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FO 32 - neue SF 2

FO 32 - neue SF 2

Titel: FO 32 - neue SF 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Langdon Jones
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für ihre Lieben. Sie liebten sie, ohne ihr etwas erklären zu können.
    Wieder summte die Fliege um das Licht herum, stieß auf ihren Kopf herab. Die Apachen, Van Eyck, Manhattan, Vermeer. New Amsterdam. Die Beatles. Lapis lazuli. Verdammt, muß schon wieder schiffen. Seltsam, wie sich die Sprache der Ausscheidungen von Familie zu Familie unterscheidet, die Intimsprache. In ihrer Jugend: tullern, pullern, Pipi machen. Wasser lassen, sich die Hände waschen. Bei Rachel benutzten sie Grahams Worte: schiffen, weniger spröde als normal.
    Ein Geruch nach frischem Brot von der Bäckerei auf der anderen Straßenseite. Draußen wurde der Verkehr langsam dichter, bald würden die Milchautos und die ersten Ladenbesitzer Türen aufschließen, Schalter drehen, Knöpfe drücken, würden wie von einem gefallenen Untier, das noch warm war, ein Stück nach dem anderen von der fliehenden Dunkelheit abschneiden. Jess spannte ihre Bein- und Fußmuskeln, die sich in ihrer gekrümmten Stellung neben dem schlafenden Graham verkrampft hatten. Wenn sie jetzt nicht einschlief, ehe es wirklich hell und laut wurde, schaffte sie es überhaupt nicht mehr. Vorsichtig zog sie ihre Beine von ihm fort und schwang sie aus der warmen Höhlung aus Laken und Decke in die kühle Dunkelheit. Ihre Füße sind steif, tasten sich über den kalten Boden, im Flur drückt sie den Lichtknopf; die Flut des Lichts schmerzt nach dem kleinen gelben Schimmer der Leselampe, ihre Pupillen sind krampfartig zusammengezogen, und sie geht mit geschlossenen Augen zur Toilette, während ihr das Licht orange durch die Lider schimmert.
    Alle Oberflächen sind kalt, und die Spülung dröhnt gewaltig durch das stille Haus. Ein Gefühl von Regelübertreten, ungemeinschaftlichen Lärms, und Jess kriecht zurück. Sie möchte jetzt ein Glas Wasser, ihr Mund ist bereits schal und sauer vom kommenden Schlaf, doch sie befürchtet, daß der Lärm der Wasserhähne, das neue Stöhnen in den Leitungen Graham und das Kind im Nebenzimmer weckt. Statt dessen nimmt sie eine Handvoll Weintrauben, und der Spritzer des süßen Saftes trifft schockartig ihre Zunge, die pelzigen Zähne.
    Als sie das Licht ausschaltet, springt das Fensterviereck des Himmels von Schwarz auf Kobaltblau.
     
    ÜBERSETZEN SIE
    Diese Häuser. Jene Geschichte. Dieser Garten. Jene Bäume. Ich habe dieses Buch gelesen; es ist viel besser als jenes. Ich rauche keine Zigaretten. Dieses Haus ist nicht angemalt. Wer ist dieser Mann? Diese Photographie ist gut, aber jene sind sehr schlecht. Das sind unsere Kinder, jene Leute haben keine Kinder. Diese Bücher gehören mir. Kennen Sie jene Leute? Ja, natürlich, es sind meine Nachbarn. Das müssen meine Bleistifte sein. Nun stand er auf und ging ins Zimmer. Sie schauten es sich eine Zeitlang an.
     
    Der Blick auf Delft ist ein reines pulsierendes Viereck aus Licht und Luft. Atem und absolute Tonalität. Was hat es mit dem Sehen auf sich?
     
    Amsterdam, das Venedig des Nordens. Sie gingen durch die Stadt. Sogar sie, die keinerlei Richtungssinn hatte, begann sich auszukennen. Sie stritten sich, und Rachel wurde störrisch. Konzentrische Kanäle.
     
    EIN SPAZIERGANG DURCH AMSTERDAM
    Vom Bahnhof (1) überqueren Sie die Brücke, erreichen die Hauptstraße, Damrak, und gehen an dem kleinen Hafen (2) entlang. Weiter unten liegt die Börse (3), 1903 erbaut (geöffnet von 9–17 Uhr; freier Eintritt zu den Galerien). Über die Damrak erreichen Sie den Dam-Platz mit dem Königlichen Palast (4), ursprünglich von Jacob van Campen 1648 als Rathaus erbaut (im Sommer von 9–16 Uhr, im Winter von 9–15 Uhr geöffnet). Daneben steht die Nieuwe Kerk (5), begonnen 1490, doch seither ständig verändert.
     
    In einem Stadtteil wanderten Prostituierte in den Straßen herum oder saßen in großen Glasfenstern zum Beschauen da und schienen die Fußgänger mit der gleichen Psychologie des Überflusses in Versuchung führen zu wollen, wie sie in den Schaufenstern der Bäckereien und Obstläden angewandt wird – schimmernde Warenpyramiden in saftiger Fülle. Butter, Schokolade, gezuckerte Früchte – und diese Frauen.
    Ein großes Weib lächelte sie an, als sie an ihrem Fenster vorbeikamen, eine gewaltige goldene Pyrami de, die Haut so süß und fett wie Sahne. Diese offene, vitale Präsenz füllte einem die Nase, schenkte der Stadt einen Geruch nach Sex, eine nervöse Erregung, einen Hauch von Körperhitze.
    Sie aßen Hering an den Straßenständen. In dieser Woche gingen sie jeden Tag ins

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