Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Flug des Adlers

Titel: Flug des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. E. Knight
Vom Netzwerk:
Washington für Verbrechen bestraft werden würde, die in Arkansas begangen wurden.
    »Das macht keinen Spaß«, sagte Valentine, als sie ihn nach den Wölfen fragte und wissen wollte, wie viele Frauen unter ihnen waren. »Den größten Teil der Zeit ist man müde und gelangweilt. Dann gibt es plötzlich einen Riesenradau, und man sieht sich mit klingelnden Ohren um und erkennt, dass die Hälfte der Leute, die man gekannt hat, schon tot sind.«
    »Ich erwarte nicht, dass es Spaß macht«, sagte sie. »Ich will nur meine Chance, gegen sie zu kämpfen. Ich bin es leid herumzustehen und einfach zuzusehen. Ich kann es packen.«
    »Ein paar Tätowierungen machen dich nicht hart«, sagte Valentine und bedauerte es sogleich.
    Sie verschränkte die Arme vor der Brust, wandte sich ab und starrte durch das verriegelte Fenster hinaus zu einem Flecken blauen Himmels.
    »Tut mir leid, Gide.«
    Sie studierte die Straße. »Mir egal.«
    »Eingesperrt sein und nichts zu tun zu haben, zerrt an meinen Nerven.«
    »Ich habe schon Menschen getötet, weißt du. Zwei Männer«, sagte sie.
    »Tut mir leid, das zu hören«, entgegnete Valentine.
    »Mein Dad hat ziemlich viel getrunken, als er älter wurde. Er bekam Angst, in die Stadt zu gehen, um sich Arbeit zu suchen. Er dachte, sie würden ihn holen. Am Ende … ich bin gerade fünfzehn geworden. Er hat versucht,
mich zu verkaufen. Für Sex, verstehst du, ich war noch Jungfrau und alles. Irgendein reicher Kerl aus Tempe und sein Diener sind gekommen, um mich zu holen. Der Diener hat mich gewaschen und mir das Haar ausgekämmt und gesagt, ich solle keine Angst haben.
    Nach ungefähr einer Woche hatte er genug von mir und hat mich zurück zu Pa geschickt. Aber da kannte ich schon alle Ein- und Ausgänge des Hauses und wusste, wann die Dienstbotentür unverschlossen war. Ich habe mir ein paar fiese Klapperschlangen besorgt und ihnen die Rasseln abgehackt. Er hatte da so ein Klosett mit einem Telefon. Da ist er morgens immer zuerst hingegangen. Ich habe den Draht durchgeschnitten, die Birne kaputtgemacht und die Schlangen dort deponiert.
    Die Schlangen haben ihn natürlich erwischt, und er hat angefangen zu brüllen. Da ist der Diener gekommen und hat sein riesiges, abgesägtes Gewehr weggelegt, um ihn von den Schlangen wegzuziehen, wahrscheinlich, damit er auf sie schießen konnte, ohne seinem Herrn die Beine wegzupusten. Ich habe mich angeschlichen, mir das Gewehr geschnappt und beiden ins Gesicht geschossen. Ein Rohr für jeden.
    Das Komische ist, dass der Kerl eigentlich ganz nett war. Er ist wirklich liebenswürdig und freundlich zu mir gewesen, und er hat mir eine Art Pille gegeben, als es vorbei war, die mich irgendwie ausspülen sollte, damit ich meine Periode bekomme. Der, auf den ich eigentlich schießen wollte, war mein Vater. Vielleicht nicht ins Gesicht, aber auf seinen Fuß oder sein Knie oder so. Einen Tag später habe ich gehört, dass sie die Dienerschaft abgeholt haben, die Leute, die dort an dem Tag gearbeitet hatten, und das war für mich das Gemeinste an der
ganzen Sache. Ein Koch, ein Gärtner, eine Haushälterin, die alle kilometerweit entfernt gewohnt haben und mit einem alten, kaputten Bus fahren mussten, um überhaupt zur Arbeit zu kommen. Bis dahin war alles, was mit der neuen Herrschaft zu tun hat, beängstigend, aber nicht konkret. Als ich erleben musste, wie sie in der Realität zuschlug, hat mich das mehr verändert, als von diesem alten Kerl gefickt zu werden.
    Ich bin abgehauen, nach Yuma, wollte nach Kalifornien und hätte es auch geschafft. Aber in Yuma habe ich einen netten Jungen kennengelernt. Er hat halbtags im Laden gearbeitet, während er auf dem Flugplatz eine Elektronikerlehre gemacht hat. Aber er wurde geläutert. In meinem ersten Jahr dort.«
    Valentine wartete, bis er sicher war, dass sie nichts mehr sagen wollte. »Was ist aus deinem Dad geworden?«
    »Keine Ahnung. Ich hätte mir einen Job in der Stadt besorgen und ihn irgendwo außer Reichweite unterbringen sollen. Ich glaube nicht, dass er auf irgendeiner offiziellen Liste gestanden hat - niemand wäre auf ihn aufmerksam geworden. Blöder alter Säufer.«
    »Du bist hart«, sagte Valentine.
    »Nur äußerlich. Wie ein Käfer.«
    Valentine nickte. »Ich weiß, was du meinst.«

    Draußen grollte ein Gewitter, als eine höhere Stelle nach ihnen verlangte. Valentine zog eine Hose aus Moleskin an, die man ihm gegeben hatte, und sein einziges Oberteil mit Kragen, ein Rollkragenshirt aus

Weitere Kostenlose Bücher