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Flug durch die Sonne

Flug durch die Sonne

Titel: Flug durch die Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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vollen Zylinder mitgegeben, um die Qual zu verlängern.
    Gut! Er würde also den Sauerstoff anderweitig verwenden. Und wenn ihm das nicht gelang, würde der Tod schneller kommen, gleichgültig, was Dingo geplant hatte.
    Aber es mußte gelingen.
    Während er sich noch im Weltraum drehte, war periodisch der Asteroid durch sein Gesichtsfeld gezogen. Zuerst ein Zusammenschrumpfen der Felsen, dessen Reflexe durch die Schwärze des Alls schimmerten. Dann ein heller Stern, ein einziger Lichtstreifen. Jetzt nahm die Helligkeit wieder schnell ab. Und wenn der Asteroid nur noch so schwach leuchtete, daß er in den Myriaden von Sternen unterging, war alles vorbei. Und bis dahin würden nicht mehr viele Minuten verstreichen.
    Seine schwerfällig behandschuhten Finger hantierten bereits an dem biegsamen Rohr, das den Sauerstoff Zylinder auf dem Rücken mit dem Helm verband. Er zerrte an dem Bolzen, der das Rohr mit dem Zylinder verband.
    Normalerweise wurde durch ein automatisches Ventil jeweils die Sauerstoffmenge dem Helm zugeführt, die ein Mensch brauchte. Das Kohlendioxyd und das Wasser, die sich als Folge der Atmung bildeten, wurden zum größten Teil von den Chemikalien absorbiert, die in den Behältern innen an der Brust des Anzugs untergebracht waren. Demzufolge wurde der Sauerstoff auf einem Druck gehalten, der etwa einem Fünftel der Erdatmosphäre entsprach. Das stimmte genau, da vier Fünftel der Erdatmosphäre ohnehin Stickstoff sind, die für die Atmung nicht benutzt werden.
    Das ermöglichte es aber, höhere Konzentrationen anzuwenden, selbst über den normalen atmosphärischen Druck hinaus, ehe die Gefahr von Vergiftungserscheinungen bestand. Lucky ließ den Sauerstoff in den Anzug fließen. Dann schloß er das Ventil unter seiner Gesichtsplatte und nahm den Zylinder ab.
    Er löste den Zylinder aus seiner Halterung.
    Der Zylinder selbst war eine Art von Rückstoßpistole. Natürlich eine höchst ungewöhnliche Rückstoßpistole. Für einen Schiffbrüchigen des Weltalls war es ein verzweifeltes Unterfangen, den wertvollen Sauerstoff, der zwischen ihm und dem Tod stand, als Antriebsenergie zu verwenden, also sozusagen ins All abzublasen.
    Lucky öffnete das Reduzierventil und ließ einen Gasstoß entweichen. Diesmal gab es keine Kristallkette. Sauerstoff gefror im Gegensatz zu Kohlendioxyd bei sehr niedrigen Temperaturen und diffundierte schneller in den Weltraum, als er gefrieren konnte. Die Wirkung aber war die gleiche. Lucky wurde von der Raketenwirkung in die Gegenrichtung getragen.
    Seine Drehbewegung hörte auf. Er wartete, bis der Asteroid wieder vor ihm auftauchte, ehe er ganz abbremste.
    Er entfernte sich immer noch von dem Felsen. Jetzt war er schon nicht mehr wesentlich heller als die ihn umgebenden Sterne. Möglicherweise hatte er das falsche Ziel gewählt, aber daran wollte er jetzt nicht denken.
    Er konzentrierte sich ganz auf den Lichtpunkt, den er für den Asteroiden hielt, und richtete den Zylinder in die entgegengesetzte Richtung. Ob der Vorrat wohl ausreichte, um am Ende abzubremsen? Das ließ sich im Augenblick nicht sagen.
    Jedenfalls würde er etwas Gas aufbewahren müssen. Er würde es brauchen, um in der Umgebung des Asteroiden zu manövrieren, seine Nachtseite zu erreichen, Bigman und das Schiff zu finden, sofern das Schiff nicht bereits von den Piraten vertrieben oder zerstört war.
    Lucky schien es, daß das Zittern seiner Hände, verursacht durch den ausströmenden Sauerstoff, schwächer wurde. Entweder begann der Zylinder sich zu leeren, oder seine Temperatur sank ab. Er hielt ihn von seinem Anzug entfernt, so daß er keine Wärme mehr davon absorbieren konnte. Die Temperatur des Anzugs war es, die normalerweise die Sauerstoffzylinder so anwärmten, daß ihr Inhalt atembar wurde. Im Vakuum des Weltraums konnte Wärme nur durch Strahlung abgeleitet werden, und das war ein langsamer Prozeß; dennoch hatte der Sauerstoffzylinder schon genug Zeit gehabt, sich abzukühlen.
    Er preßte den Gaszylinder an die Brust und wartete.
    Stunden schienen zu vergehen – wenn es auch in Wirklichkeit nur fünfzehn Minuten waren, bis er den Eindruck hatte, daß der Asteroid heller wurde. Näherte er sich wieder dem Felsen? Oder bildete er es sich nur ein? Wieder vergingen fünfzehn Minuten, und es wurde ganz entschieden heller. Lucky empfand so etwas wie Dankbarkeit, daß sie ihn auf der Sonnenseite des Felsens hinausgeschossen hatten, so daß er den Asteroiden nun wenigstens deutlich als Ziel sehen

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