Follower - Die Geschichte einer Stalkerin
ihres Hotels bekommen.
Daniela sagte den Drehtag zu, bedankte sich und sie beendeten das Gespräch. Sie brauchte eine Weile, um sich zu beruhigen und ihren Puls wieder unter Kontrolle zu bekommen. Das war es! Ein Ball im Garbacher Hof! Das nächste Zeichen! Besser konnte es gar nicht laufen. Daniela lief in die Küche und trank eine halbe Flasche Mineralwasser. Sie war plötzlich unglaublich durstig. Dass Kiran bei diesem Dreh vor Ort sein würde – mehr als wahrscheinlich. Ein Traum! Ein wunderbarer, surrealer Traum!
Sie musste sofort ihre Chefin anrufen und Urlaub beantragen. Sofort. Wie viele Tage würde sie wohl brauchen? Schwer zu sagen. Und sollte sie vorher hinfahren? Sie überlegte, was sie noch alles zu tun hatte, bevor sie sich am Set blicken lassen konnte und fällte eine Entscheidung. Dann griff sie zum Telefon.
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Seit drei Stunden saß Daniela nun schon im Auto, mit einer kleinen Pause, die nicht zu vermeiden war. Ihr Wagen schnurrte dahin, soweit man bei einem nicht mehr ganz jungen Fiat davon sprechen konnte. Es gab keinerlei Zwischenfälle und Daniela verbuchte das auf ihrem Bestätigungskonto. Das Glück war ihr hold, weil sie sich auf dem rechten Weg befand. Das Radio dudelte und manchmal sang sie laut mit, wenn sie den Text kannte. Ein Schild am Straßenrand verkündete: Berlin 107 km
Daniela fühlte einen kleinen, wohligen Stich in der Brust. Sie kam immer näher. Sie kam ihm immer näher. Verrückte, wunderbare Welt. Sie würde als erstes ihr Zimmer im Youth Hostel beziehen, wenn sie in Berlin ankam. Ab morgen war ein Zimmer in einem Hotel für sie reserviert und sie konnte dorthin umziehen. Aber Daniela hatte entschieden, dass sie den zusätzlichen Tag brauchte um sich vorzubereiten. Insgesamt hatte sie erst mal fünf Urlaubstage genommen, und dann kam noch das Wochenende … perfekt.
Eine gute Stunde später passierte sie mit einem beinahe andächtigen Gefühl die Stadtgrenze. Sie war am Ziel! Ihr Herz schlug kräftig und Vorfreude erfüllte sie. Ihr war bewusst, dass Kiran sich hier aufhielt, denn dies war seine Heimatstadt. Hier lag seine Wohnung, irgendwo hier lebte er, schlief er. Sie war ihm so nahe wie noch nie und das fühlte sich fantastisch an. Daniela überquerte riesige Kreuzungen, hielt vor Ampeln und wahre Schwärme von Fußgängern überquerten die Straße. Sie beobachtete die Menschen und es gab einige wirklich schräge Gestalten unter ihnen, bei deren Anblick ihre Mutter missbilligend den Kopf geschüttelt hätte.
Daniela fuhr am Alexanderplatz vorbei und an einem Einkaufscenter, in dessen Namen auch irgendwas mit Alex vorkam, als ob er hier überall vorkam. Sie nahm sich vor, hier später noch mal herzukommen, um sich ein neues Outfit für den Dreh zu kaufen. Das war Ehrensache und ein schönes Detail. Daniela folgte dem Verkehr und den Anweisungen ihres kleinen Navis. Es war schon lustig, dass bei ihr zu Hause alles so klein war, ihre Wohnung und das Haus, in dem sie sich befand, ihr Fernseher, ihr Notebook (das reiste in einer kleinen Tasche in ihrem kleinen Kofferraum mit), ihr Auto. Und hier … war alles groß, übergroß und weit. Es gab von allem mehr, als man brauchte, alles war größer als nötig. Eine überdimensionale Welt und für einen Dauerdörfler ein echter Kulturschock.
Daniela brauchte noch fast eine halbe Stunde, bis sie ihr Hostel erreichte. Es war schon erstaunlich, dass man innerhalb eines Ortes so lange geradeaus fahren konnte und sich immer noch im Stadtkern befand. Zu Hause konnte man in derselben Zeit vier bis fünf ganze Ortschaften durchqueren.
Das Einchecken ging ganz schnell und Daniela erhielt eine Magnetkarte für ihr Zimmer im ersten Stock.
In ihrem Zimmer stellte sie ihren Handkoffer ab, ließ ihre Tasche fallen und schloss die Tür hinter sich. Sie unternahm einen kleinen Rundgang, besichtigte das Bad, das weiß bezogene Bett mit der dunkelgrünen Tagesdecke und begann dann, sich einzurichten. Sie wollte sich erst noch ein wenig frisch machen, bevor sie ihre restlichen Besorgungen anging. Es gab noch viel zu tun.
Den Rest des Tages verbrachte Daniela in der Stadt. Sie kaufte sich einige neue Kleidungsstücke, die sie alle mit ans Set nehmen wollte. Danach aß sie eine Kleinigkeit in einem asiatischen Imbiss am Alexanderplatz.
Sie gönnte sich einen ausgedehnten Friseurbesuch und kaufte im Anschluss noch Stylingprodukte, Make-up und ein Parfüm, bei dessen Auswahl sie sich professionell beraten ließ.
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