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Flüsterherz

Flüsterherz

Titel: Flüsterherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debora Zachariasse
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schludrigen Ärzten.
    Sam unterbrach mich. »Ein Haus im Grünen mit Garten? Die sind wohl stinkreich. Haben sie auch einen Swimmingpool?«
    »Swimmingpool? Nein, das nicht …«, haspelte ich. »Aber Katzen. Vier sogar. Eine heißt Schnaps. Und eine andere Whisky, die ist total niedlich und verschmust, aber eigentlich soll sie Mäuse fangen, sonst gehen die ans Brot und …«
    Sam runzelte die Stirn und warf Ma einen Blick zu. Auf einmal wusste ich nicht mehr, was ich sagen sollte. Klar, sie mochten keine Katzen, also verstanden sie es nicht, aber bei Tibby gehörten die Katzen nun mal dazu. Wie sollte ich ihnen begreiflich machen, wie schön es dort war, wenn ich die Katzen wegließ oder die Herzchen auf der Waschmaschine – so kindisch die auch waren – und die Retrogardinen und die angeschmuddelte Abzugshaube und …
    »Wahrscheinlich geerbt«, meinte Pa. »Manche Leute haben einfach unverschämtes Glück. Vor allem diese Tib-Tib-Tibeldi-Tibbys.«
    »Unverschämtes Glück, ja, das könnte hinkommen. Aber reich sind sie mit Sicherheit nicht«, sagte ich.
    Ma überlegte. »Sag mal, meinst du etwa das alte Häuschen am Bahndamm? Das hatten doch plötzlich irgendwelche Leute besetzt, weißt du noch, Schatz?« Sie sah meinen Vater an. »Wie lange mag das her sein? Zwanzig Jahre?«
    »Vierundzwanzig«, sagte Pa. »Ich hab’s mir genau gemerkt. Schließlich war das früher unser geheimer Treffpunkt, weißt du noch? Später sind da irgendwelche Althippies eingezogen, die’s sich auf Kosten der Allgemeinheit gut gehen ließen. Mietfrei wohnen, ohne Hypothek, ohne Verantwortung undSorgen.« Er sah mich bohrend an. »Ohne Pflichtgefühl, was sind denn schon Termine?«
    Termine! Mir schwante etwas. Die Geigenstunde …
    Sam unterbrach meine Gedanken. »Sieh mal an. Du hast also eine Hausbesetzerfreundin«, sagte er. »Wie ist’s denn dort?«
    Das hatte ich doch gerade erzählt. »Super ist es«, sagte ich, »viel schöner als hier. Nicht so brav und spießig. Dort wuchert Geißblatt am Haus und im Garten pflanzen sie Salat.«
    »Und das Geschirr zerschmeißen sie einfach nach dem Gebrauch, statt es brav und spießig in den Schrank zu stellen wie hier, was?«
    »Es tut mir leid, Sam, das war echt ein Versehen«, sagte ich.
    »Du warst nicht gerade vorsichtig beim Ausräumen.«
    »Es tut mir wirklich leid. Ich bringe das wieder in Ordnung.«
    »Schon gut. Vielleicht kommt’s ja von deinem verzückten Blick«, sagte er. »Man könnte glatt meinen, du wärst verknallt.«
    Verknallt? War das Glücksgefühl, als ich das Geißblatt roch, so etwas wie Verliebtheit? Und auch das Gefühl, als Wodka mir um die Beine strich und ich auf einmal wieder wusste, wie sehr ich mir eine Katze wünschte? Vielleicht war ich tatsächlich verliebt. In das Haus, in den blühenden Garten, in alles.
    Im nächsten Moment hörte ich mich sagen: »Ma, ich hätte so gern eine Katze. Nur eine einzige, nicht gleich vier. Ich kümmere mich auch ganz allein um sie, du hast überhaupt keine Mühe damit. Bitte, Ma.«
    Es war mir einfach rausgerutscht.
    »Tut mir leid, Anna«, sagte Ma kühl. »Eine Katze kommt mir nicht ins Haus.«
    Ich hätte es wissen müssen.
    »Warum denn nicht?«, rief ich. »Ich wünsch mir doch schon so lange eine. Und wie gesagt, du hättest gar keine Arbeit damit. Außerdem sind Katzen sehr reinliche Tiere.«
    »Klar, wenn man sie mit einem Korken zustopft«, sagte Sam.
    Sie lachten.
    »Nein, das geht wirklich nicht«, sagte Ma. »Was meinst du dazu, Schatz?«
    »Sobald wir hier Mäuse haben, bin ich dafür. Haben wir Mäuse? Ich sehe keine. Ihr?«
    »Mann, Pa! Kannst du mich nicht ein einziges Mal unterstützen?«
    »Ich geb mir Mühe, aber erwarte nicht zu viel«, sagte Pa kryptisch. »Und nach dem Essen haben wir beide noch was zu besprechen.«
    Pa setzte sich an meinen Schreibtisch. »Viola hat angerufen«, sagte er freundlich. »Du warst heute nicht beim Geigenunterricht. Ich wollte beim Essen nicht die Stimmung verderben, aber jetzt wüsste ich doch gern, warum. War es wegen des besetzten Hauses?«
    Weswegen sonst? Ich zuckte mit den Schultern und sagte nichts.
    »Viola ist nicht sonderlich angetan von deinen Fortschritten. Übst du eigentlich genug?«
    Ich nickte unbestimmt, denn mir fielen nur Antworten ein, die ich besser für mich behielt. Zum Beispiel, dass Viola eine Sklaventreiberin ist und frustriert, weil man sie beim Sinfonieorchester abgelehnt hat, dass
ich
deswegen noch lange nicht dort spielen muss und dass

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