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Flying Moon (German Edition)

Flying Moon (German Edition)

Titel: Flying Moon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Bongard
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sprang aus dem Bus und Uli zog ihn sofort bei Seite. Ingrid wartete schon auf mich und begleitete mich zum Kostümbus. Ich zog eine hell gemustertes Sommerkleid und Flipflops an, ging dann in die Maske und wieder an die Straße, wo die Kamera schon aufgebaut war. Ich mochte den Drehort, ich fühlte mich wohl hier draußen, ohne Zuschauer, die Sonne schien, die Stimmung war entspannt. Lasse und ich liefen hintereinander und hielten unsere Daumen zum Trampen hoch.
    »Nehmt euch mal an den Händen«, rief Uli.
    Lasse nahm meine Hand und wir gingen wieder ein Stück.
    Die letzten Wolken am Himmel verschwanden, die Sonne kam heraus und brannte gnadenlos auf uns herunter. In der Drehpause warteten wir am Straßenrand, der Asphalt war zu heiß um darauf zu stehen.
    »Wie lange bleibt dein Bruder?«, fragte Lasse.
    »Bis morgen oder übermorgen. Meinst du, das geht im Hotel?«
    »Klar, sag einfach an der Rezeption Bescheid.«
    Lasse blinzelte in die Sonne. »Du magst deinen Bruder sehr, oder?«
    »Ja, ich weiß, dass er viel Mist baut, aber es liegt nicht immer an ihm, ich meine ...«
    Lasse lächelte. »Schon klar, wir bauen alle mal Mist.«
    Nach zwei Einstellungen war die Szene abgedreht.
    »Das war´s für heute!«, sagte Uli und ein erstauntes Raunen ging durch das Team. Drehschluss sollte eigentlich erst zwei Stunden später sein.
    »Ich habe noch einen kleinen Ausflug mit euch vor«, sagte Uli und legte mir und Lasse je einen Arm um die Schulter.
    »Wohin denn?«, fragte Lasse.
    Uli grinste. »Überraschung.«
    Nachdem wir umgezogen waren, nahm er uns mit zu Peer, bat uns hinten einzusteigen und setzte sich nach vorne in den Wagen.
    »Los, Uli, sag, was du vorhast«, sagte Lasse.
    »Vorbereitung der nächsten Spielszenen«, gab Uli zurück.
    Wir fuhren zurück Richtung Saarbrücken und hielten schließlich vor einem weißen Betonbau.
    »Der Knast!«, sagte Lasse.
    Ich blickte zu dem Gebäude, das schon von außen bedrohlich aussah. Uli stieg aus, öffnete uns die Tür und ließ uns aussteigen.
    »Ich dachte mir, es könnte nicht schaden, sich einmal anzusehen, was Jack erwartet. Dies ist zwar kein Jugendstrafgefängnis, aber es hat den Vorteil, dass es Führungen für interessierte Schüler anbietet und genau dafür habe ich uns angemeldet.«
    Lasse stöhnte leise. »Muss das sein, Uli?«
    Ich sah mich um und war auf einmal neugierig. Gefängnis hatte ich mir immer als die schlimmste Bestrafung vorgestellt, eingesperrt, aber ich hatte keine Ahnung, wie es da drinnen tatsächlich aussah.
    Am Eingang wurden wir mit Metalldetektoren untersucht und dann in eine Art Büro gebracht. Herr Lutz, der Leiter der Strafanstalt, begrüßte uns persönlich. Er reichte Lasse aufgeregt einen Notizblock und einen Kuli.
    »Könnte ich ein Autogramm haben – für meine Tochter. Sie heißt Louise«, bat er.
    Lasse zögerte kurz und unterschrieb dann schnell. Uli berichtete von dem Filmprojekt.
    »Jeder kennt dich«, flüsterte ich beeindruckt.
    »Nein«, sagte Lasse. »Jeder glaubt mich zu kennen. Das ist ein Unterschied.«
    Wir begannen unseren Rundgang durch das Gebäude in den Verwaltungsräumen. Diese trüben Zimmer mit Gummipflanzen sahen auch nicht viel besser als eine Gefängniszelle aus. Doch als ich die erste Zelle sah, korrigierte ich mein Urteil. Es waren kleine, schmale Räume, zusammengestauchte Wohnungen mit einem Klo, Schreibtisch, Bett. Der Leiter erläuterte mit einem etwas leiernden Ton die verschiedenen Gebäude, Zugangs- und Normalvollzug, geschlossener und offener Vollzug, Verwaltungsbegriffe. Mich interessierte mehr, wie ich damit umgehen würde, wenn keine Intimität mehr vorhanden war, ich jederzeit gestört, beobachtet und kontrolliert werden konnte. Herr Lutz führt uns zum Besucherraum.
    »Der Regelbesuch ist eine Stunde im Monat, bei uns sind es dreimal 30 Minuten im Monat.«
    »So wenig?«, rutschte es mir heraus.
    Alle sahen mich überrascht an.
    »Ich meine, Besuche helfen doch, oder?«
    »Über Besucher werden aber auch Drogen und Handys eingeschmuggelt. Und manche Gefangene regeln ihre kriminelle Geschäfte ganz gut von hier aus. Leider.«
    Zum Abschluss führte er uns durch den Gefangenentrakt zurück. In der Mitte führten Stahlstufen auf und ab und auf den verschiedenen Etagen und Gängen lag eine Zelle an der anderen.
    »Was sind die üblichen Verbrechen von Jugendlichen?«, fragte Uli.
    »Verurteilten Straftätern«, verbesserte der Leiter.
    »Nun, zum Großteil ist es Diebstahl. Nur etwa 3% sind

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