenvoll«, erklärte Sheather würdevoll. »Weißt du, wann Lizzie-Lady diesen Ort verlassen hat?«
Das Gesicht zog sich erneut zusammen, die Augen in Gedanken verloren. Sheather stand respektvoll, wartete das Ergebnis der Gedanken ab.
»Dilly!« Eine ältere Stimme, schärfer. Sheather wandte seine Aufmerksamkeit vom Eiling ab und entdeckte eine Frau, die sich ihm, dem Kind und der Tür hastig näherte.
Die Frau eilte direkt zum Eiling, beugte sich, um dessen Hand zu ergreifen, und richtete sich dann mit solcher Kraft auf, dass das Kind mit einem Male ein paar Zentimeter über dem weichen Betonbelag in der Luft hing.
»Wie oft habe ich dir gesagt, dass du nicht mit Fremden reden sollst?«, fragte die Frau das Kind, Wut und Aufregung klar für Sheathers Ohren zu vernehmen.
»Der Eiling hat mir geholfen«, sagte er. Die Augen der Frau richteten sich auf ihn, als sie einen Schritt zurückmachte und das Kind mit sich zog. »Ich habe eine Nachricht für Angela Lizardi und das Kind sagte mir, sie sei nicht zu Hause. Wissen sie möglicherweise das Datum, an dem sie zurückerwartet wird?
Die Frau blinzelte und zerrte das Kind zur Seite. »Liz reiste vor ein paar Tagen plötzlich ab. Hat mir eine Nachricht geschickt, dass ich nach ihrer Wohnung sehen soll. Wir passen gegenseitig auf unsere Wohnungen auf, schon seit ich in diese Straße gezogen bin. Liz ist früher öfter verreist. Wohin sie diesmal gegangen ist oder wann sie zurückkommt …?« Die Frau schüttelte ihren Kopf und machte einen weiteren Schritt rückwärts. »Sie hat's nicht gesagt. Geht mich auch nichts an. Alles, worum sie mich gebeten hat, war ein Auge auf die Wohnung zu werfen.«
»Ich verstehe«, erklärte Sheather, wobei er daran dachte, seine Stimme zu senken. »Es ist nicht meine Absicht, sie von Ihren Pflichten abzuhalten. Es … tut mir leid … dass ich Angela Lizardi nicht zu Hause angetroffen habe. Vielleicht
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