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Flurfunk (German Edition)

Flurfunk (German Edition)

Titel: Flurfunk (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
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Ich-habe-Handicap-5-Gesellschaft.
    Sollte mir recht sein. Je schneller wir mit der Planung durch waren, desto eher konnte ich noch hinaus und einen Herbstspaziergang machen.
    Langsam kam ich in Fahrt.
    »Ich finde, ihr solltet die Gäste mit Helikopter-Shuttles zum Schloss einfliegen und auf dem großen Rasen ›Katharina und Yannick‹ mit roten Blumen einpflanzen lassen, sodass man die Namen schon im Landeanflug lesen kann.«
    Sie hingen an meinen Lippen, Katharina schrieb eiligst alles auf und rief immer nur: »Genial, genial!«
    Da saß ich eingekeilt zwischen Brautkleidkatalogen und verschiedenen Tischkartenmustern und hatte gar nicht gehört, dass es geläutet hatte.
    Bertha eilte herein.
    »Lotte, Besuch für dich. Ein junger Herr!«
    Und schon kam hinter ihr niemand anderer als Justus zum Vorschein.
    Mein Herz blieb stehen, teils vor Freude, teils vor Scham, denn Katharina hatte gerade einen Schleier aufgesetzt und verschiedene Marzipanhochzeitspaare zur Ansicht für die Hochzeitstorte auf den Tisch gestellt!
    Wie peinlich! Er musste denken, dass ich meine Nachmittage damit verbrachte, in Hochzeitsvorbereitungen mit meiner Mutter und Freundinnen zu schwelgen. Kein Wunder, dass bei ihm alle Alarmglocken angingen, wenn ich von fester Beziehung sprach. Wer konnte es ihm verdenken!
    Da ich, wie vom Donner gerührt, immer noch bewegungslos dasaß und keine Reaktion zeigte, übernahm meine Mutter, was es nicht wirklich besser machte.
    Übertrieben sprang sie auf und breitete ihre Arme aus, als ob der verlorene Sohn heimgekehrt sei.
    »Wie schön, dass wir uns endlich einmal kennen lernen,
Herr Staufen! Quel plaisir! Scharlott hatte gar nicht gesagt, dass Sie kommen würden. Na ja, wahrscheinlich war sie gerade zu
vertieft in die Hochzeitsvorbereitungen für Katharinas Fest. Sie glauben ja nicht, welch unglaubliche Ideen Scharlott hat. Da müssen wir uns um Ihrer beider Hochzeit keine Sorgen machen, wenn Sie wissen, was ich meine!« Sie zwinkerte ihm verschwörerisch zu.
    Justus wäre nicht Justus, wenn er selbst diese Situation nicht souverän gemeistert hätte.
    »Charlotte konnte nichts sagen, denn das ist ein Überraschungsbesuch. Ich hoffe, ich komme nicht ungelegen?«
    »Ungelegen? Aber nicht doch! Sie sind jederzeit willkommen. Wollen wir uns übrigens nicht duzen? Ich heiße Süsann !«
    »Gerne, ich bin Justus!«
    Aufgeregt rief meine Mutter nach Bertha.
    »Bertha, wir müssen anstoßen. Bring uns bitte einen besonders guten Champagner!«
    Ich konnte nicht glauben, dass sich dieses Szenario gerade vor meinen Augen abspielte. Falls ich jemals Chancen bei Justus gehabt hatte, waren sie just in diesem Moment sicher für immer vertan.
    Justus begrüßte Katharina, die sichtlich stolz war, ihn schon zu kennen, und Marlene, die ihr breitestes Lächeln aufsetzte. Die Begleitung der Trauzeugin ihrer Tochter war prominent. Das gab bestimmt gute Presse!
    Justus setzte sich neben mich, gab mir, die ich immer noch regungslos dasaß, einen Kuss und flüsterte mir zu: »Kannst du dich aus der Karnickelstarre lösen und wenigstens so tun, als ob du dich freust, mich zu sehen?«
    Wie konnte ich ihm nur klarmachen, dass ich mich immer freute, ihn zu sehen, nur nicht in dieser Konstellation!
    »Ich bin nur überrascht, das ist alles«, zog ich mich aus der Affäre.
    »Ich wusste gar nicht, dass deine Mutter auch Französin ist!«, raunte Justus.
    »Wieso auch?«
    »Na, Annabelles Mutter stammt auch aus Paris. Sie ist sogar zweisprachig aufgewachsen. Du auch?«
    Was war peinlicher? Zuzugeben, dass die eigene Mutter, milde ausgedrückt, einen leichten Hang zur Exzentrik hatte, oder so zu tun, als ob sie Französin war, und lieber die Schmach auf sich zu nehmen, nicht perfekt Französisch zu sprechen?
    »Sie ist keine Französin. Sie ist nur frankophil!«, entschied ich mich für die Wahrheit.
    »Das macht sie aber überzeugend. Sie scheint Schauspieltalent zu haben!«
    »Versprich mir, dass du das nie zu ihr sagen wirst, ja?«
    Justus sah mich erstaunt an. Ich hatte das Gefühl, dass er meine Mutter amüsant fand und mein entnervtes Verhalten nicht nachvollziehen konnte.
    »So, ihr Lieben. Lasst uns anstoßen, auf meinen Schwiegersohn in spe!« Meine Mutter kicherte albern.
    Ich warf ihr tadelnde Blicke zu, die sie nicht verstand oder nicht verstehen wollte.
    Justus nahm das Ganze mit Humor, zumindest tat er so, und meine Versuche, Mutters lustig gemeinte Kommentare zu mildern, interessierten niemanden.
    Stattdessen sprachen

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