Flurfunk (German Edition)
hab sie einmal kennen gelernt. Eine sympathische, zierliche, aber auch starke Frau, die allerdings unter wiederkehrenden Depressionen leidet und schon alles versucht hat, um ihrer Herr zu werden. Mann, hab ich mich beschissen gefühlt, als ich sie sah und merkte, wie sehr sie auf Will fixiert ist und ihn braucht.«
»Glaubst du, sie weiß, was zwischen euch läuft?«
»Ach, ich bin mir nicht sicher, Lotte. Will meinte zwar nein, aber sie hat mich damals auffällig gemustert und einen längeren Kommentar fallen lassen, der in die Richtung ging, das Showgeschäft sei eine sehr spezielle Branche und in einer langen Ehe gälten andere Prioritäten und sie glaube nicht, dass etwas sie und Will auseinander bringen könnte. Danach habe ich die Affäre beendet. Aber Will ließ nicht locker, und dann hat er Cold für mich geschrieben. Ich weiß noch, wie er mich anrief und sagte, am Montag kommt meine neue Single auf den Markt. Achte auf den Text, er ist für dich. So billig die Masche sein mag, bei mir hat sie leider gezogen. Seither sind wir wieder zusammen.«
»Aber so richtig glücklich bist du nicht, oder?«, bemerkte Lena.
Mimi stellte ihre Tasse ab.
»Wie denn auch? Ich spiele ein Versteckspiel, habe ein schlechtes Gewissen und möchte eigentlich aus der Nummer raus, schaffe es aber nicht. Mein Verstand schreit permanent: Nichts wie weg, du verschwendest dein Leben! Mein Gefühl sagt: Und wenn schon, diese Liebe ist es wert, auch wenn sie nie legal sein wird.«
»Wieso? Ich dachte, er würde seine Familie für dich verlassen, wenn du willst.«
Mimi lachte frustriert auf.
»Im Leben nicht! In der Bibel heißt es schon, an ihren Taten sollt ihr sie erkennen, nicht an ihren Worten. Vor kurzem war ich an dem Punkt, wo ich ihn einfach nur für mich haben wollte, und forcierte die Entscheidung. Da wurde mir klar, er würde sich nie von ihr trennen, zumindest nicht für mich. Wäre ja auch schlechte Presse! Der Gutmensch verlässt seine kranke Frau und Kinder ausgerechnet für so ein junges hübsches Ding … Würde er zu mir stehen, wäre alles anders gelaufen, das ist mir inzwischen klar. Diese Geschichte nagt so sehr an mir und meinem Selbstwertgefühl! Und als er gerade eben Hope gesungen hat, kam alles wieder hoch.«
»Er hat Hope gesungen?«, fragte Lena freudig.
Ich stieß sie in die Seite! Wenn Mimi jetzt etwas nicht brauchen konnte, dann Lena, die sich als Will-Taite-Fan outete.
Schnell machte Lena wieder ein betroffenes Gesicht, aber ich wusste, wie es ihr ging. Es war schwer, zwischen Bewunderung für den Künstler, den Star und sein wahres Leben zu unterscheiden. Während wir über seine Frau und sein Verhalten als Mann gesprochen hatten, konnte ich vergessen, wer er war, und das als normale Dreiecksgeschichte sehen; aber sobald mir wieder einfiel, wer er war, bekam es einen crazy Touch.
Mir tat Mimi Leid. Da saß sie vor mir, wunderschön, intelligent, lebensfroh, und liebte einen Mann, der ihr alles andere als gut tat und von dem sie nicht wegkam.
Kein Wunder, er war ihr in so ziemlich allem überlegen. Er hatte weitaus mehr Lebenserfahrung, natürlich konnte er souveräner sein, Geld spielte keine Rolle, und mit Geld ließen sich viele Probleme aus der Welt schaffen. Seine Popularität, sein Aussehen und Können gaben ihm ein Selbstbewusstsein und eine Macht, da konnte Mimi nicht viel dagegensetzen, zumindest sah sie das so, und das tat ihr nicht gut.
Ich ging in die Küche und holte Whiskey. Die Gesprächstherapie war vorbei, jetzt wurde mit anderen Mitteln weitertherapiert.
Wir stießen an und wurden albern und zynisch.
Ein Handy klingelte. Es war Mimis. Ihr Gesicht fiel zusammen, und da sie Englisch sprach, war es nicht wirklich schwer zu erraten, wer angerufen hatte.
»Nein, ich möchte dich nicht mehr treffen, ich bin bei einer Freundin. Wie ich das Konzert fand?«
Sie ging in die Küche. Nach einigen Minuten kam sie zurück und goss sich mehr Whiskey ein.
»Selbstverliebtes, egomanisches Künstlerarschloch! Da fragt er mich doch tatsächlich, wie ich ihn gefunden habe? Und warum ich bei Hope eigentlich gegangen sei! Scheiß Popstar!«
Sie fing wieder an, verzweifelt zu weinen.
»Warum kann er mich nicht richtig lieben und zu mir stehen? Weshalb muss alles so verdammt kompliziert sein?«
Lena nahm sie in den Arm.
»Okay Mimi. Jetzt pass mal auf. Jetzt hörst du auf zu weinen und nimmst dein Schicksal endlich selber in die Hand. Warum willst du denn auch einen Mann, der nie für dich
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