Flugrausch
dem Haus Amphetamine hergestellt. Skip hatte ihm geholfen. Er war nicht besonders stolz auf diese Tatsache. Er war kein guter Vater. Er hatte den Jungen dazu gebracht, ihm zu helfen, hatte den Jungen in einer Atmosphäre gerissener Geschäftemacherei aufgezogen.
Ellen war herausgeplatzt: »Meine Tochter hat ihn geliebt.«
Lister hatte den Kopf hängen lassen. »Ich weiß. Und ich glaube, er auch. Aber er hatte Schuldgefühle. Er …«
Challis unterbrach die beiden. »Erzählen Sie uns von Ihren Verbrennungen.«
Eine Laborexplosion vor ein paar Jahren, erklärte Lister. Damals hatte er noch in Sydney gelebt. Diesmal hatte er geglaubt, es sei sicherer: besseres Know-how, bessere Ausrüstung, Skips Universitätsausbildung.
Dann war Lister zusammengebrochen, und sie mussten die Befragung aussetzen.
Als er später ein leichtes Beruhigungsmittel bekommen hatte, packte er weiter aus …
Ja, er war ein Kredithai. Wenn jemand mit den Rückzahlungen in Verzug kam, handelte er mit ihm etwas aus. Eine Hand wäscht die andere.
»Ian Munro?«
»Der hat für mich Marihuana angebaut. Er sprang gleich voll auf die Idee an. Unsicherer Kantonist. Ich hätte niemals …«
»Haben Sie geerntet? Verkauft?«
Lister hatte verneinend den Kopf geschüttelt. »Als dieses Luftbild auftauchte, hab ich alles niedergebrannt.«
»Musste Janet Casement deswegen sterben? Weil sie eine undichte Stelle war? Wozu so lange warten?«
»Ich wollte es ignorieren, aber es hat die ganze Zeit in mir genagt. Außerdem wurde Munro immer unzuverlässiger, und ich dachte, wenn er verhaftet wird, weil er jemanden von der Kommune niederschlägt oder was auch immer, dann fängt die Polizei vielleicht an, herumzuschnüffeln.«
»Es wäre besser gewesen, Munro umzubringen, nicht Janet Casement.«
»Das können Sie laut sagen.«
»Und warum haben Sie versucht, ihr Flugzeug zu rammen? Warum haben Sie sie nicht gleich erschossen?«
»Ich wollte, dass es wie ein Unfall aussah. Ich meine, dass vielleicht ein Betrunkener oder ein Junkie dafür verantwortlich war. Das wirkte nicht so verdächtig.«
»Wie sich herausstellte, wirkte das sogar sehr verdächtig«, sagte Challis zu ihm. »Zumindest von meinem Standpunkt aus. Wer ist gefahren? Sie? Munro?«
»Munro wusste nichts davon. Nein, ich wars.«
»Ganz schön hohes Risiko«, sagte Ellen rundheraus.
Lister zuckte mit den Schultern. »Ich wollte erst einen Junkie anheuern, aber das Risiko wäre noch höher gewesen.«
»Und als das nicht funktionierte, haben Sie Munro beauftragt, sie zu erschießen«, sagte Challis, »oder waren Sie das auch?«
Lister schüttelte verwirrt den Kopf. »Das war ich nicht, ganz ehrlich. Muss wohl Munro gewesen sein, oder? Ich meine, er hat seinen Anwalt umgelegt, was er mir gegenüber schon vorher angedroht hatte; ich habe versucht, es ihm auszureden. Vielleicht hat er auch das Pärchen erschossen und diese Casement, keine Ahnung. Er hat nie ein Wort von ihnen gesagt, und ich habe ihn nie dazu angestiftet.«
»Na, wie praktisch«, sagte Ellen. »Sie gestehen das geringere Verbrechen, den Mordversuch, aber nicht, dass Sie tatsächlich bei einem Mord beteiligt waren. Jetzt haben Sie es sich anders überlegt, hm? Jetzt tut es Ihnen Leid, dass sie in dem Augenblick, als Ihr Sohn beinahe umkommt, alles gestehen, jetzt versuchen Sie, verlorenen Boden wieder gutzumachen, stimmts? Sie widern mich an, Mr. Lister.«
Carl Lister sah sie mit feuchten Augen und erschüttertem Gesichtsausdruck an und sagte: »Ich weiß. Sie sollten einfach den Schlüssel wegwerfen. Aber ich weiß wirklich nichts von den Morden, von keinem einzigen davon.«
»Und das ist der jetzige Stand der Dinge«, sagte Challis; Scobie saß neben ihm auf dem Beifahrersitz.
»Ich frage mich, wie Ellens Tochter das verkraftet«, sagte Scobie. Er saß mit einem Finger im Straßenverzeichnis da und reckte seinen langen, schmalen Kopf nach den vorbeihuschenden Straßenschildern.
»Offenbar nicht besonders gut«, sagte Challis. »Deshalb hat sie sich ja den Tag freigenommen.«
»Wenn man sich nur das Leid vorstellt, dass dieser Kerl verursacht hat.«
»Lister oder der Sohn?«
»Lister, hauptsächlich.«
»Wo waren Sie am Ostersamstag?«, hatte Challis Lister gefragt.
Lister hatte den Kopf zur Seite geneigt. »Sie meinen den Strand, richtig? Ich dachte mir doch, dass ich die Reporterin wiedererkannt habe, neulich bei Munros Haus. Wir sind an den Strand gefahren, um eine Lieferung Grippetabletten
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