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Follower - Die Geschichte einer Stalkerin

Follower - Die Geschichte einer Stalkerin

Titel: Follower - Die Geschichte einer Stalkerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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alles …
    Daniela setzte sich auf. Sie sah sich in ihrem Übungsspiegel, der an der Wand lehnte. Ihre rotbraunen Haare standen vom Kopf ab, ihr Gesicht war rot und fühlte sich heiß an, aber nicht so wie heute Morgen in der Toilette, als die Welt noch schwarz und deprimierend um sie lag wie ein Trauerflor. Ab diesem Moment begann ein neues Leben für sie. Das Forum war vergessen. Sollten sie doch schreiben, was sie wollten. Das spielte keine Rolle mehr. Die einzige Rolle, die jetzt noch zählte, war ihre eigene, zukünftige. Und die musste sie üben. Überhaupt musste sie trainieren, um in Topform zu sein. Es gab viel zu tun. Daniela sprang auf und lief in ihr Schlafzimmer, um sich umzuziehen.
     
    Eine Viertelstunde später trabte sie in Joggingkleidung über feuchten Waldboden. Laufen war das Beste, was sie jetzt tun konnte. Das Adrenalin in ihrem Körper baute sich so schneller ab und sie stieß einen lauten Freudenschrei aus. Das konnte sie sich hier im Wald erlauben. Sie sprang über Stöcke und kleine, umgefallene Bäume. Die Waldluft, klar und grün, strömte durch ihre Lungen und schien sie zu reinigen. Es war erstaunlich, wie unbedeutend alles auf einmal wirkte. Das BIH-Forum, ihr Job, das Studium, der nächste Tag … das alles schrumpfte in seiner Bedeutung, verlor sein Gewicht, einfach so. Es konnte niemanden auf der Welt geben, der mehr Glück empfand, als sie in diesem Moment.
    Leider gab es niemanden, mit dem sie ihre Freude teilen konnte. Im BIH-Forum wollte sie noch nicht darüber reden. Ihre Bekannten und Arbeitskolleginnen wussten nichts von ihrer Leidenschaft und vielleicht würden sie sogar darüber lachen und sie nicht ernst nehmen. Aus Neid natürlich. Daniela entschied, dass sie ihre Mutter anrufen würde. Sie drehte um und lief den Weg zurück, den sie gekommen war. Unterwegs legte sie sich Worte zurecht, wie sie ihrer Mutter die Neuigkeit am besten beibrachte. Schließlich war das die Bestätigung, dass Daniela die ganze Zeit recht gehabt hatte. Sie war sozusagen von Spielberg angerufen worden, im übertragenen Sinne, und sie fuhr nach Berlin!
     
    „Mama?“ Daniela presste sich wieder den Hörer zu fest ans Ohr vor Aufregung. Sie atmete noch schwer vom Laufen.
    „Du, Schatz, es ist gerade ganz schlecht“, hörte sie ihre Mutter am anderen Ende der Leitung.
    „Wir wollten gleich essen. Also wenn es nichts Wichtiges …“
    „Ist es aber!“, fiel ihr Daniela ins Wort. „Ich … ich fahre! Nach Berlin!“ Sie ärgerte sich, dass ihr die Worte nicht so flüssig über die Lippen kamen, wie sie es unterwegs im Wald geplant hatte.
    „Wie, du fährst nach Berlin? Wozu das denn?“
    „Ich habe eine Rolle.“
    „Was für eine Rolle denn, um Himmels willen?“
    „Ich habe eine Komparsenrolle bei einer Serie und sie laden mich nach Berlin ein.“
    Es war heraus. Daniela hielt die Luft an.
    „Kind“, sagte ihre Mutter. „Das wird dich eine Menge kosten.“
    „Nein, sie zahlen alles. Hotel, Sprit …“
    „Danni, hast du dir das gut überlegt … was wird denn das? Ist das überhaupt seriös? Was für eine Serie?“
    „Berlin im Herzen, Mama, Berlin im Herzen. Das kennst du doch. Natürlich ist das seriös. Hörst du mir überhaupt richtig zu?“
    „Danni, du weißt, was ich von diesem Schauspielkram denke. Wie viele junge Mädchen laufen in Unterwäsche in so einer Serie rum. Und das sehen dann alle. Ich habe keine Lust, dass ich später Anrufe von Nachbarn kriege. Weißt du, was die dann von uns denken?“
    „Ich fahre nicht dorthin, um in Unterwäsche rumzulaufen! Es ist eine einmalige Chance, verstehst du das nicht? Ich hab dir immer gesagt, dass ich das will. Immer.“
    „Ja, das hast du. Immer.“
    Es entstand eine Pause.
    „Wir essen jetzt. Ich muss Schluss machen“, sagte ihre Mutter.
    „Du hast Angst, dass ich dich im Fernsehen blamiere. Ist es das? Du denkst, ich spiele schlecht.“ Danielas Ohr glühte und sie lockerte den Griff um ihr Handy ein wenig.
    „Nein. Ich denke, dass es nicht gut für dich ist. Wir hatten uns doch auf das Studium geeinigt. Ich muss jetzt in die Küche.“
    „Ich blamiere euch schon nicht, Mama. Keine Sorge. Ihr werdet euch noch wundern.“
    Daniela drückte das Gespräch weg. Sie wollte keinen Antwortkommentar mehr hören. Und außerdem gab es jetzt Wichtigeres. Ihr Training vor dem Spiegel stand noch aus. Sie rief sich ihre besondere Fähigkeit in Erinnerung und richtete sich ganz bewusst innerlich auf. Dann ging sie ins Bad, zog ihre

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