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FO 32 - neue SF 2

FO 32 - neue SF 2

Titel: FO 32 - neue SF 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Langdon Jones
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Gemälde und schau’s dir an. Denk an deine schmerzenden Füße in den unbequemen neuen Schuhen. Ich verabscheue deine Schuhe. Ich verabscheue deine Haarfarbe. Wenn ich dich verlasse, Judith, komme ich nie zurück.
    Als ich sagte: ›Ich fürchte, ich werde dich noch vernichten‹, hast du mir da geglaubt? Ist etwas, was sich so leicht sagen läßt, auch leicht hinzunehmen? Schau, wie anmutig sie zustimmend den Kopf neigt, sieh die Kurve ihres Halses, die in die Rundung ihrer Schulter übergeht.
    Sieh einmal, Judith – denn ich möchte dich weiter ›Judith‹ nennen, solange es mir gefällt – sieh einmal diesen Teller mit Zitronen und Orangen und Eiern. Sieh die Formen, Farben, den Raum, den sie einnehmen. Aber du darfst sie nicht berühren und auch nicht mit ihnen sprechen. Du bist allein und stumm in einem Kleid, das viel zu orangefarben ist für deinen Teint. Deine Fülle ist außer Ansatz gelassen. Dein Kopf tut dir weh. Dein Name weht auf einem goldenen Band hinter dir her, als du nun davonschreitest …
    Ich kann dich noch immer sehen, durch den hohen Bogen der Tür. Eine Kuh scheint von ihrem Gemälde auf deine Füße zu starren, wie du da in deinen unbequemen neuen Schuhen stehst und dir die Kuh auf dem Bild anschaust und dich fragst, warum sich die Menschen überhaupt die Mühe machen, Kühe und Obstteller zu malen, warum wiederum andere Leute die gemalten Kühe kaufen, was ihnen das wohl emotionell bedeutet. Aber bist du selbst besser als ein Gemälde, Judith? Schau dich doch an. Widerspenstige Samtbahnen hängen dir vor den großen Brüsten, breiten sich zu deinen Hüften herab, baumeln dir vor den schmerzenden Füßen.
    In den Wolken knistert es. Weizenfelder verziehen sich. Du bist glasbedeckt. Niemand kann dich berühren. Niemand möchte dich berühren. Du hängst so hoch, daß keiner auch nur einen Blick auf dich verschwendet, und die Gefühle, die du zum Ausdruck bringst, sind, offen gestanden, übertrieben und unwirklich.
    Gestern, meine Schöne, während du in diesem goldenen Rahmen eingesperrt warst, die Beine in dieser lächerlichen starren Haltung verkrampft, beschloß ich, doch zur Party bei den Clarks zu gehen. Wir tranken billigen Wein, aus teuren Gläsern. Es war langweiliger, als selbst du es dir vorstellen könntest. Um neun Uhr kam der Kleine der Familie in seinen Pyjamas aus dem Schlafzimmer, und wir umstanden ihn, bewunderten seine Haltung, seinen Ausdruck, während uns die Mutter seine schläfrigen, sibyllinischen Worte erläuterte. Ringsum murmelten die Blätter in den Hobbemas, den Sisleys, den Constables.
    Das Sonnenlicht verschiebt sich. Dein gemaltes Fleisch gewinnt etwas von der Anziehung zurück, an die ich mich erinnere. Wenn ich zugebe, daß es zum Teil auch meine Schuld ist, bist du dann bereit, noch einmal von vorn anzufangen? Gehen wir zu mir oder zu dir? Geben wir unseren Kindern die Namen römischer Götter – oder ziehst du ein mageres Tom, John, Lucy, Rosali vor?
    Schau mich an, Judith. Ich stehe vor dem Cuyp, aber du hast mich um Guido, Guercino, Annibale Carracci verlassen. Die Sonne wird schwächer, und die Wolken sind rosa. Zieh die Schuhe aus. Ja. Und jetzt das goldene Band mit deinem Namen. Schau, wir sind beide nackt wie der Sonnenuntergang. Wir sind wieder Kinder.
    Die Blätter sind grün und golden, und du läufst barfuß durch das tiefe Gras auf mich zu. Wie ich deine Haltung, deinen Ausdruck bewundere!
    Judith, du bist ein Meisterwerk, und deshalb habe ich mir diese letzte Überraschung aufgehoben. Du hast nicht richtig hingeschaut: das ist gar keine Kuh!
    Schwing dich auf meinen Rücken, Europa!

 
    DER TOD VON LURLEEN WALLACE
    Die Tagundnachtgleiche tritt heute abend kurz nach Sonnenuntergang ein. Der Prinz von Abolie gedenkt dieses Ereignis mit einigen Gästen in seinem alten Turm zu feiern. Vornehme Feste dieser Art werden regelmäßig in der New York Times erwähnt. Wie leicht man sich auf seinem riesigen Anwesen oder im Irrgarten der Portraitgalerie verlaufen kann! Rezensionsexemplare neuer Bücher liegen überall in den Zimmern herum. Einmal in der Woche harkt der Gärtner sie zu kleinen Haufen zusammen, schleppt sie hinaus und zündet ein Feuer damit an.
    Ihr Gepäck wird auf ihr Zimmer gebracht. Sie wird Miles und Flora vorgestellt. Auf der Kiesauffahrt zeichnen sich die schneeweißen Reifen ab, die der Chauffeur auf Weisung des Prinzen am Chrysler Imperial anbringen muß. Alle sind nett zu ihr. Alles ist abgedroschen. Die morbiden

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