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Fluchtpunkt Mosel

Titel: Fluchtpunkt Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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Moment sah er aus den Augenwinkeln, wie die Haustür geöffnet wurde. Ein schwerer dunkelgrauer Schuh erschien. Ali hielt den Atem an. Er fühlte einen Eisklumpen im Bauch, um den sich seine Eingeweide zusammenzogen. Der Mann war ganz und gar nicht derjenige, den er erwartete, ganz im Gegenteil! Hatte er ihn also doch gefunden. Es war alles umsonst gewesen!
    Alis Kopf wurde in der Aufwärtsbewegung hart getroffen und erhielt einen zweiten Schlag, als er auf den Holzdielen aufschlug.
    *
    Gleich das erste Stück der Band jagte Walde einen wohligen Schauer über den Rücken. Die Sängerin Lyambiko war klasse, und die Band mit Schlagzeug, Kontrabass und Keyboard hatte die Virtuosität und genau den Sound, den er liebte.
    Doris, von der die Idee zum Konzertbesuch stammte, hatte in letzter Minute abgesagt, weil sie mit einer dringenden Arbeit nicht fertig geworden war. Walde hatte sich nach einer anderen Begleitperson umsehen müssen. Uli konnte nicht aus seinem Lokal weg. Sein Freund Jo, der sich wenig für Jazz interessierte, war wohl mehr aus Freundschaft mitgegangen.
    Das Licht war bereits gelöscht, als sie den voll besetzten Saal der Tuchfabrik betraten. Es schien zwecklos, in der Dunkelheit ihre freien Sitzplätze in den dicht bestuhlten Reihen zu suchen, und so hatten sie sich rechts vorne neben der Bühne in eine Nische gestellt.
    Nach und nach fanden sich neben ihnen weitere Besucher ein, die es ebenfalls nicht rechtzeitig geschafft hatten. Zwei junge Frauen hockten sich vor Walde am Rand der leicht ansteigenden Zuschauertribüne neben die Stuhlreihen. Eine von ihnen klappte ihr Mobiltelefon auf. Walde musste unwillkürlich immer wieder hinsehen, wie sie mit ihren langen Fingernägeln auf die Tastatur hackte.
    Es dauerte eine Weile, bis die Band ihn wieder voll in ihren Bann zog.
    In einer ruhigen Passage, in der der Kontrabassist mit einem Bogen die Saiten strich, kam von unten ein lauter Piepton. Augenblicklich riss die zweite junge Frau den Reißverschluss ihrer Handtasche auf und fischte nach ihrem Handy. Walde verlor sich kurz in der Vorstellung, ihr das Gerät aus der Hand zu reißen und über den Boden in Richtung Ausgang schlittern zu lassen.
    *
    Ali erwachte durch ein Klingeln. Der Schmerz in seiner Stirn fühlte sich an, als habe man ihm etwas in den Kopf gerammt. Sein linkes Auge ließ sich nicht öffnen. Sein rechtes nahm den Nachthimmel vor den Fensterkreuzen wahr.
    Er wollte die schmerzende Stelle befühlen, aber sein rechter Arm lag unter seinem Körper. Es war unmöglich, ihn herauszuziehen. Mit der linken Hand tastete er zur Stirn. Da steckte nichts. Der Boden war kalt und nass. Als seine Hand die Kleidung berührte, schien das Feuchte wärmer zu werden. Ali versuchte sich zu erinnern. War er gestürzt? Wenn er sich nicht bewegte, ließ der Schmerz ein wenig nach.
    Wieder klingelte es.
    Der Schmerz in der Stirn kam wie ein Stromschlag zurück. Er hörte Schritte. Ein dunkler Schuh tauchte dicht vor seinem Gesicht auf. Eine Scheibe strich schleifend über den Fußboden. Die Scheibe gehörte zu einem Metalldetektor, daher rührte auch das Geräusch.
    Er spürte eine Hand, die grob an seiner Schulter rüttelte. Zwei Arme packten ihn.
    »Wo hast du sie?«, sagte eine energische Stimme, die klang, als sei sie mit einem übersteuerten Tonband aufgenommen worden und würde nun viel zu laut abgespielt werden.
    »Im Zwinger«, kam Alis Antwort in Sekundenschnelle. Er glaubte, die im schwachen Gegenlicht nur als dunkle Gestalt erkennbare Person frage nach den Hunden. An der Stimme erkannte er den Mann, wegen dem er sein Leben umgekrempelt hatte.
    »Gar nicht blöd«, hörte er den Mann sagen, in dessen Stimme immer noch der unverkennbare Akzent mitschwang.
    Nicht blöd, fragte sich Ali. Hätte er die Hunde nur nicht in den Zwinger gesperrt.
    Er wurde hart auf den Bauch gedreht, seine Hände wurden auf den Rücken gezerrt und fest zusammen geschnürt. Er hatte keine Kraft zur Gegenwehr, auch nicht, als seine Füße in Höhe der Knöchel brutal festgezurrt wurden.
    Wenig später wurde draußen ein Motor angelassen.
    Ali wusste, dass es zwecklos war zu schreien. Das Haus lag einen Kilometer außerhalb der Ortschaft. Er hatte bisher noch keinen einzigen Satz mit einem Ortsansässigen gesprochen, nicht einmal um Erlaubnis gefragt, als er im Spätherbst das Holz aus dem angrenzenden Wald geholt hatte.
    *
    Ohne Licht zu machen, betrat Walde gegen ein Uhr nachts die Diele. Während er seine Schuhe auszog, bemerkte

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