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Fluchtpunkt Mosel

Titel: Fluchtpunkt Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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näher. Auf der weißen Fläche sah Walde einen Fuchs mit aufgestelltem Schwanz, der bewegungslos auf etwas lauerte, das sich vor ihm unter dem Schnee verbarg.
    Sie erreichten Steineberg. Die bescheidene Kirche in der Ortsmitte war mit Schiefer verkleidet. Walde vermutete, dass nur ein Bruchteil der Bewohner dort hineinpasste.
    Am Ortsausgang bog Grabbe nach rechts in eine schmale Straße ab, die vom Winterdienst nicht geräumt worden war. Nur an wenigen Stellen tauchte schwarzer Asphalt zwischen festgefahrenem Schnee auf. Grabbe fuhr im Schritttempo. Eis barst unter den Reifen. Er bemerkte das Schild Im Kreuzroth zu spät und musste zurücksetzen, um in den unbefestigten Feldweg einzubiegen, der vom Dorf hinaus in eine weite schneebedeckte Ebene führte.
    Fern am Horizont sah Walde dunkle Bergrücken. Grabbe hatte Mühe, den Wagen in den ausgefahrenen Reifenspuren zu halten. Nach ein paar Minuten tauchten hinter kahlem Gebüsch mehrere Wagen auf, zwei davon ordnete Walde der Spurensicherung zu. Davor stand ein Streifenwagen in einer schmalen Auffahrt.
    Beim Aussteigen erschauerte Walde im kalten Wind. Der Schnee, der ihm bis zu den Knöcheln reichte, knirschte unter seinen Sohlen. Neben ihm raffte Grabbe seine offene Jacke vor der Brust zusammen.
    Sie gelangten an einen übermannshohen Wildgatterzaun. Oben hingen Schlinggewächse in dicken Klumpen am Draht. Am Tor, das aus einem umgerüsteten Metallgitter bestand und vermutlich früher einmal als Bauzaun gedient hatte, war kein Namensschild angebracht. Eine Hausnummer gab es ebenfalls nicht. Auf dem Briefkasten prangte lediglich ›Bitte keine Werbung‹. Walde sah auf ein kleines Haus, das, teils von Bäumen verdeckt, etwas tiefer im Gelände stand.
    Ein uniformierter Polizist kam ihnen entgegen, stellte sich als Polizeiobermeister Schäfer aus Daun vor und gab, während sie auf das Haus zugingen, einen kurzen Lagebericht. Der Hausvermieter habe am frühen Morgen die Dauner Wache angerufen. Er habe mit ihm gemeinsam das Grundstück betreten, den Toten durch das Fenster der Haustür entdeckt und umgehend die Kripo informiert.
    »Und obendrein noch die traurige Sache mit den Hunden.« Er deutete auf eine kleine eingezäunte Hütte oberhalb des Hauses. »Sie sind wohl alle verhungert.«
    »Wie, verhungert?«, fragte Walde, während sie am Haus ankamen, dessen tief heruntergezogenes Dach in der unteren Hälfte mit Schnee bedeckt war. Darüber waren die Pfannen dick vermoost.
    »Die vier Huskys, das sind Schlittenhunde aus der Polargegend, haben wohl die ganze Zeit kein Futter gekriegt«, erklärte Schäfer, »seitdem ihr Herrchen tot war.«
    Er ließ ihnen an der Haustür, die nach außen aufging, den Vortritt.
    »Soll ich die Tierkörperbeseitigung anrufen?«
    Walde bückte sich instinktiv, als er über die Türschwelle trat. Augenblicklich richtete sich seine gesamte Aufmerksamkeit auf den Mann, der hinter der Haustür auf dem Holzfußboden lag. Seine Arme und Beine waren auf dem Rücken zusammengebunden. Der Körper lag auf der Seite. Vom Kopf sah er nur die teils verklebten Haare. In diesem Bereich hatte der Fußboden einen dunklen Belag. Der neben dem Toten knieende Mann richtete sich auf. Walde erkannte den Gerichtsmediziner Dr. Hoffmann und begrüßte ihn, indem er ihm den Unterarm oberhalb der Handschuhe drückte. Im Haus war es nicht wärmer als draußen. Walde sog die Luft durch die Nase ein. Er konnte den Geruch nicht genau zuordnen.
    »Was soll mit den Hunden geschehen?«, wiederholte Schäfer, der an der immer noch offenen Tür stand.
    »Auch da brauchen wir die genaue Todesursache«, sagte Walde Richtung Grabbe. »Guckst du mal?«
    Grabbe, der mit unergründlichem Gesichtsausdruck vor der Tür gewartet hatte, nickte, schlug den Kragen seiner Jacke hoch und folgte dem Polizisten.
    »Verhungern kann durchaus als Todesursache bei den Hunden hinkommen.« Hoffmann kniete sich wieder neben den Toten. »Der Mann ist schätzungsweise vier Wochen tot. Das Haus hat nur Ofenheizung und war in den vergangenen Wochen so kalt wie ein Gefrierschrank. Ich besorge mir den genauen Wetterbericht der letzten Wochen von hier oben.« Er schaute hoch zu Walde, der ihm aufmerksam zuhörte. »Die Todesursache ist wahrscheinlich eine Schädelfraktur. Genaueres können Sie nach der Obduktion erfahren.«
    Walde ging neben dem Oberkörper der Leiche in die Hocke. Als erstes fielen ihm die dichten Augenbrauen auf. Über dem grau melierten Bart war die Haut fleckig. Eine Wunde verlief

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