Fluchtpunkt Atlantis
gesegnet.«
»Das ist jetzt nicht relevant, John. Es geht um andere Dinge, die auch dich berühren sollten.«
»Okay, soweit, so gut. Dann darf ich zunächst einmal fragen, wo wir uns hier befinden?«
Ich erhielt keine direkte Antwort. Myxin sagte nur: »Spürst du denn nichts, John?«
»Doch, das habe ich. Es ist etwas hier. Ich kann es nicht fassen. Ich will mal von einer Kraft sprechen, die sich im Unsichtbaren zurückhält. Liege ich richtig?«
»Das stimmt.« Er bewegte beide Arme nach vorn und spreizte sie dann, um so viel wie möglich von der Wand erfassen zu können. »Wir befinden uns hier an einer heiligen Stätte. Für viele Atlanter war die Wand ein Orakel. Hier fließen die Zeiten zusammen. Es ist ein Tor. Hier kann in die Zukunft und in die Vergangenheit geschaut werden. Doch nicht jedermann darf dies tun. Es gibt Grenzen. Nur wenige Eingeweihte sind würdig, an das Orakel heranzutreten…«
»Und wo sind wir hier?«
»Muss ich dir das noch sagen, John?«
»Eigentlich nicht. Dann geh' ich mal davon aus, dass du mich in das alte Atlantis vor seinem Untergang geführt hast. Oder ist das falsch?«
»Nein, John, wir sind tatsächlich in der alten Zeit und stehen vor dem Orakel.«
»Dann ist ja alles in Ordnung«, sagte ich, aber Myxin hatte einiges dagegen, denn er schüttelte heftig den Kopf.
»Nichts ist in Ordnung, John. Die Ordnung ist gestört. Das Orakel wurde entweiht. Es ist zu einer gefährlichen Stätte geworden. Ich weiß nicht genau, wer dahintersteckt, aber es dient, so denke ich, als Fluchtpunkt. Ja, Fluchtpunkt Atlantis.«
Ich grübelte über seine Antwort nach und suchte mir die Worte zusammen. »Ein Fluchtpunkt, der in einer tiefen Vergangenheit liegt?« fragte ich.
»So ist es.«
»Für wen?«
»Für Menschen aus deiner Zeit. Menschen, die eben auf der Flucht sind. Das Orakel ist zu einem Tor geworden, so dass es eine Öffnung zwischen den Zeiten gibt. Mit anderen Worten: Es kann Menschen durchaus gelingen, von der Gegenwart her nach Atlantis zu gelangen. Sie überbrücken dann in Sekundenschnelle mehr als zehntausend Jahre. Das war sonst nicht der Fall. Jemand hat es geöffnet, und ich denke auch, dass es den Untergang des Reiches überstanden hat, aber das wird man sehen.«
Ich glaubte ihm, nur kam ich mit meiner eigenen Rolle nicht zurecht.
Myxin war der Stärkere von uns beiden. Weshalb hatte er mich hergeholt? Wollte er Hilfe?
»Worüber grübelst du nach, John?«
»Das ist einfach gesagt. Ich weiß beim besten Willen nicht, was ich hier soll. Das Orakel gehört zu Atlantis. Ich bin kein Atlanter. Du hast von einer heiligen Stätte gesprochen und von einem Tor, das nun offen ist. Kannst du es nicht schließen?«
»Nein.«
»Warum nicht?«
Myxin zuckte mit den Schultern. Er wirkte plötzlich hilflos. »Ich weiß nicht, wer dahintersteckt. Jemand hat das Orakel entweiht. Er missbraucht es für seine eigenen Zwecke, und es wäre wichtig, wenn wir ihn finden könnten. Dabei weiß ich nicht, ob er aus Atlantis stammt oder aus einer anderen dämonischen Zeit. Es muss nicht unbedingt ein Dämon sein. Ich weiß nur, dass diese Stätte nicht mehr so ist, wie sie sein müsste. Und ich weiß auch nicht, ob sie jemals wieder so werden kann. Wir müssen nur versuchen, es zu richten.«
Ich nickte, obwohl ich nicht überzeugt war. Auch nicht sein konnte, denn ich stand in dieser Höhle, schaute auf die Felswand, hatte mir angehört, was Myxin zu sagen hatte, und kam trotzdem nicht damit zurecht. Ein Begriff allerdings war bei mir hängen geblieben, und ihn sprach ich wieder an.
»Du hast vorhin von einem Fluchtpunkt Atlantis gesprochen. Das stimmt doch - oder?«
»Ja.«
»Für wen ist oder soll es ein Fluchtpunkt sein?«
»Für Menschen, John.«
»Das ist mir zuwenig.«
»Menschen aus deiner Zeit, die durch die Hilfe des Orakels hierher gelangen.«
Ich wiegte den Kopf. »Das ist alles sonderbar, Myxin, und schwer zu begreifen, aber ist es deshalb auch so tragisch und schlimm? Ich meine die Sache an sich und denke dabei auch an die Menschen, die in diese Falle hineingelangen.«
»Wir nähern uns dem Punkt«, erklärte Myxin, »denn wir wollen bei den Menschen bleiben.«
»Wunderbar.«
»Nein, das ist es nicht, denn derjenige, der für eine Entweihung dieser Stätte sorgte, steht nicht auf der Seite der Positiven. Deshalb kann er auch nicht so handeln. Er ist der große Beschützer derjenigen, die er durch das jetzt offene Tor holt.«
»Komm doch zur Sache,
Weitere Kostenlose Bücher