Flying Moon (German Edition)
Abschlussfest auf dem Schlosshof in Saarbrücken. Erst da wurde mir klar, dass dies nicht nur mein, sondern überhaupt der letzte Drehtag war.
Beim Frühstück am nächsten Morgen waren Lion und ich allein und man begann auch schon das Buffet abzubauen. Draußen war es sonnig, aber weder Lion noch ich hatten Lust, das Hotel zu verlassen. Zurück auf meinem Zimmer schmissen wir uns aufs Bett, sahen uns Musikvideos an und gingen dann ins Schwimmbad. Zurück auf dem Zimmer, bestellten wir uns eine Pizza und lasen, bis es Zeit für mich war, zu gehen. Lion lag auf dem Bett und sah mir zu, wie ich meine Sachen packte.
»Kann ich nicht mit?«
»Das ist nicht so spannend.«
»Bitte, Moon.«
Ich nickte, denn im Grunde war es mir lieber er kam mit, als dass er das halbe Hotel mit MTV unterhielt.
Das Set lag an einem Waldrand neben einem großen Feld, das sich bis zum Horizont erstreckte.
David kam erstaunt auf mich zu. »Wer ist das denn, Moon? Deine Bekanntschaften werden langsam unübersichtlich.«
»David, das ist Lion, mein Bruder.«
Sie begrüßten sich und ich sah, dass sie sich mochten. Ich zog David etwas bei Seite.
»Sag mal, kannst du mir einen Gefallen tun?«
»Klar, du hast noch einen gut bei mir.«
»Könntest du Lion das Set zeigen, ihm ein paar Sachen erklären, ich muss die ganze Zeit drehen.«
Er nickte. Erleichtert ging ich zum Kostümbus, zog mich um und ging dann in die Maske. Als ich aus dem Maskenmobil kam, war es fast dunkel. Ich sah hinüber zum Set und spähte nach den anderen. Und da entdeckte ich etwas Seltsames. Wunderschönes. Einen riesengroßen, weißen, von innen leuchtenden Ballon. Er schwebte ganz still über dem Feld und warf ein sanftes Licht auf das Filmset. Er sah aus, wie das kleinere Modell des Vollmondes oben am Himmel. Lasse stand auf einmal hinter mir.
»Sieht schön aus, nicht?«, sagte ich leise.
»Welcher von beiden?«
»Beide!«
»Stimmt.«
Neben dem glatten und vollständig weißen künstlichen Ballon kam mir der echte Mond fast ein wenig zerzaust vor. Aber ich hätte nicht sagen können, welcher mir besser gefiel.
»Ich mag es, wenn sie den Flying Moon einsetzen«, sagte Lasse.
»Flying Moon?«
»So nennen die Lichtleute den Ballon.«
Für die erste Einstellung sollten Lasse und ich uns außer Atem auf einen Feldweg am Waldrand setzen und Uli schlug vor, dass wir tatsächlich ein Stück rennen und so in die Szene einsteigen sollten. Lasse musste mit nacktem Oberkörper spielen, da die Szene Anschluss an die Szene vor der Scheune hatte. Als wir uns nebeneinander hinhockten, bemerkte ich, dass ihm kalt war und er leicht zitterte. Sanft schob ich meine Arme um seinen Körper und spürte, wie er sich entspannte.
In der Drehpause brachte Ingrid uns Wärmejacken und Benno einen heißen Tee. Ich sah mich nach Lion um, er stand etwas abseits und unterhielt sich mit David. Er fiel am Set überhaupt nicht auf, als wäre er ein Teil des Teams.
»Hej!« Lasse umarmte mich von hinten und schob sein Gesicht in meinen Nacken.
»Dein Bruder ist ein netter Typ.«
»Ja, finde ich auch.«
Wir drehten die Szene in drei verschiedenen Einstellungen, dann war Lasse abgedreht. Alle blieben stehen und klatschten, es war ein feierlicher, emotionaler Moment. Ich hatte auch nur noch eine Szene, bei der ich allein durch den Wald laufen sollte.
»Ich fahr schon vor«, sagte Lasse. »Wir sehen uns nachher auf dem Abschiedsfest. Es gibt einen Shuttle ab zehn vom Hotel aus.« Ich nickte. Er winkte mir zu und stieg dann bei Peer in den Bus.
Nach einer weiteren Stunde war auch ich abgedreht. Mir schossen Tränen in die Augen, als auch für mich alle klatschten. Es war eine gute Zeit gewesen, nicht nur wegen Lasse. Ich würde den Dreh, die Leute vermissen. Ich ging zum Kostümwagen und Uli kam auf mich zu und bedankte sich persönlich. Heute Nacht noch das Abschlussfest, dann war alles vorbei. Schnell ging ich auf meinen Wohnwagen zu und zog mich um. Auf einmal schien sich die Zeit mit Lasse auf wenige Stunden zusammen zu ziehen, die ich nutzen musste. Ich sah mich um und entdeckte Lion bei Peter. Er ließ sich die Kamera erklären und war so vertieft in das Gespräch, dass er mich gar nicht bemerkte. Ich rannte zu ihm hin und zerrte ihn fast in Peers Bus.
»Komm, ich muss schnell zurück!«
»Was ist?«
»In zwei Stunden beginnt das Abschlussfest.«
Vor dem Hotel sprang ich aus dem Auto und lief in die Hotelhalle und blieb abrupt stehen. Dort saß mein Vater.
»Dad?«
Er sprang
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