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Fluegelschlag

Titel: Fluegelschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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interessiere ihn nicht mehr. Ich glaube, er ist zu seinem Bruder gezogen, irgendwo in die Highlands. Aber das werden Sie besser wissen als ich.«
    Juna stellte sich vor, wie die Brüder gemeinsam in dem
Gamekeeper Cottage hausten, das ihr Onkel bezogen hatte, als es immer schwieriger wurde, das große Haus bewohnbar zu erhalten. Als Kind hatte sie es genossen, durch die vielen Zimmer zu laufen und mit der Tochter der Haushälterin Verstecken zu spielen, aber später war ihr klargeworden, wie unkomfortabel das Leben in einem so alten Gemäuer sein musste. Im Cottage dagegen gab es eine moderne Heizung, die Elektrik war erneuert und die Küche renoviert worden. Sie hoffte, die beiden Männer würden sich nun im Rentenalter besser verstehen als früher.
    Mit einem letzten wehmütigen Blick auf den alten Lehnstuhl, der immer noch in der Praxis stand und so viele Erinnerungen an den letzten Sommer auslöste, verabschiedete sie sich und floh aus dem Zuhause ihrer Kindheit.
    Ihre Begleiter warteten schon im Auto auf sie. »Ihr habt ja gehört, was er gesagt hat. John war hier. Und jetzt?«
    »… müssen wir ihn aufstöbern, um herauszufinden, ob er etwas mit der RFH zu tun hat. Daniel, du kümmerst dich um Sirona. In ihren Gedanken sieht es reichlich wirr aus. Sie wurde inzwischen schon so häufig manipuliert, dass ich mir ernsthaft Sorgen um sie mache.«
    »Das kannst du sehen?« Daniel klang beeindruckt.
    »Leider gehört das Gedankenlesen nicht zu meinen Talenten. Ich kann bestenfalls eine Grundstimmung feststellen, und die ist bei ihr nicht gesund.«
    Juna war inzwischen losgefahren. Ach nein! Du kannst also keine Gedanken lesen? Sie schmunzelte. Dann sah sie in den Rückspiegel. Daniels Gesicht war sehr blass. »Soll ich dich nach Hause fahren?«
    »Nein, danke. Ich glaube, ich sehe lieber nach Sirona, damit sie heil nach Hause kommt. Würdest du bitte anhalten?«
Als er schon ausgestiegen war, steckte er noch einmal den Kopf durch die Tür. »Ich sollte es eigentlich nicht weitererzählen, aber vielleicht ist es wichtig. In den letzten Wochen sind zwei gefallene Engel verschwunden. Keine Freaks. Sie lebten in absolut normalen Verhältnissen. Niemand kann glauben, dass sie so plötzlich ins dunkle Lager übergewechselt sein sollen. Dachte, ihr solltet das wissen.« Damit war er verschwunden.
    Juna sah Arian an. »Das Gute kommt immer zum Schluss! Warum hat er uns das nicht eher gesagt?«
    »Er ist noch sehr jung und unerfahren.«
    »Aha.« Juna mochte nicht fragen, was Arian unter jung verstand. »Er vertraut dir nicht vollständig, oder irre ich da?«
    Er nahm ihre beiden Hände und hielt sie an sein Herz. »Es gibt Gerüchte, ich hätte familiäre Bindungen zur Unterwelt.«
    »Du meinst jetzt nicht die Mafia oder so, richtig?« Sie musterte ihn. Neuerdings gefiel es Arian, seine Haare unter einer schwarzen Bandana zu verbergen, die ihm noch mehr das Aussehen eines Piraten verlieh. Ein Pirat allerdings, der anstelle des goldenen Ohrrings eine Sonnenbrille trug, die nur gelegentlich auch auf seiner Nase saß. Jetzt beispielsweise. Sie befreite ihre Hände und nahm ihm die Brille ab.
    Er ließ es regungslos geschehen und sah ihr gerade in die Augen. »Willst du die Antwort wirklich wissen?«
    Juna wappnete sich gegen das Schlimmste. »Ja!« Ihre Stimmbänder schienen schon Schwierigkeiten mit diesem einen Wort zu haben, sie wagte nicht, mehr zu sagen.
    »Dann sieh her!«

24
    A rians königsblaue Augen, die seit seiner Rückkehr dunkler geworden waren, glühten plötzlich tiefrot. Juna sah schnell zur Seite. Aber wie der Bergsteiger von der Tiefe, wurde sie vom Abgrund angezogen, der hinter Arians Blick zu lauern schien.
    »Was hat das zu bedeuten? Bist du doch in Lucians höllisches Geschäft eingestiegen?«
    Arian nahm ihr die Sonnenbrille aus der Hand und setzte sie wieder auf. »Können wir darüber zu Hause sprechen?«
    »Wie du meinst.« Juna war über diesen Aufschub ganz froh und versuchte, während der Fahrt ihre Gedanken zu sortieren. Über das, was sie in Arians Augen entdeckt hatte, wollte sie lieber nicht nachdenken. Sirona machte ihr viel größere Sorgen, ganz zu schweigen von der merkwürdigen Gruppe, in die sie geraten war.
    »Juna? Willst du nicht aussteigen?«
    Sie sah auf und entdeckte, dass sie den Wagen bereits ordentlich in der Tiefgarage geparkt hatte. Verflixte Routine!
    Sie folgte Arian, und in ihrer Wohnung befreite sie sich erst einmal aus ihrer regennassen Kleidung. »Eine heiße Dusche ist

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