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Flug des Adlers

Titel: Flug des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. E. Knight
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ihre.

    Der Ausblick war herrlich anzusehen unter der Mondsichel.
    Er hing neben, teilweise über einem Wasserfall am Hang. Zwei lange Blöcke mit Zimmern, jeweils zwei Stockwerke hoch und von Balkonen gesäumt, boten einen wundervollen Blick auf das Wasser. In der Mitte gab es einen bugförmigen Keil aus Glas und rohem Holz, gekrümmt wie der Kopf eines Adlers.
    Das mit Teppichboden ausgestattete Innere wirkte, als hätte man eine Jagdhütte in ein Luxushotel integriert. Es war sauber wie in einem Operationssaal und roch sogar drin nach immergrünen Gehölzen. Eine kleine Armee von Mitarbeitern in rabenschwarzer Kleidung und makellosen weißen Schürzen huschte am Rande der Räume und Korridore entlang.
    Ein Portier in einem sauberen schwarzen Hemd mit goldenen Knöpfen und einer ebenfalls schwarzen Hose nahm sie in Empfang und vermerkte ihre Anwesenheit an einem alten Computer. Valentine bemühte sich, nicht zu gaffen. Er konnte sich nicht vorstellen, dass das Kommando Süd je einen funktionstüchtigen Computer an ein Hotel vergeudet hätte. Andererseits hatte er nicht sonderlich oft in den besseren Kreisen verkehrt.
    Der Portier gab ihnen Namensschilder mit Krokodilklemmen, auf denen ihre Vornamen und ihre Abteilung aufgeführt waren. Auf Gides stand ihr Name in Großbuchstaben, gefolgt von FREIWILLIGE/MILIZ. Auf Valentines war DAVID/DELTA-GRUPPE zu lesen.

    Er wollte den Portier davon abbringen, ihre kleinen Taschen einem Träger zu übergeben, doch als der Portier sagte: »Das ist sein Job, Sir - er braucht ihn«, gab er nach.
    Glücklicherweise wurden auch die Bezugsscheine, die er in der Pokernacht gewonnen hatte, im Ausblick akzeptiert, deshalb gab er dem Träger ein übertrieben großzügiges Trinkgeld, als dieser die Taschen in ihrem Zimmer abstellte.
    »Großes Bett«, bemerkte Gide mit einem Lächeln.
    Alte Biberfallen dekorierten die Wände, und die Lampen waren Kerzen in eisernen Haltern nachempfunden. Ein Gemälde von einem Bauernhaus, umgeben von Wildblumen, schmückte die Wand über dem Toilettentisch; ein Akt einer raffiniert halb entkleideten Frau, die einen heißen Kaffee trank und durch ihr Fenster auf Eis und Schnee hinausblickte, hing neben dem Fenster am Bett. Eine weitere schlafende Nackte hing über dem Bett.
    Wenn das ein Bordell war, dann wohl das luxuriöseste, das Valentine je betreten hatte.
    Valentine ging zum Fenster, um sich die Aussicht anzusehen. Der Wasserfall war von ihrem Zimmer aus durch eine Veranda verdeckt, aber er hatte einen guten Blick auf den Fluss im Westen. Er versuchte abzuschätzen, wie viel Wasser er während der Frühlingsflut unterhalb des Wasserfalls führen mochte, aber das war selbst mit Katzenaugen schwer zu beurteilen.
    »Cocktails, Abendessen, Tanz«, las Gide das Programm auf dem Schreibtisch vor. »Sieht aus, als hätten wir die Cocktails und einen Teil des Abendessens verpasst. Morgen: Frühstück, Training, Vortrag über das Glück des Heldentums, Spiele, Cocktails, Abendessen, Party. Sonntag: Waffengattungen, Brunch, Abreise.«

    Valentine verzweifelte nahezu an einem Fettfleck auf seiner Uniform. Er musste unterwegs an den Topf mit Wagenschmiere geraten sein. »Machen wir uns frisch und gehen essen.«
    Es gab zwei Galerien, in denen Filme auf den größten Fernsehgeräten vorgeführt wurden, die Valentine je gesehen hatte. Die unfassbar kräftigen Farben leuchteten in den halbdunklen Räumen umso strahlender. Ein kleines Kasino sorgte für die besondere, dicke, nervöse Luft, wie sie Spielhöllen zu eigen war, und in einer der Lobbys gab es eine Art Kunstausstellung, schön gemachte patriotische Stücke, die Valentine besser gefielen als die mit Slogans versehenen Vierfarbposter des Kommandos Süd.
    Adrett gekleidete Frauen faulenzten in den Bars und vor einem selbstspielenden Klavier, bereit zu reden, zu tanzen oder sich in eines der Zimmer entführen zu lassen. Valentine sah einen Mann mit militärischem Haarschnitt und ziviler Kleidung auf eines der Zimmer zustreben, die Hand locker auf dem Gesäß seiner Begleitung. Als sie vorübergingen, blickte Valentine ihr in die Augen. Die Frau hatte etwas eingeworfen oder geraucht, um sich für den Abend aufzuputschen.
    Valentine unterdrückte ein Schaudern. Ihm war, als müsste jeden Moment der Maître der Blauen Kuppel neben ihm auftauchen.
    Gide, die nun ein geborgtes, knapp sitzendes, schwarzes Kleid und Schuhe mit Absätzen trug und sich mit Lidstrich eine Linie auf die Rückseite der Beine gemalt

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