Fluegelschlag
der Startphase geradewegs in die Arme seines Schicksals gestürzt war.
Obwohl sie ihn inzwischen ganz in Ordnung fand, nahm sie sich vor, ihn genau zu beobachten. Und vielleicht hatten sie ja Glück, und Daniel war der Schlüssel zu einer Community gefallener Engel. Hatte er nicht auch von wir gesprochen, als es um Johns Beobachtung ging?
Am Gartenzaun wies ein neues Schild darauf hin, dass die Praxis heute Notdienst hatte. Juna fand es deprimierend, nun als ungebetener Gast in dieses Haus zurückzukehren, in dem sie einst sehr glücklich gewesen war. Doch Arians Hand an ihrer Taille gab Juna Sicherheit. »Wir sind bei dir!«, flüsterte ihr nun für die Menschheit unsichtbarer Begleiter ihr zu, und sie hatte den Eindruck, als pflichte Daniel ihm bei.
Sie führte Finn an der Leine durch den Vorgarten, was er normalerweise verabscheute, jetzt aber ohne Protest hinnahm.
»Würdest du bitte ein wenig leidender aussehen?«
Sofort ließ er den Kopf hängen.
»Danke.« Juna bemerkte nicht, dass Daniel sie verwirrt ansah, denn im gleichen Augenblick öffnete sich die Tür, und ein müdes Gesicht zeigte sich. »Ja?«
Tierärzte arbeiteten viel. Dieser schien gerade ein Mittagsschläfchen gehalten zu haben, denn wahrscheinlich war er die halbe Nacht über regelmäßig aus dem Bett geklingelt worden. Ihr Mitleid allerdings musste sie sich für später aufheben.
»Mein Hund.« Juna ruckte ein wenig an der Leine, weil Finn mit dem Schwanz wedelte. Sofort erinnerte er sich an seine Rolle und gab einen jammervollen Ton von sich.
»Was fehlt ihm denn?« Der fremde Tierarzt war plötzlich hellwach. Er ging vor Finn in die Hocke und kraulte ihn hinter den Ohren. »Dann kommen Sie mal herein.« Er ging bereits in den Behandlungsraum und bemerkte deshalb nicht, dass die Haustür wie von Geisterhand geschlossen worden war.
Juna setzte Finn, der ihr einen vorwurfsvollen Blick zuwarf, auf den Behandlungstisch, während der Tierarzt nach seinem Stethoskop suchte. Bevor sie jedoch die haarsträubende Krankengeschichte erzählen konnte, die sie sich auf der Fahrt hierher ausgedacht hatte, drehte er sich um.
»Sie sind doch eine Kollegin. Warum behandeln Sie Ihren Hund nicht selbst? Ihm fehlt gar nichts, stimmt’s?«
Juna stotterte eine Entschuldigung, vergrub die Hände in Finns Fell. Sie wusste nicht recht, wie sie jetzt weitermachen sollte.
»Steckt Ihr Großvater dahinter? Er hat immer von Ihren Fähigkeiten geschwärmt. Vielleicht möchten Sie auch die Praxis wieder übernehmen, die Sie in der Vergangenheit so vorbildlich geführt haben?«
»Das hat er gesagt?« Juna ging das Herz auf. »Mich hat er vor die Tür gesetzt, weil ich zu emotional war.«
Sie sahen sich verblüfft an. Dann begann der Mann zu grinsen. »Ihre Familie ist ein bisschen merkwürdig, aber das geht mich nichts an.« Nervös streichelte er Finn, der freundlicherweise still hielt. »Ich wäre Ihnen trotzdem dankbar, wenn Sie Ihrem Bruder sagen könnten, dass hier nichts für ihn zu holen ist. Er scheint unter dem Eindruck zu stehen,
Ihr Großvater hätte ein Bankdepot in diesem Hause eingerichtet, an dem er sich nach Belieben bedienen kann.«
Juna fragte nur: »Wie viel?«
»So an die tausend Pfund werden es inzwischen sein.«
Sie schlug eine Hand vor den Mund. »Sie bekommen Ihr Geld zurück, das verspreche ich Ihnen! Nur tun Sie uns allen einen Gefallen und schmeißen Sie John bei seinem nächsten Besuch achtkantig raus.«
Von Arian kam ein Räuspern. Der Arzt sah überrascht ins Leere, und Juna täuschte blitzschnell ein Husten vor.
»Vielleicht sollte ich Sie einmal abhören!«
Der arme Kerl hatte ja keine Ahnung, dass mein Freund mit einem beunruhigend neutralen Gesichtsausdruck keinen Meter von ihm entfernt steht , dachte Juna und beobachtete aus dem Augenwinkel, wie Arian die Hände in den Hosentaschen der Jeans vergrub, während Daniel in der Praxis herumwanderte und sich alles genau ansah.
»Ich bin okay.« Juna sprach schnell weiter. »Vielleicht wäre es besser, Sie rufen mich an, sobald John wiederauftaucht. Ich kümmere mich dann darum, dass er Sie nicht mehr belästigt.« Sie bat um Stift und Papier, um ihre Handynummer aufzuschreiben.
»Danke. Es ist nicht ganz einfach, das Haus war nicht eben billig, wissen Sie, und es müsste renoviert werden …«
Juna, die sich schon zum Gehen gewandt hatte, blieb noch einmal stehen. »Mein Großvater hat es Ihnen verkauft?«, fragte sie möglichst beiläufig.
»Er sagte, Glasgow
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