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Flug in den Weltraum

Titel: Flug in den Weltraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Überlegen. Nach achtundzwanzig Tagen würden die Licht- und Schattenverhältnisse an der Unfallstelle wieder die gleichen sein wie zur Zeit des Unglücks. Als er zu dieser Erkenntnis gelangte, rückte die Lichtgrenze schon wieder heran und zwang ihn, zum zweiten Male aufzusteigen und sich weiter in das Schattengebiet zurückzuziehen.
    Die toten Gefährten bergen! Ihre Körper mit sich nehmen!
    Wie mit eisernen Krallen hatte ihn der Gedanke gepackt. Aber achtundzwanzig Tage hier allein auf der Mondoberfläche in ständiger Flucht von der unaufhaltsam nachrückenden Sonnenglut bleiben? Würde die Triebkraft der Rakete eine so lange Zeit wirksam bleiben? War es nicht möglich, die Frist zu verkürzen? Ja, es gab eine Möglichkeit! Joe Brown erkannte sie. Wenn er durch das Schattengebiet bis zu dessen anderem Rande vorstieß, würde er ebenfalls an einer Lichtschattengrenze die Unfallstelle schon in vierzehn Tagen erreichen können. Er entschloß sich, danach zu handeln. In einem kühnen Flug überquerte er die unbeleuchtete Mondseite und landete an ihrer Grenze.
    Die Lage hatte sich dadurch gewandelt, aber viel gebessert hatte sie sich nicht. Mußte er vorher vor dem heranziehenden Licht und der Glut fliehen, so galt es nun, ständig auf der Hut vor der ihm nachziehenden Dunkelheit und dem todbringenden Frost zu sein. Noch jetzt ließ die Erinnerung an die Tage, die er damals durchlebte, ihn erschauern. Er konnte die Tränen nicht zurückhalten, als Kapitän Guerresi diesen Teil der Geschichte aus ihm herausholte. Kurze Stunden unruhigen Schlafes, in denen wilde Träume ihn quälten. Ein Erwachen unter der Wirkung der einbrechenden Kälte; neue Flucht bis zur Lichtgrenze hin; immer wieder das gleiche Erleben in endloser Folge, während die Tage sich zu Wochen reihten. Nur der unbeugsame Wille, die toten Gefährten zu erreichen, ließ den einsamen Weltraumschiff er diese Leidenszeit überstehen.
    Schon glaubte er seinem Ziel nahe zu sein, rechnete sich aus, daß die vor ihm hineilende Lichtgrenze in etwa fünf Stunden die Unfallstelle erreichen würde, begann sich auch darüber klarzuwerden, wie unendlich schwierig es sein würde, den Platz wirklich wiederzufinden, als ein neuer Zwischenfall alle seine Pläne über den Haufen warf. Zusehends ließ die Triebkraft der Rakete nach. Viel zu schnell erschöpfte sich der radioaktive Stoff. Mit Schrecken nahm Brown es wahr. Grell sah er seinen eigenen Untergang vor Augen, wenn er sich nicht sofort zur Tat aufraffte.
    Schwer fiel ihm der Entschluß, die Bergung seiner Kameraden aufzugeben, aber er mußte gefaßt und sofort ausgeführt werden, wenn es ihm noch gelingen sollte, aus der Anziehungskraft des Mondes herauszukommen und mit der schon stark verringerten Triebkraft seiner Maschine ohne tödlichen Absturz die Erde wieder zu erreichen. Verhältnismäßig leicht gelang es ihm noch, zu starten und den neutralen Punkt zwischen Mond und Erde zu erreichen, an dem die Anziehungskräfte der beiden Gestirne sich das Gleichgewicht halten. Mit äußerster Vorsicht steuerte er die Rakete, hütete sich sorgsam davor, sie größere Geschwindigkeiten annehmen zu lassen, und überschritt den neutralen Punkt in einem Schneckentempo.
    Dann begann der Fall zur Erde. Die letzten Reste der von Stunde zu Stunde, von Tag zu Tag immer geringer werdenden Triebkraft verwandte er darauf, den Sturz zu bremsen, die Fluggeschwindigkeit so zu halten, daß seine Maschine beim Aufprall auf den Erdball nicht zerschmettert würde.
    In sechs Tagen hatte Dr. Lee seine Rakete von der Erde zum Mond gesteuert; zwei volle Wochen nahm der Rückflug zur Erde in Anspruch. Schon wagte Brown zu hoffen. Schon war die irdische Atmosphäre wieder erreicht. Schon begann der bisher tiefschwarze Himmel violett zu schimmern, schon ging seine Färbung in ein mattes Blau über, als die Treibkraft der Rakete vollends erlosch.
    Aus einer Höhe von zehn Kilometern stürzte die Maschine in freiem Fall auf die Erde zu. Joe Brown merkte es sofort daran, daß sein Körper alles Gewicht verlor. Eine leichte Fußbewegung genügte jetzt, um ihn vom Boden der Rakete abzustoßen; frei blieb er im Räume schweben und mußte sich lange mühen, bis es ihm gelang, wieder festen Fuß zu fassen.
    Ein Sturz aus Himalaja-Höhe! Er war sich klar darüber, daß das sein Ende bedeutete. Mit Planetengeschwindigkeit würde die Rakete auf dem Erdboden aufprallen, in Atome würde sie im Bruchteil einer Sekunde zerschmettert werden. In sein Schicksal

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