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Flucht vor den Desperados

Flucht vor den Desperados

Titel: Flucht vor den Desperados Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Lawrence
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Magazin aufzuklappen und die verbrauchte Munition gegen frische Patronen zu ersetzen.
    In diesem Moment wurde mir schlecht und ich musste mich übergeben.
    Ich weiß, ich hatte Ma Evangeline versprochen, niemals Schnaps zu trinken, aber der Geschmack des Erbrochenen lag mir sauer im Mund. Außerdem hatte Walt meine Kaffeekanne mit Alkaliwasser umgeworfen. Also ging ich zur Whiskeykiste zurück, nahm eine der Flaschen heraus, schlug ihr den Hals ab & goss etwas Whiskey in die Blechtasse, aus der ich getrunken hatte.
    Es schmeckte widerlich, aber es weckte meine Lebensgeister und machte das Pochen in meinem linken Arm erträglicher.
    Ich musste meine Gedanken zusammenhalten.
    Boz und Extra Dub konnten jeden Augenblick hier sein. Aber nun, da ich zweifach bewaffnet war, wollte ich es wagen, mich nach draußen durchzuschlagen.
    Ich hob Walts Colt’s Army Revolver auf, den ich auf die Kiste gelegt hatte. Es war schwierig, mit nur einer Hand die Trommel dieser großen Waffe zu überprüfen, aber ich schaffte es herauszufinden, wie viele Kugeln noch vorhanden waren. Außerdem gelang es mir, mein Wildlederhemd in meine Wildlederhose zu stecken. Nachdem ich geprüft hatte, dass Walts großer Revolver gesichert war, steckte ich ihn in mein Hemd. Die Waffe war schwer & stieß gegen meine Brust, also stopfte ich die Kontobuchblätter als Polster dazwischen. Schließlich hob ich die Blechlampe und einige andere Dinge auf, die heruntergefallen waren. Ich schaffte es, die Lampe mit meiner rechten Hand neu zu entzünden.
    Jetzt stand mir ein Licht zur Verfügung, das nicht so leicht auszulöschen war, außerdem hatte ich zwei Feuerwaffen bei mir. Wenn einer von Walts Männern auftauchte,war ich vorbereitet. Natürlich – ich hatte meiner sterbenden Ma versprochen, dass ich niemals einem Menschen das Leben nehmen würde, aber ich konnte ihnen ja jederzeit in die Beine schießen. Das würde sie entmutigen, mir zu folgen.
    Es ist schwierig, eine Wendeltreppe hinaufzusteigen, wenn man nur einen gesunden Arm hat, um sich festzuhalten. Noch schwieriger ist es, wenn man müde ist & sich schwindlig fühlt & zwischen den Zähnen eine Lampe festhält & einen Stapel Papier & einen großen Revolver im Hemd stecken hat. Aber nach einer Ewigkeit schaffte ich es, die nächste Ebene zu erreichen. Es war die große Galerie. Ich stellte die Lampe ab und ruhte mich, mit dem Rücken gegen die große Quarzader gelehnt, kurz aus. Ich triefte vor Schweiß & Blut & Kerzenwachs.
    Ich musste kurz das Bewusstsein verloren haben, denn etwas weckte mich.
    Es waren einige Ratten, die sich in der Nähe bewegten, direkt hinter dem Schein der Kerze.
    Aber da war auch noch ein anderes Geräusch: der Klang von Schritten, die die Leiter herunterstiegen.
    Ich stand auf & wäre beinahe erneut in Ohnmacht gefallen, aber nach ein paar Atemzügen war ich in der Lage, mich von dem Licht meiner Blechlampe wegzubewegen.
    Ich versteckte mich hinter einem senkrechten Balken & sah, wie ein Lichtschein herunterkam und dabei immer heller wurde.
    Ich griff in den Ausschnitt meines Wildlederhemdes & holte den großen Colt’s Army Revolver hervor, atmete tief ein & zog leise den Hahn zurück.
    »P. K.?«, ertönte eine vertraute Stimme in Südstaaten-Behäbigkeit. »P. K., bist du hier unten?«
    »Jace!«, rief ich. »Bist du das? Bist du am Leben?« Meine Stimme war wirklich schwach, aber er hörte mich. Ich sah, wie er aus der Dunkelheit auf mich zukam. Die Öllampe, die er bei sich trug, beleuchtete ihn von unten, und beinahe sah es so aus, als lächele er. »Ja«, sagte er. »Ich bin am Leben.«
    Ich ließ den Hahn des Revolvers los & steckte ihn zurück in mein Hemd. »Ich dachte, Walts Kumpan hätte dich erschossen«, sagte ich.
    »Ich bin durch Stonewalls rasches Eingreifen gerettet worden«, sagte Jace, »und durch ein Kartenspiel in meiner Brusttasche. Die Kugel hat mich dort getroffen und zu Boden geschleudert. Stonewall schwört, er habe einen von Walts Handlangern erwischt, aber sie sind beide geflüchtet.« Er hielt seine Lampe über meinen blutgetränkten Arm. »Aber wie geht es dir?«
    »Ganz passabel«, sagte ich. »Walt hat mich mit meinem eigenen Revolver erwischt, aber dafür brennt er jetzt auch im Höllenfeuer.«
    »Das sind gute Neuigkeiten«, sagte Jace. »Kannst du meine Lampe festhalten? Ich kann euch nicht beide tragen – sie und dich.«
    Ich nickte & nahm seine Lampe in meine unverletzte Hand.
    Er hob mich mit beiden Armen hoch & trug mich zur Leiter

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