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Fluchtpunkt Mosel

Titel: Fluchtpunkt Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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über die Stirn bis zum Auge. Ein schmutziger Verband türmte sich neben dem Kopf auf. »Wurde er zuerst gefesselt und dann niedergeschlagen oder andersherum?«
    Der Pathologe zuckte die Schultern. »Schwer zu sagen. Jedenfalls wurde dem Opfer ein Verband angelegt. Es ist möglich, dass der oder die Täter den Mann nicht tödlich verletzen wollten, was letztendlich doch geschehen ist.«
     
    Grabbe kam zurück ins Haus. »Ekelhaft.«
    »Ich hatte schon weit schlimmere Fälle«, sagte Hoffmann vom Boden her.
    »Nein, ich meine die Kadaver da draußen«, stellte Grabbe klar. »Ekelhaft ist auch nicht das richtige Wort, eher grausam und traurig, wie die Huskys enden mussten. Das hat bestimmt Tage gedauert, bis die verhungert sind. Die müssen doch gebellt haben. Ich verstehe nicht, warum niemand aufmerksam wurde.«
    »Ich glaube, Polarhunde bellen nicht.« Gerd Sattler von der Spurensuche kam aus den Inneren des Hauses in den Flur. »Die Hühner hat ein Fuchs geholt. Der hat sich unter dem Schuppen durchgegraben. Im Verschlag liegen nur noch Federn.«
    »Sonst was Auffälliges da draußen?«, fragte Walde.
    »Jede Menge Tierspuren, aber keine menschlichen Abdrücke. Zur Tatzeit hat wohl kein Schnee gelegen, und der Boden war zu hart gefroren. Der Schnee kam erst in den letzten Wochen runter. Übrigens steht im Schuppen neben dem Eingang ein Motorrad, eine ältere BMW R 60 mit Beiwagen, Dauner Nummer, zugelassen auf Alfred Mendig, Steineberg.« Er deutete auf die Leiche. »Nach dem Passfoto zu urteilen, haben wir den Halter vor uns.«
    »Kann ich den Ausweis mal sehen?«, fragte Walde und streifte sich Handschuhe über.
    »Liegt alles da drin in der Kiste.« Der Mann deutete ins Innere des Hauses und wandte sich dann an Grabbe. »Es sollte auf dem Grundstück nicht mehr als unbedingt nötig herumgelaufen werden. Wir kommen wieder, sobald der Schnee weggetaut ist, und schauen uns das Gelände noch mal an.«
     
    Walde folgte dem Techniker ins Haus. Die Zimmer waren klein und nur spärlich möbliert. Die Küchenmöbel aus weißem Resopal erinnerten Walde an seine Kindheit. Seine Mutter hatte jahrelang um eine modernere Küche gekämpft, aber für seinen Vater war die Einrichtung des Ladens wichtiger gewesen. Damit verdienen wir unser Geld, hatte Walde ihn immer wieder sagen hören, wenn Mutter auf das Thema kam.
    Waldes Blick fiel auf einen an die Kühlschranktür gehefteten Zettel. Er brauchte ein wenig Phantasie, bis er die zwei Worte entzifferte: › Tierarzt Quintus‹.
    In der Küche war es wärmer als im Rest des Hauses. Aus der gekippten Backofentür des Gasherds strömte warme Luft. Einer der Techniker hatte ihn in Gang gesetzt. Walde stellte sich davor und hielt seine klammen Finger vor die Ofenklappe. Durch die offene Tür sah er Eisblumen an den Fenstern des Wintergartens und dahinter die weite schwarz-weiße Landschaft unter dem grauen Himmel. Als sich zwei der Techniker ebenfalls aufwärmen kamen, räumte er das Feld und ging ins Wohnzimmer. Auch hier und in dem angrenzenden Schlafzimmer waren die Möbel alt und schäbig. Er öffnete den Kleiderschrank aus Fichtenholz. Es hing kaum mehr Kleidung darin, als in einen Koffer passte.
    Ich müsste bei mir zu Hause auch mal kräftig ausmisten, dachte Walde. Vor ein paar Tagen hatte ihm Monika ein acht Jahre altes Pressefoto gezeigt, auf dem er dasselbe Hemd trug, das er an diesem Tag anhatte.
    »Guck mal«, Grabbe kam in den Raum mit einer Plastikkiste unterm Arm, in der neben einer Brieftasche verschiedene Papiere lagen. »Alfred Mendig, 22.01.1958 in Euskirchen geboren. Der Perso ist am 3. Februar 05 ausgestellt.«
    »Wie steht’s mit Geld, Bankkarten, Schecks?«, fragte Walde.
    »Knapp fünfzehnhundert Euro in bar, keine Bankkarten, keine Schecks, keine Kontoauszüge. Und der Führerschein ist vom 25. April 2005.«
    »Vielleicht hat er den Führerschein zusammen mit dem Personalausweis verloren.«
    »Nein, der wurde nach bestandener Prüfung zum Führerschein der Klassen A und B am 25. April 2005 in Wittlich ausgestellt.« Grabbe legte die Stirn in Falten. »Dann hat er mit siebenundvierzig Jahren die Prüfung gemacht und dazu auch noch fürs Motorrad.«
    »Hör mal in Flensburg nach, ob der wirklich vorher keinen Führerschein hatte. Vielleicht kannst du auch rauskriegen, in welcher Fahrschule er war.«
    »Mach ich«, Grabbe hob ein Handy hoch. »Und das Telefon check ich auch, dazu muss Sattler aber erst mal den Pin knacken.«
    »Wir sollten die Angehörigen

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