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Fluegelschlag

Titel: Fluegelschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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beide mit. Nass und eine gute halbe Stunde zu spät erreichten sie endlich die Tierklinik. Freundlicherweise hatte deren Leiter erlaubt, dass Finn sich dort aufhalten durfte, sofern er das Büro nicht verließ. Die Sekretärin liebte Hunde und kam Juna entgegen.
    »Der Chef hat schon nach dir gefragt!« Damit nahm sie Juna die Leine aus der Hand. »Na komm, Finny! Da werd ich dich wohl einmal trockenrubbeln müssen, was? Guter Junge!«
     
    Als sie am Abend nach Hause zurückkehrte, fragte der Concierge zur Begrüßung: »Haben Sie Feinde?«
    »Wie kommen Sie denn darauf?«

    »Die Werkstatt hat die Reifen gewechselt. Sie müssen in eine Glasscherbe gefahren sein, die sich langsam hineingebohrt hatte. So etwas kommt vor. Danach haben sie sicherheitshalber alles durchgecheckt und dabei einen Defekt an den Bremsen entdeckt.«
    Juna seufzte. »Das Auto ist schon ziemlich alt, aber ein neues …« Sie machte eine hilflose Geste.
    Der Mann grinste. Ihre beiden Fahrzeuge waren mit Abstand die ältesten und kleinsten Autos, die in der Tiefgarage standen, und auf eigenartige Weise schien sie das zu Verbündeten zu machen. Ansonsten meist mürrisch und wortkarg, blieb der Hausmeister häufiger stehen, um sich mit Juna zu unterhalten, wenn Zeit dazu war. Neulich hatte er ihr sogar geholfen, die große Dachterrasse für den Winter vorzubereiten, und selbst für Finn, der mit seinen schmutzigen Pfoten gern eine Extrarunde in der blitzblanken Lobby drehte, hatte er noch nie ein böses Wort gehabt.
    Jetzt blickte er besorgt drein. »Das ist es nicht. Der Meister meint, jemand hat die Bremsleitungen manipuliert.«
    »Was?«
    »Hören Sie, Miss, wenn das hier im Haus passiert ist, muss ich so etwas der Polizei melden.«
    »Machen Sie sich keine Umstände. Das erledige ich schon selbst.« Sie nahm ihren Schlüssel und die Rechnung der Werkstatt entgegen und bedankte sich. Bevor sie in den Lift stieg, drehte sie sich noch einmal um. »Hängen da unten nicht Überwachungskameras? Vielleicht sieht man etwas auf den Aufzeichnungen.«
    Er machte ein verlegenes Gesicht. »Leider … die Anlage war defekt.«
    »Dann hat es wahrscheinlich auch wenig Sinn, die Polizei
zu informieren.« Sie zuckte mit den Schultern und betrat den Aufzug.
    Juna hatte ohnehin kein Interesse daran, von neugierigen Beamten befragt zu werden, aber ihr war nun klar, dass die Sicherheit dieses Gebäudes nicht so hoch war, wie Cathure zu glauben schien.
    Nach einem hastigen Abendessen und einer letzten Runde mit Finn kroch sie schließlich erschöpft ins Bett. Kaum hatte sie die Decke bis unters Kinn gezogen, kam Finn nach und kuschelte sich an ihre Füße. Sie kitzelte ihn ein bisschen mit dem großen Zeh, bis er mit seiner rauen Zunge einmal über ihren Fuß leckte. Juna musste lachen, wurde aber schnell wieder ernst.
    »Was meinst du, schneiden Dämonen Bremsleitungen durch?«
    Eine andere Erklärung war Juna nicht eingefallen, obwohl sie seit ihrer Rückkehr ununterbrochen darüber nachdachte, was der Concierge gesagt hatte. Sie nahm sich vor, mit Cathure zu sprechen, falls noch einmal etwas vorkommen würde. Aber vorerst gab es keinen Grund, den Mann in Schwierigkeiten zu bringen.
    Statt einer Antwort gähnte Finn vernehmlich.
    »Die Leute in der Werkstatt müssen sich geirrt haben.« Juna schloss die Augen und war kurz darauf eingeschlafen.
     
    Eine Woche später fuhr sie endlich Richtung Norden. Cathure hatte ihr nach Arians Abreise angeboten, sie könne das Auto, von dem sie annahm, dass es zum Penthouse gehörte, fahren. Doch Juna wäre es peinlich gewesen, einen geborgten Luxuswagen zu benutzen. Ganz davon abgesehen, dass sie sich das Benzin gar nicht hätte leisten können
und bestimmt als Erstes ein paar Beulen in das edle Blech gefahren hätte.
    Während sie sich die Straße am Loch Lomond entlangkämpfte, bedauerte sie ihre Entscheidung. Finn hechelte aufgeregt, die Scheiben beschlugen unentwegt, und draußen ging die Welt unter … oder eine neue Sintflut sollte das Land überschwemmen. Zumindest gelang dies problemlos an vielen Stellen der A82, auf der sie sich langsamer als geplant in Richtung Norden bewegte. Normalerweise war dies eine auch bei Touristen beliebte Strecke. Doch heute war kaum etwas vom See oder der Landschaft zu erkennen, so dunkel hingen die Wolken vor den Bergen. Und die Scheibenwischer ihres kleinen Autos arbeiteten zwar emsig, aber gegen die Regenmassen, die herunterstürzten, seit sie den Kreisel bei Arden passiert hatte, kamen

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