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FO 32 - neue SF 2

FO 32 - neue SF 2

Titel: FO 32 - neue SF 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Langdon Jones
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überlebte allerdings nur Titus, der jüngste, die ersten Jahre; und Saskia selbst starb 1642. Zu der Zeit war Rembrandt Leiter einer angesehenen und gewinnbringenden Schule; 1639 erwarb er das Haus in der Jodenbreestraat, das er teilweise anzahlte und das nie voll bezahlt wurde; es enthält heute eine Sammlung seiner Stiche. Rembrandts Ruhm als Portraitist schien ab 1642 nachzulassen, dem Jahr seiner Nachtwache , eines Meisterwerks freier Portraitkunst, das die Ähnlichkeit des Individuums der Ausgeglichenheit der Bildkomposition opferte und das deswegen vielleicht den Unwillen der Auftraggeber erregte. Jedenfalls wurde er Juli 1656 für bankrott erklärt, und alle Wertgegenstände, einschließlich seiner Sammlung von Kunstschätzen, wurden verkauft. Mit der Unterstützung von Titus und der getreuen Hendrickje Stoffels, Modell, Liebhaberin und mög liche zweite Frau, malte Rembrandt bis zu seinem To de 1669 ungebrochen weiter.
     
    Graham saß auf dem Bett und erzählte Rachel etwas zum Einschlafen, das Zimmer war halbdunkel, seine Zigarette ein einzelner roter Lichtpunkt. Als ich sechs oder sieben Jahre alt war, lernte ich schwimmen. In Oregon? Ja. Mein Vater führte mich und meine Brüder und meine Schwester an einen Schwimmteich, einen Salzwassertümpel in der Nähe des Meeres. Die anderen waren älter und konnten längst schwimmen. Das Wasser war sehr warm und blau, und eine Zeitlang spielten wir nur so herum, spritzten und duckten uns gegenseitig. Das kleine Mädchen regte sich im Bett, die Augen kaum noch offen, das hübsche Profil und die flache Nase dämmrig auf dem weißen Kissen. Dann nahm mich mein Vater ans tiefere Ende, er war ein sehr großer Mann, größer als ich, und er zeigte mir, wie ich Arme und Beine bewegen mußte. Ich hatte Angst, aber er hielt mich fest, und dann, als ich die Bewegungen begriffen hatte, trat er zurück, einen Schritt nach dem anderen, er redete mit mir und sagte mir, ich sollte auf ihn zuschwimmen. Und jedesmal, wenn ich ihn fast erreicht hatte, wich er weiter zurück. Ich hatte Angst und habe wohl auch geweint, aber ich bin geschwommen, er wich zurück, ich schwamm, um ihn einzuholen, bis wir die andere Seite des Teiches erreichten. Das Kind schlief nun, die Finger zusammengekrümmt, den Mund leicht geöffnet. Graham brachte die Geschichte zu Ende, redete leise mit sich selbst. Wir alle spielten noch etwas, ehe wir nach Hau se gingen, da war ein aufgeblasener Drache, der im Was ser schwamm, ein Strandball, und beim Spielen entdeckte ich, daß ich meinen Vater trotz seiner Größe im Salzwasser hochheben und im flachen Teil des Wassers herumtragen konnte. Er zog dem Kind die Decke hoch. Auf dem Nachhauseweg bekamen wir jeder ein Eis, naß wie wir waren.
     
    »… das Mädchen im Turban in Den Haag könnte sich durchaus behaupten neben einer Madonna von Bellini, dem Petrus Christus Portrait einer jungen Frau in Berlin und vielleicht sogar Piero della Francesa … Und es überrascht nicht, daß in den letzten Jahren wiederholt eine Affinität zwischen der visuellen Technik Vermeers und der Jan van Eycks festgestellt worden ist: der linsenähnliche Ausblick, die durchscheinende ›po sitive‹ Farbe, die ruhige, treue Einstellung zu ruhigen, stillen Gegenständen – diese Eigenschaften sind beiden Künstlern gleich.« Vitale Bloch, Sämtliche Gemälde Jan Vermeers.
     
    Amsterdam hielt sie gefangen, und sie blieben eine Woche nach der anderen, ein wenig behext von ihrer großzügig genossenen Freiheit. Nachdem sie nun eini ge Bekanntschaften geschlossen hatten, begannen sie die fast totale Hülle des Englischen zu sprengen, in der sich englischsprachige Besucher in Amsterdam befinden. Das Holländische drang ihnen explosiv und leicht komisch anmutend in die Ohren. Ohne die Haßerinnerungen an das Deutsche, das seine Gutturale verstärkte, und mit den überraschenden Doppelvokalen kam es ihnen manchmal wie eine Art Clownenglisch vor. Eine neue Sprache läßt die eigenen Metaphern im anderen Licht erscheinen und wirkt auf die Muttersprache zurück, so daß man stets zu eingehender Prüfung angehalten ist.
    Sie aßen, gingen spazieren. Sie diskutierten endlos über die Malerei, redeten und redeten. Rembrandt, Vermeer. Irgendwie brachten sie diese beiden Maler in Opposition. Rembrandt, der Subjektive, der Gefühlsmensch, der Liebende. Vermeer, der Kühle, der Objektive, das Auge.
    Schlechte Nachrichten aus Amerika. Neue Aufstän de, neue öffentliche Morde. Sie lasen die Zeitung

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