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FO 32 - neue SF 2

FO 32 - neue SF 2

Titel: FO 32 - neue SF 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Langdon Jones
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Lieblingsstelle. Nachdem sie den Wagen in einem schattigen Hain abgestellt hatten, führte er sie auf ihrem versteckten Pfad einen Felshang hinab, der halb in einem Bergstrom lag. Hier waren sie von der Welt abgeschieden durch Farnkraut, Stechwinden und die dunkelschimmernden Blätter von Fuchsien. Dicht am Wasser wuchsen Trauerweiden, Lilien, hellroter Frauenschuh. Allein mit ihm in diesem Paradies fehlten Anne die Worte; Eric schien die natürliche Heiligkeit dieses Ortes ebenso zu empfinden.
    Er vollführte sein übliches Ritual zunächst allein, dann folgte sie. Und doch nicht allein, denn es war der kühle Strom, der sie zusammenbrachte, ohne daß sie sich berührten. Anne fragte sich einen Augenblick, ob ihr Mann – Stoat – sie auch in diesem Augenblick beobachten ließ – doch dann wurde ihre Scham von dem reinigenden Plätschern fortgespült.
    Hinterher bot ihr Eric eine Mentholzigarette an und bediente sich selbst. Sie vollzogen die duftige Vereini gung schweigend und sahen zu, wie der goldfarbene Himmel langsam rot wurde. Anne stellte sich vor, sie säße im Inneren eines großen durchscheinenden Augapfels und sähe durch die Pupille der Sonne, und sähe …
    »Das Drive-in macht bei Sonnenuntergang auf. Wir sollten losfahren.«
    »Was gibt es denn? Ich glaube, ich habe den Film schon gesehen – Hexe von Agnesi ?« Sie beugte sich vor und pflückte eine duftende Blüte Papstnase.
    »Nein. Rückkehr der Zomboids , und dann auch Die Gurks .«
    » Ja, ich erinnere mich an Angriff der Zomboids . Das waren doch diese Wesen aus Nebel oder Schleim oder so? Von oben bis unten mit elektrischen Haaren bedeckt, ja?«
    »Nein«, sagte Eric. »Ich glaube, du meinst die Fings. Die Zomboids waren durchsichtig, wie menschenförmige Quallen.«
     
    Der Präsident der Vereinigten Staaten stand auf, begrüßte Kravon und forderte ihn auf, an dem Tisch mit dem großen Siegel Platz zu nehmen.
    »Herr Präsident!«
    »Sind Sie überrascht, mich hier anzutreffen, Kravon? Nun, ich weiß, das hier ist nicht mein reguläres Büro, aber ich habe gehört, daß man Sie wegen Ihrer Pensionierung sprechen wollte, und da bin ich mal vorbeigekommen. Also, auf den Pensionsplan und die Jubiläumsuhr und so weiter kommen wir gleich. Zunächst wollen wir uns mal Ihre Sicherheits-Unterlagen ansehen.
    Sie müssen verstehen, das Land – und die Gesellschaft – kann es sich nicht leisten, einen Mann auf die Menschheit loszulassen, der in seiner Abteilung eine derartige Unfallquote hat. Wie ich hier sehe …«
    Als sich der Präsident vorbeugte, um in die Akte zu schauen, riß eines der Gummibänder, die sein Vinylgesicht hielten. Das Gesicht fiel auf den Tisch, drehte sich gemächlich auf der berühmten Nase und lag dann still. Zum Glück hatte Travers daran gedacht, sich darunter ein zweites Gesicht umzuhängen.
    Kravon sprang auf. »Sie sind gar nicht der Präsident!« schrie er. »Betrüger! Sie sind so falsch wie alles andere!«
    Der andere Mann rückte näher an die Lampe und sagte langsam: »Ein kleiner Test Ihrer Zuverlässigkeit, mein Lieber. Erkennen Sie mich nicht?« Er drehte die Tischlampe nach oben, die nun die umschatteten Augen, die eingefallenen Wangen, das alternde Lächeln beleuchtete wie einen rictus mortui.
    »Nein! Das ist doch nicht möglich!« Kravon war verwirrt. Er durfte nicht noch einmal zweifeln, nach dieser Maske langen …
    »Seine Heiligkeit? Nein, mein Sohn, ich habe eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Unfehlbaren, das stimmt, aber ich bin nur ein einfacher Priester. Mein Name ist Pater Patrick O’Brien.«
    Er entfernte den Rest seiner Präsidentenhülle und stand nun in seiner abgetragenen schwarzen Soutane hinter dem Tisch. »Sagen Sie mir, was Sie belastet, mein Sohn, haben Sie vielleicht eines der göttlichen Gebote, etwa hinsichtlich der Verhütung, gebrochen? Sie werden von Schuldträumen heimgesucht, nicht wahr? Reinigen Sie sich durch die Beichte, das Sakrament der Buße. Knien Sie nieder.«
    Kravon kniete auf dem bequemen Teppich nieder und neigte den Kopf, enthüllte die Tonsur des Alters.
    »Sie haben hoffentlich nichts dagegen, daß ich mich während unseres Gesprächs kurz umziehe. Ich gehe nämlich zur Hauptversammlung unserer Gesellschaft, um die Vereinigung von Drum Inc. mit Lion Oil zu segnen.«
    Während der Leiter der Kabelabrechnung seine Ge heimnisse hinauszumurmeln begann, warf, gürtete, kleidete sich Travers in allerlei passende und unpassende quasi-religiöse Kleidungsstücke:

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