Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Follower - Die Geschichte einer Stalkerin

Follower - Die Geschichte einer Stalkerin

Titel: Follower - Die Geschichte einer Stalkerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
Vom Netzwerk:
perfekt als Gast.“ Patricia machte einer anderen Frau mit dunklem Pferdeschwanz ein Zeichen und die hielt den Daumen hoch.
    „Ziehs doch mal an!“, sagte Patricia. „Und dann zeigst du es Sabine. Geht so durch, würd ich sagen.“
    Daniela wurde schwindelig vor Glück. Alles lief genau so, wie sie es sich erträumt hatte. Und noch besser.
    Es verging noch eine gute Stunde mit den Vorbereitungen, dann kam die nächste Ansage, dass sich jetzt alle zum Set begeben sollten. Daniela konzentrierte sich auf ihre Atmung. Ihre Hände zitterten. Sie konnte nichts dagegen tun. Im Pulk bewegten sie sich durch die Gänge und folgten einem Aufnahmeleiter namens Tobias, der sich zielstrebig vorwärts bewegte.
    Und dann lag es vor ihr. Daniela vergaß für ein paar Sekunden völlig, zu atmen. Das Set des großen Saals im Garbacher Hof. Sie erkannte es sofort und auch nicht, denn die zahlreichen Scheinwerfer, die von der Decke hingen und die Kulissenwände sah man natürlich nie im Fernsehen. Dadurch wirkte es irgendwie befremdlich und vertraut zugleich. Kameras standen auf Stativen und überall lagen Kabel.
    Sie erkannte Tamara, eine der weiblichen Hauptrollen, die in der Kulisse stand und mit jemandem sprach. Sie sah Herrn Garbach, der in einem Sessel saß und ein Blatt Papier in der Hand hielt. Tobias gab irgendwelche Anweisungen, aber Daniela achtete nicht darauf, denn sie hatte ein Lachen gehört, von dem ihr schwindelig wurde. Alex lachte so. Genau so.
    „Hey, was soll denn das?“, fragte jemand neben ihr.
    „Oh, tut mir leid“, flüsterte Daniela. Sie war gegen ihren Nebenmann getaumelt, so stark war der Schwindel, aber sie bekam sich wieder in den Griff. Sie ging ein paar Meter nach rechts und dann sah sie ihn.
    Er stand gegen die Kulisse gelehnt und redete mit einem der Kleindarsteller. Der Junge hieß Christian in der Serie und arbeitete als Kofferträger im Garbacher Hof. Er trug sein Pagen-Outfit und scherzte mit Alex, als ob sie alte Freunde seien. In Danielas Brustkorb explodierte etwas. Ein unglaubliches Gefühl, wunderbar, unfassbar, überwältigend. Sie musste sich zwingen, weiterzuatmen, während sie Alex beobachtete, der einen teuren, dunkelblauen Anzug trug, was ihm ganz ausgezeichnet stand. Die Komparsen lauschten auf den Vortrag, den Tobias hielt und Daniela wich ein paar Schritte zurück. Niemand bemerkte sie. Sie ging Schritt für Schritt näher an die Kulisse heran. Dann verschwand sie hinter einer Trennwand. Unbemerkt schlich sie hinter den mit Holzbalken abgestützten Wänden entlang. Wieder hörte sie Alex lachen. Ein Traum. Er klang so süß, so sympathisch und freundlich. Er war genau so, wie sie es sich immer vorgestellt hatte. Sie lehnte sich vor und spähte zwischen zwei Lagen von schwarzem Stoff hindurch. Dort stand er mit Christian, dessen richtigen Namen sie nicht kannte. In Wirklichkeit war Kiran Advani noch viel schöner als im Fernsehen, fand sie. Und sie war erleichtert, dass er nicht arrogant wirkte. Und er hatte keine Ahnung, dass sein zweifelsohne größter Fan ihm so nahe war.
    „Hey Kiri!“, sagte eine Stimme und Patricia erschien in Danielas Blickfeld.
    „Hey, Curly. Biste mit allen durch?“, fragte Kiran.
    „Jau!“, sagte Patricia. „Großkampftag!“
    Daniela wunderte sich, dass Patricia Kiran einfach so ansprach und dass er ihr sogar antwortete.
    Er ist eben nicht arrogant, dachte sie wieder und genoss den sanften Schauer, den dieser Gedanke verursachte.
    „Na, ihr Pfeifen?“, sagte eine Stimme und dann trat ein weiterer Darsteller in Pagen-Uniform zu der kleinen Gruppe. Daniela kannte auch ihn. Er spielte den einzigen türkischen Mitarbeiter mit Namen Murath im Hotel. Sie wusste nicht, ob er wirklich Türke war. Aber sehr wahrscheinlich schon.
    „Ich hab die Set-Wetten. Wer von euch ist dabei?“ Er zückte einen Block.
    „Was geht denn heute?“, fragte Patricia.
    „Also Leute, heute geht richtig was, wegen Komparsendreh. Also … Till wettet, dass sich Tobias heute mit der neuen Aufnahmeleiterin anranzt und es Zoff gibt. Wette ist erfüllt, wenn es mindestens ein Wortgefecht gibt. Steigt einer von euch ein?“
    „Ich nicht. Mach erst mal weiter“, sagte Patricia.
    „Okay … dann hab ich noch ne Wette von Kerstin, dass Kiran heute von mindestens fünf Komparsinnen belästigt wird. Steigt einer ein?“ Als niemand antwortete, wandte er sich direkt an Kiran. „Ich steig auch nicht ein, Alter. Nix gegen dich. Du bist bei so was ein Garantiegewinn, aber deine

Weitere Kostenlose Bücher