Flug des Adlers

Sie wohl noch lernen. Ich möchte Sie unter meinem Kommando haben.«
    »Delta-Gruppe?«
    »Weltenweber-verbessert. Delta ist ein Symbol der Veränderung. Wir hier oben sind überwiegend Bären. Ich weiß nicht, ob ihnen die Gegend so gut gefällt, oder ob es nur daran liegt, dass wir wissen, wo die Beißer sind und weder Wölfe noch Katzen brauchen, um sie zu orten.«
    »Ich habe mit Bären gearbeitet«, sagte Valentine. »Wenn Sie wollen, dass ich einer werde …«
    Thunderbird schnalzte nachdenklich mit der Zunge. »Ich glaube nicht, dass ich Sie in Ihrem ehemaligen Rang
einsetzen kann. Aber wir könnten einen Job für Sie und dieses Dingsbums finden, mit dem Sie hergeflogen sind.«
    »Wie Sie wünschen«, sagte Valentine. »Es wird mir guttun, wieder zu einem Team zu gehören.«
    »Dann befriedigen Sie doch meine Neugier, Valentine. Warum sind Sie den ganzen Weg hierhergekommen? Sie hätten sich auch in Denver oder Wyoming oder sogar in der Karibik nützlich machen und sich viele Meilen ersparen können. Warum wir?«
    »Sie gewinnen«, sagte Valentine.
    »Verdammt richtig, das tun wir«, warf Walker ein. »Und wir gewinnen weiter, solange Gott will.«
    Der alte Mann senkte den Kopf, und Valentine sah, wie sich seine Lippen tonlos bewegten.
    »Sie erhalten später eine Einweisung. Vorher möchte ich umfassend informiert werden.«
    Walker holte Kaffee, und sie setzten sich zusammen. Ungefähr fünfundvierzig Minuten lang unterhielten sie sich, und es war eher ein Gespräch als ein Verhör. Besonders interessiert waren sie an seinen Reisen in der Karibik und den genauen Umständen, die zu seiner Verhandlung vor dem Kriegsgericht und seiner Verurteilung nach dem Ausbrechergesetz geführt hatten. »Typisch«, sagte Thunderbird. »Siegen wollen sie. Nur die Währung, mit der sie dafür bezahlen, passt ihnen nicht.« Danach machten sie eine kurze Pause und Valentine sah, dass Thunderbird zum Telefon griff.
    Später sprachen sie mit Gide, und Valentine saß untätig auf dem Korridor. Ihre Befragung fiel deutlich kürzer aus.
    »Befristet aufgenommen in die Miliz«, sagte sie. »Ich schätze, das ist ein Anfang.«
    Valentine ging zurück in das Klassenzimmer, in dem Thunderbird wieder telefonierte. »Ja, das ist richtig. Ich
will, dass alles nördlich der Woodinville Road geräumt wird. Sie glauben, Redmond wäre als Nächstes dran, aber wir ziehen uns zurück und verlegen die Eingreifgruppe nach Norden.« Er sah Valentine an. »Ja?«
    »Meine Freundin Gide. Ich hatte gehofft, wir könnten zusammenbleiben.«
    »Wir reden in zehn Minuten weiter«, sagte er in die Sprechmuschel und legte den Hörer auf. »Sie ist normal. Und außerdem eine Frau. Für sie ist kein Platz bei den Bären der Delta-Gruppe.«
    »Sie und ich …«
    Klack, klack, machte die Zunge. »Etwas Warmes, das zu Hause wartet?«
    »Eher so etwas wie Geistesverwandtschaft.«
    »Kontrollieren Sie lieber noch einmal ihr Messinstrument für wahre Liebe. Sie hört sich an, als wäre sie erpicht darauf zu dienen. Mit oder ohne Sie. Wenn Sie dann und wann was Leckeres wollen, die Delta-Gruppe hat genug Gelegenheiten zu bieten, glauben Sie mir. Ich sage Ihnen was, ich sorge dafür, dass sie einen Posten in der Nähe unserer Einsatzzentrale bekommt. Dann ist sie nur einen kurzen Spaziergang von Ihnen entfernt. Einverstanden?«
    »Mehr als das«, sagte Valentine und fragte sich, warum sein Bauch grollte.
    Thunderbird griff wieder zum Hörer. »Wir sehen uns auf der anderen Seite der Berge, Valentine.«

8
    F ort Grizzly, Washington, den Außenbezirken Seattles zugewandt: Die Männer nennen es entweder »Fort Gristle« oder »Fort Drizzly«, je nachdem ob sich die Gespräche in der Stube um das Essen oder das Wetter drehen. Valentine bekam das Seattle Basin in seinem besten Monat zu sehen.
    Grizzly liegt auf dem Osthang eines Höhenzugs auf einem alten Minengelände mit einem Steinbruch und einem verwirrenden Netzwerk aus Tunneln. Das unterirdische »Labyrinth« dient Fort Grizzly als Waffenlager, Luftschutzbunker, Werkstatt und Lagerhalle und, was am wichtigsten ist, als Sammelraum für Einsätze gegen Seattle.
    Bergbaugeräte klappern tagein, tagaus und treiben die Gänge langsam weiter voran, eine Art Drill für die Männer, die nichts Besseres zu tun haben. Der Lärm bildet das Hintergrundgeräusch für viele Gespräche, nur nicht für die, die in den tieferen Höhlen stattfinden. Bei Nacht herrscht gesegnete Stille, durchbrochen nur von den Geräuschen