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Flüsterherz

Flüsterherz

Titel: Flüsterherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debora Zachariasse
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Rijksmuseum in Amsterdam an«, sagte ich lässig. »Und frage ihn, ob er uns was aus dem Fundus leiht.«
    »Wie? Da willst du einfach anrufen? Kennst du den Mann etwa?« Erst jetzt kapierte sie, dass das ein Scherz sein sollte. Alle lachten und Danny lief rot an.
    »Mir fällt gerade ein, dass wir noch ein paar Freiwillige brauchen, die hinterher alles aufräumen«, sagte Jeske.
    Easy hob die Hand und beugte sich zu mir. »Das mach ich. Hilfst du mit?«, flüsterte er und legte mir die andere Hand sanft auf die Schulter. Mein Herz machte einen Hüpfer, und ich hatte das Gefühl, dass meine Schulter spontan zu leuchten anfing. Ich wagte es nicht, mich zu bewegen, vor lauter Angst, er könnte sonst die Hand wegnehmen.
    »Prima, wenn Easy und Anna das übernehmen, wäre alles geklärt«, sagte Jeske. »Dann legt mal los. Und wenn sich Fragen ergeben, schickt ihr mir oder Frau Driessen eine SMS, okay?«
    Ich nahm mein iPhone raus, um Frau Driessens Nummer abzuspeichern.
    »Zeig mal«, sagte Easy.
    Unsere Finger berührten sich, als ich ihm das Telefon gab.
    Er betrachtete es und probierte daran herum.
    »Cooles Teil«, meinte er anerkennend.
    War er so ein Technikfreak?
    »Ist ganz neu«, sagte ich. »Damit mir meine Freunde auch immer eine SMS schreiben können.«
    Easy begriff sofort. »Aber nur die Freunde, die auch deine Nummer haben.«
    »Hast du ein gutes Gedächtnis?«
    »Und wie. Sag schon!«
    Ich flüsterte ihm meine Nummer ins Ohr. Wieder roch ich den Duft seiner Haare: Sandelholz und Meer.
    Als wir den überfüllten Raum verließen, warf Danny mir einen tödlichen Blick zu. Mit den Ellbogen bahnte sie sich einen Weg zur Tür, und bevor ich noch etwas sagen konnte, stand sie bei Easy und fing an, ihn zuzutexten. Es ging um Lampen, Filter, Farben … Ich sah nur Busen, langes, volles Haar und verführerisch klimpernde Wimpern.
    Und plötzlich galt sein ganz besonderes warmes Lächeln ihr.
    Ziege, dachte ich. Und meinte halb Danny und halb mich. Ziege, blöde Ziege.
    Ich wartete, weil ich hoffte, noch kurz mit Easy sprechen zu können. Aber Danny redete und redete und Easy schien mich komplett vergessen zu haben. Wie gern hätte ich ihn noch ein bisschen für mich gehabt, irgendwas mit ihm gequatscht. Jede Faser meines Körpers sehnte sich danach, noch einmal seine Hände zu spüren. Immer und immer wieder. Ich wollte, dass sein Lächeln mir ganz allein galt.
    Jeske zog mich mit in den Flur.
    »Läuft da was zwischen Easy und dir?«
    »Äh … hmmm … ich …«
    Auf die Schnelle fiel mir keine Antwort ein, aber Jeske hatte mich ohnehin durchschaut. »Lass nur, ich weiß Bescheid«, sagte sie. »Du bist ja rot wie ’ne Tomate. Willst du auf ihn warten?«
    »Besser nicht. Er scheint anderweitig beschäftigt zu sein.«
    »Pass auf mit dieser Danny«, sagte Jeske. »Die hat’s auf ihn abgesehen, jede Wette.«

3
    Sehnsüchtig wartete ich auf eine SMS, aber Easy meldete sich nicht. Ich war enttäuscht und versuchte, ihn aus meinen Gedanken zu verbannen. Was allerdings nicht so recht klappte.
    Außerdem kam mir immer wieder Freds Drohung in den Sinn. Diese blöde Lateinabschreiberei hing wie ein Damoklesschwert über mir. Fred tat, als hätte er das Ganze vergessen. Eine Runde Schulhofdienst, mehr war bisher nicht passiert. Vielleicht hatte JP ihn abblitzen lassen und ihm klargemacht, dass Tibby nun mal ein wenig Unterstützung brauchte. Vielleicht lauerte Fred aber auch nur darauf, mich demnächst endgültig in die Pfanne zu hauen.
    Zum Glück stand der Nikolausabend bevor und zu Hause war es endlich mal wieder gemütlich. Pa übte schon seit Tagen jazzige Weihnachtslieder auf seiner Klarinette und wir grölten lauthals mit. Sam schleppte Draht und alte Zeitungen in sein Zimmer und gab sich mächtig geheimnisvoll. Und Ma kochte Kakao, den wir mit einem Schuss Rum tranken.
    Der Nikolaus brachte jedem von uns Süßigkeiten, ein Nonsensgedicht von Pa und ansonsten nur ein Minipäckchen.
Für alle
, stand darauf.
    »Was ist drin?«, fragte ich.
    »Mach’s auf!« Ma lachte und ihre Augen leuchteten.
    Erst jetzt bemerkte ich, dass sie das rote Samtkleid trug. »Steht dir gut, das Kleid«, sagte ich und riss das Päckchen auf.
    Es enthielt ein Bild: von einer Wüstenlandschaft mit Pyramiden. Ich drehte die Karte um.

    Ich kippte fast vom Stuhl.
    »Tja«, sagte Pa. »Als ich mir neulich meinen Bücherschrank angesehen habe, ist mir aufgefallen, dass sich hier im Haus jemand sehr für Ägypten interessiert.«
    Ich fiel ihm

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