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Flug des Adlers

Titel: Flug des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. E. Knight
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schmackhaft gewesen. Dank des Salzes.
    »Wie ist der Senator so?«
    »Er ist wunderbar. Eine echte amerikanische Erfolgsgeschichte aus der guten alten Zeit. Bunting, John Philip Sousa und so. Er ist der Sohn von einem der Tunnelbauer, aber er ist den Fußstapfen seines Vaters nicht lange gefolgt, sondern hat sich schon jung zur Wahl gestellt. Bei der ersten Wahl hat er sich selbst repräsentiert, und der Richter war so beeindruckt von seiner Rhetorik, dass er Repräsentant des Dritten Districts wurde. Da ist dann der Verteidigungsminister auf ihn aufmerksam geworden, und er hat eine Stelle im Genehmigungsausschuss des Widerstands bekommen. Seine Pressekonferenzen waren wirklich etwas Besonderes. Ich glaube, ich war neun, als …«
    »Sie haben hier so etwas wie Presse?«
    »Natürlich. Alle großen Zeitungen sind immer noch da - natürlich erscheinen sie nur noch am Dienstag mit guten, am Freitag mit schlechten Nachrichten und am Sonntag mit Auswertungen der Ereignisse. Ich habe eine Ausgabe der Times hier …«
    Sie zog ein einzelnes, zusammengefaltetes Blatt Zeitungspapier hervor, insgesamt vier in kleiner Schrift bedruckte
»Seiten« unter einer Flagge. Die Schlagzeile auf der Vorderseite lautete:
    PALMETTO-BERGSTROM UNTERSUCHUNG
WEITET SICH AUS
KABINETT MÖGLICHERWEISE INVOLVIERT
VIZEPRÄSIDENT VERWEIGERT KOMMENTAR
»WERDEN RASIERKLINGEN MWS-MITARBEITER ZUM
VERHÄNGNIS?«
    Valentine überflog ein paar Absätze. Offenbar war ein Gerichtsbediensteter namens Palmetto dabei erwischt worden, sich ein Walkie-Talkie mit einem Kongress-Referenten namens Bergstrom geteilt und so gegen das Gewaltenteilungsprinzip verstoßen zu haben. Die »neuen Beweise« stammten vom Stabschef des Ministeriums für Wohnen und Städteplanung, der dem Justizministerium gegenüber eingeräumt hatte, er hätte versucht, Bergstrom anzufunken, hätte stattdessen Palmetto erreicht und erwähnt, dass eine neue Lieferung Rasierklingen eingetroffen sei.
    »Wie dumm«, sagte Ducks. »Ich kann mir nur vorstellen, dass sie nicht wusste, wer Palmetto ist. Die machen da nur so einen Wind drum, weil im Augenblick sowohl der Vizepräsident als auch Donovan Baltrout der Mehrheit angehören. Also, wie steht es mit Ihrem Beitrag?«
    »Dieser Shake fließt direkt durch mich durch. Ich bin gleich wieder da«, sagte Valentine und ging zur Toilette, die mit Schildern ausgestattet war, auf denen KEIN TRINKWASSER zu lesen stand. Dort zog er zwei seiner Goldmünzen hervor - der Gürtel war inzwischen mehr als nur halb leer - und kehrte in die Nische zurück.
    »Okay, ich habe …«
    »Oh, guter Gott, geben Sie das nicht mir«, sagte Ducks und rückte so weit von ihm ab, dass sie beinahe aus der
Nische gefallen wäre. »Sind Sie verrückt? Wir machen einen Abstecher zum Stand für politische Gerechtigkeit, und dort beschriften Sie zwei Umschläge, einen für die Winterernte und einen anderen für den Wahlkampf des Senators. Für Letzteres müssen Sie etliche Formulare ausfüllen. Danach wird man mir die Umschläge übergeben.«
    »Aha.«
    »Der Senator sitzt nämlich im Antikorruptionskomitee. Wir dürfen uns nicht bei irgendwas erwischen lassen.«
    Sie ließ die Mahlzeit auf die Rechnung des Senators schreiben, und sie arbeiteten sich an den Ständen abseits der Mall, die einen ganzen Tunnelabschnitt belegten, durch die Formulare.
    Haufenweise Leute mit Plakaten, Pamphleten, Tassen, Krügen und Geldbeuteln füllten den Tunnel und kreisten um jene, die zu den Ständen strebten oder gerade zurückkamen. »Unterstützen Sie Booth-Ramierez!«, » Bringt Amerika zurück braucht Sie!«, » Essen für den Geist sucht freiwillige Arbeitskräfte, eine freie Mahlzeit am Tag!«, »Haltet die Senatsjunta im Mittelwesten auf, ehe die Sie aufhält!«
    Ducks benutzte ihre Aktenmappe wie den Bug eines Eisbrechers und bahnte sich einen Weg durch die Menge.
    »Widerlich.«
    Valentine drängte sich dicht hinter sie. Irgendwelche Leute steckten ihm Flugblätter in den Kragen, einen Stiefel, sein leeres Halfter, in alles, was erreichbar war. Schließlich kamen sie zu einem Polizisten, der sie in die Schlange vor dem nächsten verfügbaren Bundesschatzmeister dirigierte.
    Valentine sah den Leuten zu, die an den gläsernen Schalter traten. In der KZ hatte er gesehen, wie Rationen in alten Wechselstuben ausgegeben wurden, und diese Einrichtung kam ihm vor wie eine saubere, gut ausgeleuchtete
Version davon. Sie mussten nur zehn Minuten anstehen. Derweil grollte Valentines Magen, als er

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