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Flying Moon (German Edition)

Flying Moon (German Edition)

Titel: Flying Moon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Bongard
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denen ich unter Wasser tauchte, erst keine Luft bekam, aber dann Teil einer neuen Welt wurde. Die nassen Sachen und die fremde Umgebung erinnerten mich auf seltsame Art an die Nacht bei Nora. Wie damals lag ich neben einem Jungen, der mich mochte und wenn wir allein wären, würde ich vermutlich zu ihm in den Schlafsack kriechen und mich wärmen lassen.
    Wie betrunken wachte ich beim Sonnenaufgang auf und zitterte vor Kälte. Neben mir lag Johann mit offenen Augen und sah nachdenklich an die Holzdecke der Schlafkabine. Mir war kalt und ich zog den klammen Schlafsack über meinen Kopf und krümmte mich zusammen, um mich zu wärmen.
    »Hej?«, hörte ich Johanns Stimme.
    Ich sah durch einen schmalen Schlitz nach draußen und er reichte mir zwei kleine weiße Päckchen.
    »Was ist das?«
    »Wärmepacks.«
    Sie fühlten sich wie kleine Tüten voll Reis an und waren kalt.
    »Wärmepacks?«
    »Du musst sie schütteln.«
    Nach kurzer Zeit waren sie warm und ich schob sie tief in den Schlafsack an meine Füße.
    »Genial!«
    »Ich nehme die immer mit, wenn ich Tiere beobachte.«
    »Du meinst: Jagst. «
    Johann grinste. »Ach ja, natürlich. Tja, du solltest unsere Speisehalle sehen. Da hängen all die Geweihe meiner Opfer.«
    Ich lachte und Johann kam näher, zögerte kurz und küsste mich dann so entschlossen, als ob er sich das schon eine Weile vorgenommen hätte.
    »Morgen!«
    Sophia stieß mich blinzelnd an und riss dann entschuldigend die Augen auf. Johanns Lippen zuckten zurück. Ich reichte ihr eines der Wärmepacks und begann umständlich zu erklären, wie sie funktionierten.
    »Danke, habe schon verstanden!«, sagte sie und warf Johann einen vielsagenden Blick zu.
    Zurück an der Anlagestelle holten wir uns noch einen Kaffee und frühstückten in unseren Schlafsäcken. Ich wollte ihn am liebsten gar nicht mehr verlassen und war froh, dass ich wenigstens Johanns Pullover und Sophias Leggings anbehalten konnte. Ich merkte, dass Johann fror, als wir das Boot bezahlten und unsere Sachen einpackten. Meine eigenen Sachen waren noch immer nass und rochen nach Seetang.
    »Ich kann dich nach Hause bringen.«
    Johann sagte es beiläufig, aber Karl horchte auf.
    Er grinste seinen Bruder frech an. »Und was ist mit uns?«
    »Euch natürlich auch.«
    Trotzdem schaffte es Johann, mich als letzte nach Hause zu bringen. Als wir bei mir ankamen, hatte ich den Schlafsack um meine Schultern geschlungen und ein Knäuel nasser Wäsche auf dem Schoß.
    »Danke fürs Herbringen. Du bekommst deinen Pullover sofort wieder. Ich wasche ihn noch.«
    »Mach dir darüber keine Sorgen. Es ist ein alter Pullover, du kannst ihn auch behalten. Er steht dir gut.«
    Der Pullover war nicht alt, sondern nagelneu und mir war klar, dass diese Geste mehr bedeutete als ein Abschiedskuss.

4.
    Freitagabend war es in der Waschbar meist voll, doch Lion und ich hatten Glück gehabt und eine große Maschine erwischt.
    »Schau dir das an. Irre! Besser als Fernsehen!«
    Lion hatte seine Turnschuhe gegen die Maschine gestellt, kippelte auf dem Stuhl und starrte auf die Waschtrommel. Ich saß auf der zweiten Maschine, ließ die Beine baumeln und beobachtete die Leute, die ins Café kamen.
    »He, Moon?«
    Lion schnippte vor meinen Augen.
    »Träumst du?«
    Eine Bedienung lief an uns vorbei.
    »Wollt ihr noch was trinken?«
    »Noch ein Bier!«, sagte Lion.
    Sie sah mich an. »Mir auch.«
    Lion blinzelte. »Wie viel Geld haben wir?«
    Meine Mutter gab uns immer etwas mehr Geld für Getränke, allerdings nicht für Bier und bestimmt nicht, damit Lion Bier trank, aber ich wollte nicht die große, böse Schwester spielen. Es war schon hart genug, dass wir Wäsche wuschen, statt ins Konzert zu gehen oder uns sonst wie zu amüsieren.
    »Noch sechs Euro.«
    »Wir sparen den Trockner.«
    Lion nickte, denn so machten wir es eigentlich immer.
    In der Waschbar waren meistens Leute ohne Waschmaschine, ihre Freunde, deren Freunde, deshalb war ich einigermaßen erstaunt, als ich Karl entdeckte. Er winkte mir zu und schob sich aufgeregt zu uns durch.
    »Moon, ich hab dich überall gesucht.«
    »Mal an den Himmel geschaut!«, sagte Lion, der keine Lust hatte, den Abend mit Karl zu teilen.
    Ich freute mich, Karl zu sehen, obwohl es mir auch seltsam vorkam, dass er mir hierher gefolgt war. »Warum hast du nicht angerufen?«
    »Habe ich, aber du hast es bei dem Lärm hier vermutlich nicht gehört.« Er starrte auf die Waschtrommel. »Was gibt es hier zu sehen? Ist da ´nen Tier

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