Flug des Adlers
schauzbärtigen Captain Clarke und dem Staff Sergeant der Miliz, der ihre Unterkunft täglich auf Anzeichen von Beschädigungen kontrollierte.
Clarke klopfte und trat ein, ohne eine Reaktion abzuwarten. »Sie haben Besuch. Er wird hoffentlich herausfinden, was zum Teufel wir mit Ihnen machen sollen.«
Der Captain und sein Miliz-Sergeant warteten draußen vor der geschlossenen Tür, während der gerade eingetroffene Lieutenant sich setzte und ein Notizbuch aufklappte. Sein schlecht funktionierender Füllhalter hatte Tintenflecken an seinen Fingern hinterlassen, und er trug eine Brille mit dicken Gläsern, deren Rahmen aussah, als wäre er ursprünglich für eine Frau gedacht gewesen.
»Mein Name ist Lieutenant Walker. Das ist Sergeant Coombs. Sie sind … äh … David Valentine, wenn ich richtig informiert bin?«, fragte er und lugte durch die Brillengläser, die Ähnlichkeit mit einem Flaschenboden hatten.
»Ja«, sagte Valentine.
»Dann sind Sie Gide. Keine weiteren Namen?«
»Man hat mir schon viele Namen gegeben, aber die würde ich nicht gern niedergeschrieben sehen«, sagte sie.
Der Sergeant leckte sich die Lippen, als er sie ansah. Sie hatte in einem der Schränke ein dickes Flanellhemd entdeckt und ihr Haar zu einem strammen Pferdeschwanz gebunden, dennoch verströmte sie immer noch die ihr eigene aggressive Sinnlichkeit.
»Hat man Sie gut behandelt, seit Sie angekommen sind? Sie können ruhig aufrichtig sein - ich unterstehe einer völlig anderen Kommandokette. Genug zu essen? Wasser zum Waschen? Medizinische Versorgung?«
Valentine zog an der elastischen Binde an seinem Fußgelenk, das mit der üblichen Schnelligkeit heilte. »Die Leute waren in jedem Punkt großzügig.«
»Gut. Geburtsort?«
»Boundary Waters, Minnesota«, sagte Valentine.
»Choa Flats, Arizona«, gab Gide an.
»Frei geboren?«
»Was bedeutet das?«
»Nicht in die Sklaverei geboren, auf einem Anwesen oder was immer.«
»Nein«, sagte Valentine. »Frei.«
»Dass ich in der Konföderation geboren wurde, ist offensichtlich«, sagte Gide.
»Militärische Erfahrung? Jemand muss Ihnen das Fliegen beigebracht haben, David. Sollen wir damit anfangen?«
Valentine stützte die Hände auf die Knie. »Wir sollten lieber ein paar Jahre weiter zurückgehen. Ich habe mich erstmals im Mai 2061 dem Kommando-Süd angeschlossen, als eine Wolfspatrouille in unsere Gegend gekommen ist …«
Der Rest dauerte noch ungefähr zwanzig Minuten. Seine Wanderungen nach Blakes Adoption streifte Valentine nur am Rande.
Lieutenant Walkers Füller war leer, als Valentine von der Belohnung berichtete, die er gefordert hatte. »Verdammt«, murmelte er. »Hören Sie, äh, Major Valentine, das ist ein bisschen mehr, als ich erwartet hatte. Wenn Sie gestatten, wüsste ich gern, warum Sie hergekommen sind.«
»Ich will, dass unsere Seite gewinnt«, sagte Valentine. »Der Ruf Ihres Generals ist über die Berge hinaus bekannt.«
»Er beansprucht eigentlich gar keinen militärischen Rang«, sagte Walker. »Theoretisch ist er nach wie vor Zivilist. Aber für uns ist er so etwas wie unser Präsident. Manchmal wird er nur der Alte Mann genannt.«
»Wenn Sie vom alten Adler reden, weiß auch jeder, wen Sie meinen«, fügte Sergeant Coombs hinzu.
Walker fummelte an Füller und Tintenfass herum. »Ich werde Ihren Fall einer höheren Stelle vorlegen müssen. Wollen Sie so lange hier bleiben, oder begleiten Sie mich zu meinem Stützpunkt?«
»Wenn das ein wenig Reisezeit erspart«, sagte Valentine.
»Wir werden versuchen, Sie unterzubringen«, sagte Walker und sah sich über die Schulter zu seinem an der Wand lehnenden Sergeant um, der sich prompt ein wenig aufrichtete.
Walker schlug eine neue Seite auf. »Also gut, Gide, werden Sie mir jetzt erzählen, Sie hätten Eisenhowers Schwimmende Festung versenkt?«
Gide fixierte Valentine, als versuchte sie, in seinem Gesicht die Symptome des Größenwahns zu erkennen.
»Nein. Ich kann reiten. Ich kann schießen. Ich bin gesund«, sagte sie.
»›Kann schießen‹ wird ihren Künsten nicht gerecht«, warf Valentine ein.
Walker verbrachte einige Zeit mit der Befragung von Gide, aber Valentine sah, dass er in Gedanken woanders war. Er stellte seine Fragen geschickt, und nach allem, was Valentine von ihm erlebt hatte, könnten seine dicken Brillengläser und der Füller schlicht Requisiten sein, die den Befragten zu mangelnder Vorsicht verleiten sollten. Vor allem war er gut in der Hauptaufgabe jedes
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