Fluegelschlag
stimmte in ihr Lachen ein. »Dein Schutzengel ist er aber nicht, oder?«
»Wie kommst du darauf?« Juna war ehrlich überrascht.
»Na ja, Elsa hat sich nicht gerade von ihrer besten Seite gezeigt, und du sahst auch nicht eben glücklich aus. Ich dachte schon, ihr geht euch an die Gurgel. Er hat Schlimmeres verhindert.«
Juna wollte fragen, was sie über Schutzengel wusste, doch da klingelte ihr Handy.
Die Stimme des Anrufers klang merkwürdig gepresst. »Juna MacDonnell?«
»Ja, das bin ich.«
»Es ist nicht viel, was ich weiß, nur ein Name: Cnoc auf Skye.«
Sie kannte die Stimme und überlegte, woher. »Lane, sind Sie das?« Doch die Leitung war bereits tot.
»Probleme?«, fragte Sirona, ohne sie anzusehen, weil sie gerade mitten in einem Überholmanöver steckte.
»Eher Rätsel. Hast du schon mal was von einem Cnoc oder so gehört?«
»Lass mal überlegen. Ist das nicht Gälisch?«
Sirona hatte ein paar Unterrichtsstunden in der Sprache genommen, als ihr Vater vor einiger Zeit die Whiskybrennerei in den Highlands gekauft hatte. Doch bald hatte sie das Unternehmen wieder aufgegeben. Zu schwierig, und außerdem spräche auch kaum noch jemand Gälisch.
»Kann sein«, antwortete sie etwas vage.
»Dann heißt es Hügel . Ist das alles, was dein geheimnisvoller Anrufer gesagt hat?«
»Skye hat er noch erwähnt.«
»Und wer ist dieser Lane?« Sirona warf Juna einen kurzen Blick zu.
»Der Butler meines Vaters.«
»Aha!«, sagte Sirona, als sei damit alles erklärt.
Zu Hause angekommen, schaltete Juna sofort ihren Computer ein. Es gab viele Einträge zu Cnocs und Skye , was Juna nicht verwunderte, denn die sagenumwobene Insel vor der westlichen Küste von Schottland hatte keinen Mangel an Hügeln aller Art. Sie war nach einer geradezu endlosen Suche beinahe so weit, Lane anzurufen und um eine Erklärung zu bitten. Doch sie wusste, dass er mit dem Anruf
bereits seine Kompetenzen überschritten hatte. Der Butler war immer ein loyaler Mensch gewesen, und dass er überhaupt etwas verraten hatte, grenzte an ein Wunder.
Vermutlich bereute er es längst, denn schließlich hatte er damit nicht nur gegen die Interessen seines Arbeitgebers gehandelt, sondern zudem auch noch zugegeben, gelauscht zu haben. Obwohl das kaum notwendig gewesen sein dürfte. Beschämt erinnerte sich Juna an ihren Wutausbruch. Sie hatte wahrlich laut genug geschrien, um das gesamte Haus über ihre Forderungen in Kenntnis zu setzen.
Ihre Hand schwebte einen Augenblick lang über dem Telefon, dann zog Juna sie zurück. Sie würde Lane nicht in Schwierigkeiten bringen. Stattdessen versuchte sie eine andere Schreibweise und … wurde fündig. Neben einem Luxushotel in Perthshire entdeckte sie eine Beschreibung: Knock Castle, auch als Caisteal Chamuis oder Castle Camus bekannt. Hierbei handelt es sich um eine Burg auf der schottischen Insel Skye.
Juna wurde sehr aufgeregt. Sie war sich sicher, eine erste Spur entdeckt zu haben, und am liebsten wäre sie sofort in ihr Auto gesprungen, um nach Skye zu fahren. Weil sie jedoch feste Schichten in der Tierklinik übernommen hatte, blieb ihr nichts anderes übrig, als zu versuchen, in der nächsten Woche ihren Dienst zu tauschen, um für einige Tage in die Highlands fahren zu können.
Als Juna am folgenden Morgen in der Tiefgarage ihren Stellplatz erreichte, erwartete sie eine unangenehme Überraschung: Einer der Reifen ihres Autos war platt. »Mist! Wie kann das passieren?«
Ärgerlich, weil sie ohnehin schon ein bisschen spät dran
war, fuhr sie mit dem Aufzug wieder hinauf bis zur Eingangshalle. Dort war der Concierge zum Glück gerade damit beschäftigt, eine Glühbirne auszuwechseln. Er verstünde zwar nichts von Autos, sagte er, versprach jedoch, eine Werkstatt anzurufen und für die Reparatur zu sorgen. Ein Service dieser Art gehörte zu den zahllosen Vorteilen des luxuriösen Apartmenthauses, in dem sie nun lebte. Trotzdem hielt sich ihre Begeisterung in Grenzen. Um ein Taxi zu nehmen, hatte Juna nicht genügend Geld bei sich, und dann weigerte sich der erste Busfahrer auch noch, sie einsteigen zu lassen. Sein Bus sei zu voll und der Hund wirke gefährlich.
»Sorry, Herzchen, nicht mit mir.« Sprach es, schloss die Türen und fuhr weiter.
Danach hatte Juna zumindest keine Probleme mit der Kälte mehr, denn sie war ganz und gar damit beschäftigt, die Flammen in ihrem Inneren zu bändigen.
Glücklicherweise hatte der nächste Fahrer weniger Vorbehalte gegen Finn und nahm sie
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