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Flug in den Weltraum

Titel: Flug in den Weltraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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›später‹, Herr Grabbe«, verteidigte Hegemüller seinen Standpunkt. »Viel später; wer weiß, ob wir es noch erleben werden, denn dazu wird noch unendlich viel Entwicclungsarbeit zu leisten sein. Unternehmungen mit unzureichenden Mitteln, die zum Scheitern verurteilt sind, sollte man besser unterlassen, und ich kann dem toten Doktor Lee einen gewissen Vorwurf nicht ersparen.«
    »Immerhin hat er sein Ziel erreicht«, warf Lüdinghausen ein.
    »Er kannte die Energiespeicherung noch nicht oder hat jedenfalls keinen Gebrauch davon gemacht«, fuhr Hegemüller in seiner Auseinandersetzung fort. »Um ein Haar wäre deshalb auch der vierte Mann noch zugrunde gegangen. Nur der Glücksumstand, daß die Rakete in die tiefe See abstürzte, hat ihn vor dem Schicksal der anderen bewahrt. Die Treibkraft der Strahlung ist während einer Raumfahrt unser wertvollstes Gut. Wir sind verloren, wenn sie vorzeitig zu Ende geht. Daran müssen wir immer denken. Bei jeder neuen Maschine, die wir bauen, müssen wir den Vorrat an treibender Energie vergrößern und die Speicherung noch weiter verbessern. Höchste Sicherheit für das Raumschiff und seine Insassen muß unser Ziel sein.«
    Weiter ging die Debatte, in deren Verlauf Grabbe und Hegemüller ihre Ideen über eine zuverlässige Navigation im Weltraum entwickelten.
    »Nun, das liegt alles noch in weiter Ferne«, bemerkte Lüdinghausen. »Vorläufig wollen wir einmal abwarten, was unsere amerikanischen Freunde mit ihrer neuen Rakete erreichen werden. Ich hörte heute früh, daß der Start schon übermorgen stattfinden soll.«
    Dr. Hegemüller machte eine wegwerfende Bewegung. »Es wird dabei kaum etwas Aufregendes geben. O’Neils beabsichtigt, den Erdball auf dem 38. Breitengrad, auf dem Washington liegt, zu umfliegen. Das ist eine Strecke von rund dreißigtausend Kilometer. Wir haben bei unserer Mondumschiffung mehr als das Zwanzigfache zurückgelegt. Aber das ist noch winzig, wenn man einen Verkehr zu den nächsten Planeten ins Auge faßt. Hundert Millionen Kilometer sind es bis zum Mars, siebzig Millionen Kilometer bis zur Venus. Das ist ein Vielhundertfaches der Entfernung zum Mond. Diese Riesenentfernungen zu beherrschen, muß unser künftiges Ziel sein.«
    »Keine Zukunftsmusik, Herr Doktor«, wehrte Lüdinghausen den Übereifer Hegemüllers ab, »unsere nächste Aufgabe ist es, die Strahlrakete zu einem unbedingt zuverlässigen irdischen Verkehrsmittel zu entwickeln und dabei aus den Fehlern anderer möglichst viel zu lernen. Aus diesem Grunde war mir die Verzögerung beim Bau unserer neuen Verkehrsmaschine nicht einmal unwillkommen. Wir werden auf diese Weise auch noch die Erfahrungen, die O’Neils bei seinem Flug sammelt, für uns nutzbar machen können.«
    »Was haben Sie noch auf dem Herzen, Hegemüller?« fragte Chefingenieur Grabbe, als Dr. Hegemüller etwas Unverständliches vor sich hin brummte.
    »Es wäre mir lieber, Herr Grabbe«, meinte der darauf, »wenn unsere Verkehrsmaschine schon zum Start bereitstände. Wir könnten dann dem Professor O’Neils zu Hilfe kommen, falls ihm bei seinem Flug etwas zu stoßen sollte.«
    »Malen Sie den Teufel nicht an die Wand, Herr Hegemüller«, beendete Lüdinghausen die Diskussion. »Ich bitte die Herren, in dem besprochenen Sinne weiterzuarbeiten.«
    Während Grabbe und Hegemüller über den Werkhof zu ihren Büros zurückkehrten, griff der letztere das eben behandelte Thema noch einmal auf.
    »Gott sei Dank sind wir mit unserem Bau doch schon ein Stück weiter, als Herr Professor Lüdinghausen denkt. Im Notfall könnten wir in den nächsten Tagen aufsteigen.«
    Chefingenieur Grabbe schüttelte den Kopf. »Sie werden mir immer mehr ein Rätsel, Herr Hegemüller. Einerseits tragen Sie sich mit Plänen, die man wahrhaft himmelstürmend nennen muß; andererseits befürchten Sie, daß O’Neils bei seinem Flug etwas zustoßen könnte. Daraus mag ein anderer klug werden.«
    Hegemüller zuckte die Achseln. »Man hat manchmal Ahnungen, Herr Grabbe«, meinte er nach einer längeren Pause. »Ich werde ein eigenartiges Gefühl nicht los.«
    »Behalten Sie Ihre Ahnungen und Befürchtungen lieber für sich, Herr Hegemüller«, sagte Chefingenieur Grabbe, während er die Tür zu seinem Arbeitszimmer öffnete.
    *

Der große Tag, auf den die gesamte Presse bereits seit vielen Wochen hingewiesen hatte, war gekommen. Die Verkehrsrakete lag startbereit auf der Rasenfläche zwischen dem Carnegie-Building und der Douglas Memorial Hall.

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