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Flug des Adlers

Titel: Flug des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. E. Knight
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trainierender Männer, denn die Bären von Fort Grizzly operieren
im Schutz der Dunkelheit überall auf den westlichen Hängen der Kaskaden und fordern die Schlächter geradezu heraus, sich ihnen zu stellen, wenn deren Kraft den Zenit erreicht hat.
    Einen Meter hohe Lettern an den Zugangstunneln mahnen und warnen: WIR STERBEN FÜR DIE ZUKUNFT; JEDER KANN EIN HELD SEIN; NACH DEM SIEG WIRD DER DANK UNSER SEIN; FRIEDEN GIBT ES AUF DEM FRIEDHOF.
    Das Labyrinth ist überraschend luftig und großzügig. An vielen Stellen finden sich gemauerte Wände in heiteren, sanften Grün- und Gelbtönen. Eingerichtet ist es mit Stücken aus alten Häusern; an manchen Stellen erinnert es in der Tat eher an den Ausstellungsraum eines Möbelhauses als an einen Bunker. In einigen Höhlen gibt es fließendes Wasser und in allen mit Ausnahme der Sackgassen und Irrwege, die nur angelegt wurden, um Eindringlinge zu narren, elektrischen Strom. Um eine der Höhlen hoher Priorität zu erreichen, muss man zunächst durch tiefe Dunkelheit gehen und sich anschließend, geblendet von Scheinwerfern, an die Kontrollpunkte herantasten. Beinahe jede Form eines Bombardements würde allenfalls zur Schließung einiger Eingänge führen, und ein Angriff auf den Komplex käme dem Versuch gleich, einer Horde Grizzlybären in ihren Höhlen zu trotzen.

    »… nie zu zweifeln, nie zu kapitulieren und nie nachzulassen, bis unsere Zukunft wieder uns gehört«, wiederholte Valentine zusammen mit Gide, die rechte Hand ausgestreckt zu den Sternen und Streifen der amerikanischen Flagge und einem Totempfahl monetärer Nennwerte, auf denen die amerikanischen Präsidenten abgebildet waren, die linke Hand neben Gides auf einem schwarzen Schlächterschädel, der auf einem hölzernen Podest ruhte. »Ich werde die Befehle meiner rechtmäßigen Vorgesetzten befolgen bis zu unserem Sieg, meinem Tod oder meiner ehrenhaften Entlassung.«

    Für Valentine schmeckten die Worte nach Blut und Eisen. Als er sich dem Kommando Süd angeschlossen hatte, hatte er nach einwöchigem Marsch aus Minnesota Richtung Süden ebenfalls einen Eid abgelegt. Das Zeremoniell, das von einem alten Wolfssergeant mit einer eselsohrigen Bibel in Händen durchgeführt wurde, war eher leger gewesen. Bei jenem Eid hatte es eine ganz ähnliche Phrase gegeben: »Ich werde die rechtmäßigen Befehle meiner Vorgesetzten befolgen«, doch für Valentine, der sich im Anschluss in Gedanken eingehend mit den Worten befasste, lagen Welten zwischen den möglichen Interpretationen dieser beiden Formulierungen.
    Zusammen mit Gide legte er als eine Art von letztem Tribut an ihre Freundschaft den Eid in Fort Grizzly am Fuß des Osthangs der »Grizzly Ridge« ab. Die Sonne schien, und die Kiefern auf den Bergen im Westen schimmerten bläulich.
    »Eine Vereidigung von einem so kleinen Umfang habe ich noch nie gehabt«, bekundete Thunderbird und winkte einen Private mit einer schwarzen Bowlingkugeltasche herbei, in der der Schlächterschädel verwahrt wurde. »Aber Sie sind kein gewöhnlicher Rekrut.« Ein Corporal aus Thunderbirds Kommando, der auf den Namen Wilson hörte, entzündete eine Zigarette und paffte gierig.
    Valentine fühlte, dass Gide neben ihm zitterte. Merkte Thunderbird denn nicht, dass dies ein bedeutender Moment in ihrem Leben war?
    »Du hast es geschafft, Gide«, sagte Valentine. »Herzlichen Glückwunsch.«
    »Besorgen wir Ihnen beiden mal eine Uniform, nun da die rechtliche Seite erledigt ist«, sagte Thunderbird. »Rekrutin Gide, Sie werden im Treibstoffdepot erwartet. Dort erhalten Sie Ihre Grundausstattung. Ab mit Ihnen.«
    »Salutieren«, flüsterte Valentine ihr zu.

    »Danke, Sir«, sagte sie und salutierte. Er erwiderte die Geste.
    »Das berechtigt dich, einen mit mir zu trinken«, sagte Valentine. »Eine Tradition des Kommandos Süd. Ich sehe nach dir, sobald ich kann.«
    Klack, klack. »Das hier ist das Pazifikkommando, Valentine«, sagte Thunderbird. Aber er lächelte dabei. »Aber wir werden schon dafür sorgen, dass Sie beide Ihre Verabredung bekommen.
    Holen wir Sie mal aus Ihrer Motorradausrüstung raus. Wilson, bringen Sie Valentine rüber ins medizinische Zentrum zur Kontrolle seiner Fitness, und erkundigen Sie sich, ob der Professor eine Stunde Zeit hat für eine kurze Grundlagenlektion.«
    Valentine schüttelte Gide die Hand. Sie sah munter aus, zu allem bereit. Sie hatte sich gewitzt genug gezeigt, ein »Sir« anzuhängen, und sie war tüchtig. Sie würde zurechtkommen. Warum zögerte

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