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Flurfunk (German Edition)

Flurfunk (German Edition)

Titel: Flurfunk (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
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Hose bis zum Schambein, den String bis zum Knochen, hier und da wurden Will-Taite-Hits angestimmt.
    »Klar hab ich die Karten. Komm, lass uns gehen, bevor alle hier rausstürzen. Unser Taxi müsste gleich da sein.«
    Selbst Mimi war seit langem wieder gut gelaunt und ausgeglichen, was man ihr sofort ansah, denn es umgab sie wieder ihr Leuchten, und man konnte vor ihrer aufwandlosen Naturschönheit geradezu niederknien.
    Auf dem Gang trafen wir Tim, der nicht minder aufgeregt war, kein Wunder, ganz Deutschland war im Will-Taite-Fieber, und wir Auserwählten durften auf dieses limitierte, exklusive Konzert!
    Die Konzertlocation war ein kleiner gemütlicher Club. Stühle und Tische waren ausgeräumt worden, stattdessen lagen große Sitzkissen auf dem Boden verstreut, und in der Mitte war eine nur leicht erhöhte quadratische Bühne aufgebaut. Das Licht gedämpft und Kerzen verteilt, es sah fast aus wie bei einem richtigen mtv- unplugged -Konzert.
    Wir mussten alle in einer Reihe warten, denn bevor wir in den Saal durften, gingen Helfer der Produktionsfirma durch die Reihen und verteilten Stickers für die Bimbo Row, also die leicht bekleideten und womöglich tanzfreudigen Mädels, die extra ausgesucht und in die erste Reihe gebracht wurden, ganz nach dem Motto Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen . Wobei die guten je nach Gusto viel Oberweite oder bestimmte Haarfarben mitbringen mussten, es gab nämlich tatsächlich Fixierungen auf einen bestimmten Typ Mädel. Die das wussten, hatten irgendwann raus, wie sie auftauchen mussten, um direkt vorn vor die Bühne zu gelangen, ohne sich anstrengen oder ein teureres Ticket kaufen zu müssen.
    Die Bimbo Row war vor allem bei Rockmusikern beliebt.
    Beim Konzert von Will Taite diente die Vorsortierung dazu, zu garantieren, dass genug telegene verzückte Mädels in der ersten Reihe saßen. Ab der dritten Reihe war sowieso keiner mehr im Bild.
    »Könnt ihr beiden bitte schon mal mitkommen?«, forderte uns ein Produktionstyp auf und klebte Mimi und mir einen Sticker auf die Bluse, übrigens haarscharf am Dekolleté vorbei.
    Wir kamen mit und wurden direkt vor die Bühne platziert. Ein Kameramann samt Beleuchter testeten vorab einige Einstellungen mit uns und zwei, drei anderen Mädels, die auch auserwählt waren.
    »Sagt mal, setzt ihr noch Jungs nach vorne?«, wagte Mimi zu fragen.
    »Klar, aber die werden bei Balladen bestimmt nicht so euphorisch singen und entzückt kreischen, deshalb üben wir die Close-ups lieber mit Mädels.«
    Aha! Mehr fiel uns dazu nicht ein.
    Nach einigen Minuten wurden wir mit ein paar Jungs gemischt. Tim hatte es auch in den erlauchten Kreis geschafft und war immer noch extrem aufgeregt – von wegen nur Close-ups von Mädels, Tim würde bei Hurt bestimmt sein Madonnenverehrungsgesicht aufsetzen.
    »Ziemlich fieses Verfahren, oder?«, flüsterte ich Mimi zu, die trotz Rauchverbot schon wieder eine Kippe in der Hand hatte.
    »Lotte, wie kannst du eigentlich beim Fernsehen arbeiten und immer noch Illusionen haben? Ich find’s auch Scheiße, aber du wirst diese Oberflächlichkeiten nicht ändern können, und in diesem speziellen Fall sei froh, dass du ’nen guten Platz hast.«
    Langsam füllten sich der Saal und die Sitzkissen, und auch die Musiker nahmen ihre Plätze ein, Verkabelungen gab es nicht, schließlich handelte es sich um ein Akustikkonzert. Sie stimmten die Instrumente noch einmal, dann trat ein kaugummikauender Lockenkopf auf die Bühne, der zur Produktionsfirma gehörte und das Prozedere erklärte.
    »Die Schienen für die Kamerafahrten und die Plätze um die Schienen herum dürfen auf keinen Fall blockiert werden. Wir drehen auf Film, das ist teuer. Es kann sein, dass wir einen Song zwei- oder dreimal machen müssen, je nachdem, wann die Regie und Will den Song freigeben. Bitte versucht die Stimmung trotz Wiederholung und auftretenden Unterbrechungen zu halten und beim dritten Mal immer noch wie beim ersten Mal zu klatschen!«
    Der Typ ging von der Bühne, und einer vom Label trat ans Mikro und gab eine erstklassige ungewollte Parodie auf jeden Boxansager.
    »Ladys und Gentlemen, meine Damen und Herren. Und hier ist er, der Mann, auf den alle schon mit Spannung warten, der einzige, großartige, one and only Will Taite!«
    Trotz der an Peinlichkeit nicht zu überbietenden Ansage tobte der Club. Erstaunlich, wie viel Lärm knapp hundert Menschen machen können.
    Will Taite kam auf die Bühne. Wow! Das nannte man wohl

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