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Flug in den Weltraum

Titel: Flug in den Weltraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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anzuziehen begann, die ihren luftdichten Verschluß gewährleisteten.
    Währenddessen ging O’Neils von Platz zu Platz und gab die letzten Anweisungen. Die weich gepolsterten und mit hohen Rücken- und Armlehnen versehenen Sessel waren auf dem Fußboden drehbar befestigt. Sie wurden jetzt sämtlich so geschwenkt, daß die Passagiere nach vorn in die Flugrichtung blickten. Außerdem waren die Sessel mit elastischen Riemen ausgestattet, und O’Neils sorgte dafür, daß sich jeder so fest anschnallte, daß er durch den Beschleunigungsdruck nicht von seinem Sitz geschleudert werden konnte. Dann noch ein letztes Winken mit der Hand, und er trat, gefolgt von Watson, in den Kommandostand. Als die Tür ins Schloß fiel, zeigte die Uhr eine Minute vor zehn.
    Ein leises Schüttern ging durch das Raketenschiff. Leicht hob es sich vom Boden ab, stieg etwa hundert Meter senkrecht empor und schoß dann plötzlich in jäher Fahrt schräg nach oben gerichtet vorwärts. Im gleichen Augenblick fühlten die Insassen des Passagierraumes, wie ihre Körper mit vollem Gewicht nach rückwärts in die Polster gedrückt wurden. Sie hatten ein Gefühl, als säßen sie nicht mehr aufrecht, sondern schräg hingestreckt, und empfanden, wie nützlich die Halteriemen waren.
    Erst nach vielen Sekunden versuchte der eine oder andere den Kopf zu wenden und einen Blick nach dem Fenster zu tun. Tief unter ihnen flogen Städte und Dörfer dahin. Immer kleiner wurden die Ortschaften, kaum noch konnte man die Straßen und Eisenbahnlinien erkennen. Sie stiegen ständig ... Felder und Wälder verschmolzen zu einem schmutzigen Graugrün. Nun lag ein dunkler, fast schwarzer Flecken genau unter ihnen.
    »Indianapolis«, sagte einer, der die Landkarte mit der eingezeichneten Flugstrecke in der Hand hielt. Andere sahen gleich­falls betroffen auf die Karte und schüttelten den Kopf.
    »Dabei fliegen wir kaum einige Minuten«, sagt einer der Journalisten.
    Immer höher stieg die Rakete. Dunkler hatte sich der Himmel inzwischen gefärbt. In einer Höhe von 30 Kilometern stürmte die Rakete jetzt nach Westen. Ein Flußlauf blinkte herauf, schmal nur wie eine Messerschneide. »Das ist der Missouri«, sagte einer leise. »Dort hinten im Dunst liegt Omaha.«
    Wieder tauchte nach wenigen Minuten, kaum noch wahrnehmbar, ein großer dunkler Fleck in dem Graugrün auf.
    »Denver«, sagte einer kopfschüttelnd. Eine Seenfläche schillerte schwach herauf.
    »Der Salzsee«, riefen mehrere zugleich. Fassungslos starrte alles durch die Fenster.
    Und dann, wenige Minuten später, blinkte eine riesige spiegelnde silberne Fläche herauf.
    »Der Stille Ozean«, sagte einer der Professoren. Sein Nachbar hob seine linke Hand, um auf seine Armbanduhr zu sehen. »Verlassen Sie sich nicht auf ihre Uhr, unter dem Einfluß des beschleunigten Druckes muß sie stark nachgehen.«
    »Die elektrische Wanduhr da vor Ihnen geht richtig. Ich habe nach dieser Uhr festgestellt, daß wir von Washington aus den Kontinent in 25 Minuten und 10 Sekunden überflogen haben.«
    »Das heißt«, mischte sich ein Dritter ins Gespräch, »daß wir in diesen 25 Minuten über dreitausenddreihundert Kilometer geflogen sind. Das ist über alle Begriffe schnell. Unser Kollege O’Neils hat recht. Die Strahlrakete übertrifft die Leistungen der Stratosphärenschiffe himmelweit. Die Beweisführung für seine Behauptung ist ihm jetzt schon gelungen.«
    Während man noch weitersprach, verfolgte Professor Schweitzer, einer der bisher schweigsamsten Wissenschaftler, gespannt den Sekundenzeiger der Wanduhr.
    »Achtung! Jetzt!« rief er. Im gleichen Augenblick ließ die drückende Beschwerung nach, welche die Insassen der Rakete bisher in ihre Sessel gepreßt hatte. Fast gleichzeitig kam auch Professor O’Neils aus dem Kommandostand in den Passagierraum.
    »Sie können die Riemen lösen und sich frei bewegen«, rief er seinen Gästen zu. »Wir haben die vorgeschriebene Sekundengeschwindigkeit erreicht und brauchen für die nächste Zeit keine Beschleunigung mehr.«
    Zunächst noch zögernd folgten die Gäste O’Neils’ seiner Aufforderung und schnallten die Riemen, mit denen sie an ihre Plätze gefesselt waren, auf. Immer noch vorsichtig erhob sich hier und dort einer aus dem Sessel und mußte eine wunderliche Erfahrung machen. O’Neils hatte mit seiner Behauptung recht; man konnte sich frei bewegen, doch fast ein wenig zu frei. Bei der Geschwindigkeit, mit welcher die Rakete jetzt den Erdball umfuhr, wirkte sich die

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