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Flugrausch

Flugrausch

Titel: Flugrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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an den Armen.«
    Ellen nickte. »Laborunfall«, sagte sie. »Ich habe seinen Namen bei der Drogenfahndung durchlaufen lassen, aber dort kennt ihn keiner.«
    »Das heißt noch gar nichts. Er hat gut aufgepasst, mehr nicht. Nur nicht mit den guten alten Bunsenbrennern.«
    »Bunsenbrenner«, wiederholte Ellen. »Herrje, das versetzt mich um Jahre zurück.« Sie ließ sich in ihren Sitz sinken und sah zu Challis hinüber. »Haben Sie jemals eine Highschool besucht, ich meine, zu einem Vortrag oder so?«
    Challis nickte. »Die riechen alle gleich. Schweißsocken, Chemielabor, Hormone.«
    »Kreide, Edding, Tampons, Putzmittel.«
    Sie kamen an Carl Listers Tor. Challis drückte auf die Gegensprechanlage und kündigte sie beide an. Kurze Zeit später erschienen die beiden Listers, Skip kam ums Haus, Carl Lister durch die Eingangstür.
    »Interessant«, murmelte Challis.
    »Glauben Sie, Skip war im Labor? Und Lister hat ihn gewarnt, er solle rauskommen?«
    »Schon möglich. Mal sehen, ob uns Lister erlaubt, mal ein wenig auf dem Grundstück herumzuspazieren.«
    Lister kam vor seinem Sohn am Tor an und fragte: »Was kann ich für Sie tun?« Er schaute ins Auto. »Hi, Ellen.«
    Dann trudelte Skip ein. Er wich ihren Blicken aus und murmelte nur: »Hallo, Mrs. Destry.«
    »Hallo, Skip.« Challis sah, wie sie den Jungen streng anblickte, und hörte sie dann sagen: »Larrayne würde sich freuen, wenn du sie mal anrufen würdest.«
    Skip wand sich unter dem gestrengen Blick und scharrte mit der Schuhspitze im Kies.
    »Was können wir für Sie tun?«, fragte Carl Lister erneut.
    »Könnten wir wohl hereinkommen und kurz mit Ihnen sprechen?«
    »Worüber? Ich bin gerade beim Laubharken – der ganze Rasen ist voll –, und dann bin ich mit einem Klienten verabredet, ich habe also nicht allzu viel Zeit, um …«
    »Es dauert nicht lange. Wär doch besser, als sich durchs Tor anzubrüllen«, sagte Ellen.
    Lister wechselte kurz einen Blick mit Skip. »Räum bitte den Rechen weg, mein Sohn.«
    Skip runzelte die Stirn, dann erhellte sich sein Gesicht, und er schlenderte mit den Händen in den Hosentaschen zur Rückseite des Hauses. Doch er war zu angespannt, ging ein wenig zu schnell, als dass es lässig hätte wirken können. Challis schaute ihm hinterher, wie er am Haus entlangging und verschwand.
    Erst danach öffnete Lister das Tor und ließ den Triumph hinein. Er ließ das Tor offen, so als rechne er nicht damit, dass sie lange blieben. Challis fuhr an ihm vorbei die Zufahrt entlang und hielt vor der Haustür. Er stieg aus, Ellen tat es ihm nach, gerade als Lister bei ihnen eintraf. Der chemische Geruch war hier stärker, und Lister, der dies offensichtlich bemerkte, sagte: »Kommen Sie rein ins Warme. Die Tage werden langsam kalt, ist Ihnen das auch aufgefallen?«
    »Vielleicht sollten wir einen kurzen Spaziergang machen«, sagte Ellen, »um den Kreislauf in die Gänge zu bekommen.«
    Lister quälte sich ein Lachen ab. »Was? Und meine Blätter wieder durcheinander bringen, die ich alle zu hübschen Häufchen zusammengerecht habe? Nein, nein, kommen Sie herein.«
    Sie traten auf die Veranda. Plötzlich gab es ein Geräusch, gedämpft, aber erkennbar eine Explosion. Die Erde bebte, eine kleine Druckwelle erreichte sie, und als Challis zur Rückseite des Hauses rannte, sah er gerade noch beißenden Rauch aus einem Spalt im Boden dringen. Dann gab es eine weitere Explosion, ein Stück von einer Betonplatte löste sich aus dem Gras, und noch mehr Qualm entwich.
    »Skip!«, schrie Lister und rannte los. Später meinte Ellen zu Challis, in der Stimme habe mehr Schmerz gelegen, als sie für möglich gehalten habe.

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    »Und es gibt keinen Zweifel?«, fragte Scobie am Samstagmorgen, diesmal vom Beifahrersitz aus.
    »Keinen«, sagte Challis. »Lister hat gestanden, und trotz der Explosion lassen sich genug Beweise finden. Eine Pillenpressmaschine, eimerweise Pulver, Farbstoff, Grippetabletten, was immer Sie wollen.«
    »Und der Junge?«
    »Schwere Verbrennungen, aber er wird überleben, wenn auch nur knapp.«
    Sutton schüttelte den Kopf. »Verbrennungen. Davor habe ich am meisten Angst, dass Roslyn sich mit einem Topf überbrüht oder mit Streichhölzern spielt, und ihre Kleidung fängt Feuer.«
    Challis schweifte mit den Gedanken ab. Lister, der erst bis an den Rand des Zusammenbruchs erschüttert war und dann vor lauter Schuldgefühlen zusammenbrach, hatte ihnen gestern alles gestanden. Ja, er hatte in einem unterirdischen Labor hinter

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