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Flug des Adlers

Titel: Flug des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. E. Knight
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getan«, sagte sie, schoss so schnell wie eine der Schlangen, die auf ihre Arme tätowiert waren, über das Bett und küsste ihn.
    Der Rest verlief in einer Woge aufgestauten Begehrens, so spritzig wie Champagner und genauso berauschend.

    Am Morgen erwachte Valentine mit einem Schrecken.
    Schlächter!
    Ihm fiel auf, dass er schon aufrecht dasaß und in gespannter Stille lauschte. Nein … die sonderbare, kalte Stelle in seinem Bewusstsein war nicht da, nicht real; es war nur das Echo eines Alptraums.
    »Alles in Ordnung?«, murmelte Gide.
    »Ein Krampf«, log Valentine.
    »Du schwitzt.«
    »Ja. Ich bin gleich wieder da.«
    Er wusch sich im Bad das Gesicht und lauschte immer noch. Dann ging er hinaus auf den Balkon und sah sich in einer Welt um, die unter dem sich langsam rosa verfärbenden Himmel dunkler denn je erschien. Er hörte jemanden den Balkon unter ihnen fegen, roch frisches Brot und den femininen Moschusduft von Gide auf seiner Haut.
    Er ging zurück ins Bett und schlief wieder tief und fest.
Den Rest des Wochenendes verbrachten sie überwiegend in ihrem Zimmer und probierten etwas aus, das Valentine vorher noch nie genossen hatte: Zimmerservice.
    Der Samstag verging in hellem Sonnenschein mit wenigen, dahinziehenden Wolken am Himmel, und sie erholten sich von ihren Runden im Bett bei Kaffee oder Tee auf dem Balkon. Dort saßen sie mit einem der Kissen aus dem Bett im Rücken auf einer alten Bank. Gide war, wie ihr Vater in seinen besseren Tagen, eine Leseratte, und sie wühlten sich durch die abgegriffenen, vergilbten Bücher, die sie aus der kleinen Bibliothek des Hotels geholt hatten. Zum Abendessen zogen sie sich an, und später stellten sie fest, dass die zweite gemeinsame Nacht noch entzückender war als die erste.
    Am Sonntag trampten sie zurück nach Westen und fuhren auf der Ladefläche eines viersitzigen Pick-ups mit, in dem drei Captains saßen, die Valentine an eines der Pokerblätter erinnerten, die ihn hergebracht hatten.
    Der Abschied von Gide fiel schwer. Aber wie all die Tage, an denen er sich vor dem Kriegsalltag davonstehlen konnte, wurde auch dieser durch seine Kürze umso wertvoller für ihn.

    Vier Tage später hatte er seinen ersten Einsatz.
    »Kurierdienst«, so nannten sie es.
    Valentine schwirrte hinaus über die Gewässer von Seattle, so niedrig er es nur wagte. Ein Schlächter hätte ihn aus der Ferne für ein schnell dahinrasendes Patrouillenboot halten können.
    Sie hatten den Auspuff des kleinen Fluggeräts modifiziert, um die Geräuschentwicklung zu mindern und es klingen zu lassen wie ein überdimensioniertes Motorrad. Valentine spürte einen geringen Leistungsverlust, aber
das bedeutete nur, dass er keine akrobatischen Wenden im Steigflug mehr fliegen konnte.
    Die Hafeneinfahrt von Seattle war durch zwei hohe, auf alte Funkmasten montierte Laternen gekennzeichnet. Der im Norden befand sich auf einer Insel, der andere stand auf dem Festland. Angeblich musste viermal pro Tag irgendein armes Schwein raufklettern und die Gewässer in der Nähe der Stadt bewachen.
    Er fragte sich, ob man in ihm einen potenziellen Schmuggler vermuten würde.
    Er hielt sich weit weg von dem Südturm, benutzte ihn aber als Wegpunkt. Über der südwestlichen Halbinsel ging er etwas höher und sah drei Lichter, ein blaues und zwei rote, die zusammen ein gleichseitiges Dreieck ergaben.
    Zwei der Lichter gingen aus, als er über sie hinwegflog, nur das blaue brannte noch. Er vertraute auf den Giro und flog näher heran.
    Mit pochendem Herzen setzte er das Fluggerät auf dem kleinen Feld bei der Signalleuchte auf. Er war auf einer grasbewachsenen Ebene in der Nähe einer Art Abwasserkanal gelandet. Fundamente abgerissener Häuser verbargen sich unter einem Teppich aus Unkraut, und junge Kiefern schirmten ihn von der Straße ab. Ein Mann löste sich von seinen zwei Kameraden, von denen einer ein Gewehr trug, der andere einen großen Sportbogen, und rannte auf den Hubschrauber zu.
    Valentine öffnete das Verdeck.
    »Stopp«, rief der Mann und kauerte sich zu Boden.
    »Licht«, antwortete Valentine.
    Der Fremde hastete näher heran. Sein Gesicht war hinter einem Schal und einem tief über die Ohren gezogenen Hut verborgen. Valentine griff nach hinten und zog eine Reisetasche hervor. Was immer in ihr war, es wog nicht
mehr als Plastik, und es klapperte leise, als er die versiegelte Tasche übergab.
    »Bitte schön.«
    »Sagen Sie denen, sie sollen sich keine Sorgen machen. Es gibt viele Helden auf dieser

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