Flugrausch
Nase zugeschlagen.«
»Aber zu Anfang war er freundlich und hat Ihnen Geld geliehen?«
»Mehr oder weniger, ja. Alles ganz legal.«
»Ich bin an der finanziellen Seite nicht interessiert«, sagte Challis, »zumindest nicht ausschließlich. Erzählen Sie mir mehr von Billings.«
»Wie schon gesagt, er war recht freundlich, generös, bot uns an, für uns auf das Geschäft aufzupassen. Ich weiß, dass Trevor jede Menge Papierkram bei ihm gelassen hat.«
»Welche Art Papierkram?«
»Bankunterlagen und all so Zeugs. Dokumente. Um darauf aufzupassen und so weiter.« Sie wies auf Scobie Sutton. »Und was ist mit dem da? Spricht er nicht? Ist er Ihr Boss oder so was?«
Sutton, der die ganze Angelegenheit mit den aktiven Konten und Rechnungen auf Hubbles Namen herausgefunden hatte, lächelte sie müde an und fragte: »Wann haben Sie Mr. Hubble zum letzten Mal gesehen?«
»Wie ich schon sagte, als ich mich in London von ihm verabschiedet habe.«
»Und danach sind Sie in Kontakt geblieben?«
»Ein paar Briefe«, murmelte sie. »Ein paar Telefonate. Er schien nicht sehr glücklich zu sein.«
»Dass Sie ihn verlassen haben?«
»Nein, na ja, vielleicht, aber hauptsächlich, weil er in London unglücklich war. Zu teuer, keine anständige Arbeit, konnte kein Geschäft eröffnen, keine Familienangehörigen mehr, keine Freunde, die diesen Namen verdient hätten.«
Jetzt wusste Challis zumindest, warum ihn in beiden Ländern niemand als vermisst gemeldet hatte. »Also kam er zurück nach Australien?«
Louise Cook zuckte mit den Schultern, was ihren Husten nur noch zu verschlimmern schien. Sie warteten, bis sie sich ausgebellt hatte, und machten sich schon Sorgen, sie könnte ihnen unter den Händen wegsterben, so mitgenommen wirkte sie nach dem Hustenanfall.
»Ich weiß nur, er sagte, er wolle vielleicht wieder herkommen und dort weitermachen, wo er aufgehört hatte.«
»Teppiche reinigen?«
»Vermutlich.«
»Hat er Billings Bescheid gegeben?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Das nehme ich an.«
»Und was ist mit Ihnen? Wollten Sie nicht wieder in das Geschäft einsteigen?«
»Ich hatte da ja kein Geld drin stecken. Außerdem waren Trevor und ich fertig miteinander, und von den Chemikalien hab ich Ausschlag gekriegt, und ich hatte jemand anderen kennen gelernt.« Sie schien den Kopf in Richtung Flur zu senken, der zu den hinteren Räumen führte. »Wir leben zusammen. Er ist auf Arbeit. Er hat Trevor oder Billings nie gesehen, falls Sie ihn fragen wollen.«
Challis schüttelte den Kopf. Er beugte sich vor. »Also ist es durchaus möglich, dass Trevor Billings mitgeteilt hat, er wolle nach Australien zurückkehren.«
Cook zuckte kaum mit den Schultern.
»Haben Sie ein Foto von Trevor Hubble?«
»Irgendwo.«
»Und irgendwas, das er angefasst hat, ein Fotoalbum, ein Buch …«
Sie runzelte die Stirn. »Ich muss mal schauen, aber wozu? Was hat er angestellt?«
»Nichts, soweit wir wissen.«
»Aber das hört sich doch so an, als wollten Sie seine Fingerabdrücke. Und dann noch ein Foto …«
»Zur Identifizierung«, sagte Scobie.
Sie starrte ihn an und sagte schließlich: »Sie haben eine Leiche gefunden.«
»Ja«, sagte Challis sanft, »in der Bucht.«
Louise Cook war ganz aufgeregt und zuckte hustend in ihrem Sessel herum, bekam ein rotes Gesicht und schnappte nach Luft. »Billings hatte ein Boot.«
»Ach, wirklich?«
»Verhaften Sie den Mistkerl.«
»Wissen Sie, wo er ist?«
»Nein.«
»Können Sie uns irgendwas über ihn erzählen? Tätigkeiten, Gewohnheiten … irgendwelche Fotos?«
Sie brütete eine Weile, hielt sich den Brustkorb und keuchte ein wenig. Dann sah sie auf. »Ich hab hier irgendwo seine Handynummer.«
Schließlich war es Sutton, der aufstand und für sie in die Küche ging und mit einem fettfleckigen Adressbuch zurückkehrte. Er schlug unter »Billings« nach und schrieb die Nummer in sein Notizbuch.
»Versuchen Sie mal«, sagte Challis.
»Hat wahrscheinlich schon längst die Nummer gewechselt, den Vertrag gekündigt, den Anbieter gewechselt.«
»Heutzutage kann man seine Nummer doch behalten, selbst wenn man den Anbieter wechselt«, sagte Louise Cook und beobachtete sie mit aufklarendem Blick. Es macht ihr Spaß, dachte Challis.
»Lassen Sie mich mal«, sagte er und zog sein Handy aus der Tasche.
Scobie las ihm die Nummer vor, Challis wählte, und dann krächzte eine ruhige britische Stimme in seinem Ohr: »Rex Casement.«
45
Als Challis wieder in der Einsatzzentrale in
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