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Fool on the Hill

Fool on the Hill

Titel: Fool on the Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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Ragnarök hatte die Keule in der rechten Hand, während er die Linke wie ein geliebtes, aber kaputtes Spielzeug an seine Brust hielt. Es war, als wandelte er in den Tiefen einer Katakombe, und der Bohemier warf argwöhnische Blicke durch jede Tür, in jeden dunklen Vorlesungsraum, an dem er vorbeikam. Der Präsident der Rho Alpha Tau ließ sich indes nicht blicken; Ragnarök erreichte das Zentrum des Gebäudes, blieb stehen und horchte. Rechter Hand führte eine breite Treppe zu einer Eingangshalle hinunter, deren Türen auf den Arts Quad gingen. Schwach drangen die Geräusche des Kampfes von draußen herein, hallten in den leeren Gängen.
    Gewehrschüsse; und im selben Augenblick sprang Jack Baron hinter der Büste des Stifters hervor und ließ mit gestreckten Armen den Vorschlaghammer über Ragnaröks Schädel niedersausen. Der Schwarze Ritter wich dem Schlag aus und rammte Jack gleichzeitig ein Knie in den Bauch. Der Alphatauler grunzte, klappte zusammen... und packte dann, wobei er den Hammer halb losließ, Ragnaröks verletzte Hand und drückte sie. Fest.
    »Tut's weh?« erkundigte sich Jack. Der Schwarze Ritter schrie auf und knallte mit einer solchen Wucht gegen den Alphatauler, daß sie beide die Treppe hinunterkollerten - ohne daß Jack die gebrochene Hand losließ. Unten angelangt, rollten sie auseinander; deutlicher noch als der gräßliche Schmerz wurde Ragnarök bewußt, daß er wieder seine Waffe verloren hatte. Sie lag auf halber Treppe, unerreichbar weit.
    Jack Baron lachte, als er, den Vorschlaghammer fest im Griff, aufstand. »Was ist denn los, Partner? Was verloren?«
    Keinen Meter hinter ihm führte eine zweite, engere, steilere Treppe ins Untergeschoß. Ein an eine Säule geklebtes handgeschriebenes Schild verkündete, dies sei der Südeingang zur Zeustempel-Cafeteria.
    »Du enttäuschst mich, Ragnarök«, höhnte Jack. Draußen hallten weitere Gewehrschüsse. »Das ist zu einfach. Ich dachte, du seist ein Killer, hättest deine Seele dem Teufel verkauft.«
    »Ein Killer«, flüsterte Ragnarök, und seine Augen verengten sich zu brennenden Schlitzen. »Das ist es also, was du willst? Ein Killer?«
    »Komm und hol mich«, sagte Jack, und ein Blitz schlug auf dem Quad ein. Das grelle Licht drang durch die Türverglasung herein und blendete den Präsidenten der Rho Alpha Tau für eine halbe Sekunde. Er hatte gerade Zeit, einmal zu zwinkern, da war Ragnarök auch schon bei ihm und versetzte ihm einen Fausthieb, der ihn für eine weitere halbe Sekunde betäubte. Zu nah, als daß der Vorschlaghammer zum Einsatz hätte kommen können, packte der Schwarze Ritter Jack Baron mit einer Hand bei der Gurgel und fing an, ihn mit dem Kopf gegen die Säule zu knallen.
    »Ist es das... was... du willst?« brüllte Ragnarök im Takt auf ihn ein. Das Cafeteriaschild fiel blutbefleckt zu Boden.
    »Ist es das, was du willst?« brüllte er noch einmal und riß Jack herum, auf die enge Treppe zu. Im letzten Moment stellten sich Jacks Augen wieder scharf, er klammerte sich unbeholfen an Ragnarök, und wieder purzelten sie zusammen hinunter.
    Die Südtür des Zeustempels flog aus den Angeln, als Ragnarök und Jack, nicht wie zwei einzelne Kämpfer, sondern wie ein einziger rasender Knäuel, wie eine symbiotische Einheit des Hasses, dagegen krachten. Wie eine riesige Bowlingkugel rollten sie in die Cafeteria hinein, schoben Tische und Stühle durch die Gegend. Von einem Regal an einer Wand verfolgte ein Pantheon von Abgüssen griechischer Statuen - manche ohne Arme, manche ohne Beine - dieses Schauspiel; ein Apollo aus Gips schien besonders gut aufzupassen, als wollte er diesen Augenblick für die Nachwelt festhalten.
    Nur Ragnarök kam vom Boden wieder hoch. Jack lag flach auf dem Rücken, das Gesicht blutüberströmt, seine Lider flatterten wie kaputte Jalousien. Der Schwarze Ritter stand hochgewachsen und aufrecht da, den Vorschlaghammer in der heilen Hand, und setzte dem Präsidenten der Rho Alpha Tau einen gestiefelten Fuß auf die Brust, hielt ihn ruhig, wie ein Holzfäller einen Hackklotz ruhig hält, aus dem er eine Axt loswuchten will.
    »Wenn du das willst«, sagte der Schwarze Ritter leise, »dann sollst du's haben. Partner.«
    »Nein«, krächzte Jack; er war zu schwach, um sich zu bewegen, zu schwach, um irgend etwas zu unternehmen. »Nein, bitte...«
    Und Ragnarök klemmte sich den Vorschlaghammer unter den Arm, um sich das Auge zu wischen, in dem die Raserei als eine einzelne Träne brannte. Draußen

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