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Flying Moon (German Edition)

Flying Moon (German Edition)

Titel: Flying Moon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Bongard
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Mord oder Totschlag, wie in ihrem Film. Aber im Film wird ja gerne übertrieben!«
    Er zwinkerte Lasse zu, als hätte er einen Witz gemacht, doch Lasse blieb ernst. Ich fragte mich, ob eine solche Atmosphäre mich zu etwas anderem bringen würde, als durchzudrehen. Warum gab es hier keine Farben, nicht mehr Licht, Musik?
    Lasse stupste mich leicht am Arm. »Kommst du?«
    Unsere Führung war zu Ende, wir waren wieder im Büro von Herrn Lutz angekommen und erst jetzt merkte ich, wie müde und erschöpft mich diese Besichtigung gemacht hatte.
    Draußen in der Abendsonne riss ich die Arme hoch und amtete tief ein, so froh war ich, wieder in Freiheit zu sein.
    »Und auf welche Szene wolltest du uns damit vorbereiten?«, fragte Lasse leicht gereizt.
    »Ich dachte, es würde dir helfen, wenn du dich in Jack versetzt. Immerhin droht ihm Gefängnis, falls man ihn fasst.«
    »Aha«, sagte Lasse nüchtern.
    Es dämmerte, als wir im Hotel ankamen. Ich hatte Lion von Lasses Handy aus angerufen und er hatte offenbar den ganzen Tag das Hotelzimmer nicht verlassen.
    Ich fuhr mit Lasse im Fahrstuhl nach oben und schon auf dem Gang hörte ich Musik aus meinem Zimmer dröhnen.
    »Oh, mein Gott!«
    Lasse grinste. »Das ist schon okay. Hier auf dem Gang haben sie nur das Filmteam untergebracht und ich denke, die wissen warum.«
    Wir blieben vor meinem Zimmer stehen. »Ich kümmere mich mal um meinen Bruder. Ich habe vergessen, ihm Geld da zu lassen, er verhungert bestimmt schon.«
    »Ja«, sagte Lasse und trotzdem rührten wir uns nicht.
    »Morgen drehst du früh, oder?«
    Lasse nickte. »Und du spät. Was machst du davor?«
    »Weiß nicht. Sightseeing und meinem Bruder die Brunnen der Stadt zeigen?«
    Er lachte. »Okay, dann sehen wir uns am Set.«
    »Klar.«
    Doch wir blieben immer noch stehen. Lasse machte eine kleine Bewegung auf mich zu. Es sollte eine freundschaftliche Umarmung werden, aber dann standen wir da und ließen uns nicht mehr los.
    »Hey«, flüsterte Lasse und nahm mich bei den Schultern. Er küsste mich auf seine vorsichtige Art.
    »Ich weiß auch nicht, was sich Uli bei diesem Knastbesuch gedacht hat. Mein Spiel wird das jedenfalls nicht verbessern.« Er sah mich an. »Machst du dir Sorgen um deinen Bruder?«
    Wir hörten Schritte vom Fahrstuhl und Gerion kam den Gang herunter. Lasse löste sich von mir, die beiden begrüßten sich frostig und ich drehte mich zur Tür.
    Es dauerte eine Weile, bis Lion mich hörte, dann riss er die Tür auf, in Hintergrund lief MTV.
    »Lion?«
    Ich sah in ein Kameraobjektiv.
    »Hi, Moon«, rief er fröhlich.
    »Was wird das? Woher ist die Kamera?«
    »Von Pa. Er hat sie mir geschenkt.«
    Er winkte mich hinein und ich schloss die Tür.
    »Also, Moon Parker, wie fühlt man sich als Filmstar?«, sagte Lion mit einer tiefen Moderatorenstimme.
    »Spinner! Ich bin kein Star.«
    »Klar, bist du ein Star. Hier hat dreimal ein Typ von der Presse angerufen und wollte dich un-be-dingt sprechen.«
    Ich ließ mich erschöpft auf das Bett fallen.
    »Lion, mach das Ding aus! Ich kann keine Kamera mehr sehen.«
    Doch Lion ignorierte mich.
    »Hier liegt Moon Parker, erschöpft von einem anstrengenden Drehtag. Ihr Make Up verwischt, doch ihre Augen glänzen, denn sie liebt ihren Job! Wird sie uns ein Interview geben?«
    »LION!«
    »Schwester?«
    Lion nahm die Kamera herunter. »Bist du mies drauf, oder was?«
    Er warf sich neben mich auf das Bett, fummelte an der kleinen Digitalkamera herum und sah sich die Bilder noch einmal an. Unser Dialog wiederholte sich und Lion starrte fasziniert auf das Display.
    »Making Of. Habt ihr schon jemanden?«
    »Wer hat angerufen? Was wollte er wissen?«
    »Er wollte ein Interview von dir haben. Ich habe gesagt, vor Dezember wird das nichts.«
    »Hä?«
    »Nein, sorry. Ich habe gesagt, er soll es am Abend noch mal versuchen.«
    Das Telefon klingelte. Wir sahen uns an.
    »Soll ich ran gehen?«, fragte Lion, aber ich schüttelte den Kopf.

26.
    Ich hatte zwei drehfreie Tage und ich verbrachte sie mit Lion im Kino und in der Stadt. Lion trug die Sachen, die Lasse ihm geborgt hatten, sie waren ihm etwas zu weit und sahen sehr lässig aus.
    Am nächsten Drehtag musste ich erst spät am Set sein. Am Spätnachmittag saß ich auf dem Bett und las mir kurz die Szene durch, die wir drehen würden. Jack und Ida auf einem Feld bei Mondschein. Kein Text, wir sollten nur aneinander gekauert und schweigend an einem Waldrand sitzen. An die Dispo angehängt war eine Einladung zum

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