Flug durch die Sonne
erneut in einem Raumanzug. Sie waren gerade im Begriff, ihm den Helm überzustülpen. Dingo sah mit bösartigen Blicken zu.
Unter der Tür war eine Stimme. Ein Mann trat eilig ein.
Lucky hörte, wie er sagte: »... für Posten zweihundertsiebenundvierzig. Ich komme mit all diesen Anforderungen auch nicht mehr zurecht, ganz abgesehen ...«
Die Stimme verstummte. Lucky drehte den Kopf herum und sah einen kleinen, grauhaarigen Mann mit einer Brille. Er stand gerade unter der Tür und blickte erstaunt und ungläubig auf die sich ihm bietende Szene.
»Hinaus!« brüllte Dingo.
»Aber ich habe da eine Anforderung ...«
»Später!«
Der kleine Mann verschwand, und Lucky wurde der Helm aufgeschraubt.
Sie führten Lucky durch die Luftschleuse auf die Oberfläche des Asteroiden hinaus, die jetzt vom Licht der fernen Sonne beschienen wurde. Auf einem relativ flachen Felsplateau stand ein Katapult. Dünne Riemen wurden an dem Hebel befestigt und um Luckys Hüfte geschnallt.
»Ruhig liegenblieben!« befahlt Dingo. Seine Stimme klang wie aus weiter Ferne an Luckys Ohr. Mit dem Helmempfänger schien irgend etwas nicht zu stimmen. »Ich würde an deiner Stelle den Sauerstoff nicht so verschwenden. Und nur damit du es weißt – wir schicken jetzt Schiffe hinauf, um deinen Freund dort oben abzuschießen, ehe er verschwinden kann.«
Einen Augenblick später fühlte Lucky das Vibrieren des Hebels, als dieser losgelassen wurde. Er sprang elastisch in seine frühere Lage zurück, und die Gurte, die Lucky festgehalten hatten, lösten sich. Er wurde mit einer Geschwindigkeit von vielleicht einer Meile pro Minute oder mehr abgeschleudert, ohne daß ein Schwerkraftfeld ihn gebremst hätte. Er erhaschte einen schnellen Blick auf den Asteroiden, dann schrumpfte er vor seinen Augen zusammen.
Lucky untersuchte seinen Anzug. Daß sein Helmradio beschädigt worden war, wußte er bereits. Die Einstellschraube war abgebrochen. Das hieß, daß seine Stimme höchstens ein paar Meilen überbrücken konnte. Die Rückstoßpistole hatten sie ihm belassen. Er drückte auf den Auslöser, aber nichts geschah. Die Pistole war entleert worden.
Er war völlig hilflos. Einzig und allein der Inhalt eines Sauerstoffzylinders trennte ihn noch von dem sicheren Tod.
12.
Lucky überdachte die Situation. Er glaubte, die Pläne der Piraten zu durchschauen. Einerseits wollten sie ihn loswerden, da er offensichtlich zuviel wußte, andererseits aber wollten sie vermeiden, daß man, wenn man seine Leiche fand, ihnen den Mord beweisen konnte.
Die Piraten hatten schon einmal den Fehler gemacht, ein Mitglied des Senats zu töten. Diesmal würden sie vorsichtiger sein.
Jetzt werden sie die Shooting Starr angreifen, dachte er, ein Störfeld um sie legen, um zu vermeiden, daß Bigman einen Hilferuf aussendet, und dann einen Schuß auf sie abgeben. Das würde aussehen wie ein Zusammenstoß mit einem Meteoriten. Später schicken sie vielleicht ihre Ingenieure an Bord, um den Schildmechanismus zu sabotieren. Das würde dann so aussehen, als hätte ein Fehler im Mechanismus das rechtzeitige Einschalten des Schildes verhindert.
Seinen eigenen Kurs durch das All kannten sie. Sobald er tot war, konnten sie ihn wieder einfangen und ihn in die Nähe der zerstörten Shooting Starr bringen. Die Entdecker konnten nur einen Schluß ziehen: Bigman am Steuer – auf seinem Posten getötet. Lucky, der sich hastig einen Anzug übergestreift hat, beschädigt den Abstimmknopf seines Radios; er konnte also nicht um Hilfe rufen. Und dann war er gestorben.
Natürlich würden weder Conway noch Henree glauben, daß Lucky nur auf seine eigene Sicherheit bedacht gewesen war und seinen Freund Bigman in dem zerstörten Schiff gelassen hatte – aber was noch viel schlimmer war: alles, was er jetzt wußte, würde mit ihm sterben.
Einen Augenblick war er über sich selbst wütend, daß er Conway und Henree vor dem Abflug nicht seinen ganzen Verdacht mitgeteilt hatte, daß er gewartet hatte, bis er an Bord der Shooting Starr gegangen war, ehe er die Kapsel vorbereitet hatte. Dann riß er sich zusammen. Ohne Fakten hätte niemand ihm geglaubt.
Und aus eben diesem Grund mußte er einfach zurück.
Er mußte!
Aber was tun? Er war allein und hilflos und hatte nur noch ein paar Stunden Sauerstoff.
Sauerstoff!
Ja, Sauerstoff habe ich noch, dachte Lucky. Jeder andere als Dingo hätte den Zylinder geleert, damit er schnell stürbe. Aber wie Lucky Dingo kannte, hatte ihm der Pirat einen
Weitere Kostenlose Bücher