Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fool: Roman (German Edition)

Fool: Roman (German Edition)

Titel: Fool: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
Vom Netzwerk:
wenn sie bei Festen Wache stehen. Ich glaube, es steht geschrieben in den Irrungen des Heiligen Pesto: »In neun von zehn Fällen bringt ein großer Freund mit Streitaxt wahren Segen.«)
    »Was habt Ihr angerichtet, Bastard?«, flüsterte ich mit einigem Zorn und nicht wenig Speichel.
    »Nur das, was du wolltest, Narr. Deine Prinzessin wird keinen Mann bekommen, das kann ich dir versichern, doch nicht mal deine Zauberei kann dich mehr schützen, falls du meine Strategie verraten solltest.«
    »Meine Zauberei? Wie? Ach, der Geist!«
    »Ja, der Geist und dieser Vogel. Als ich an den Zinnen entlanglief, schimpfte mich ein Rabe ›Wichser‹ und schiss mir auf die Schulter.«
    »Tja, meine Günstlinge sind überall und nirgends«, sagte ich. »Ihr tut gut daran, meine Macht über die himmlischen Gestirne und die Geister und was weiß ich noch alles zu fürchten. Doch bevor ich irgendetwas Unangenehmes über Euch kommen lasse, verratet mir: Was habt Ihr dem König gesagt?«
    Da lächelte Edmund, was mir mehr Sorgen machte als sein Schwert. »Heute früh belauschte ich, wie die Prinzessinnen untereinander über ihre Zuneigung zu ihrem Vater sprachen und erfuhr so manches über ihren Charakter. Ich deutete dem König gegenüber an, es könne seine Bürde erleichtern, wenn er davon wüsste.«
    »Was wüsste?«
    »Geh und finde es selbst heraus, Narr! Ich muss Cordelias Freier holen.«
    Und er war fort. Die Wache hielt mir die Tür auf, und ich schlich wieder in die Halle und an einen Platz in der Nähe des Tisches.
    Der König hatte, wie es schien, gerade eine Art Appell beendet und Freunde und Familie einzeln bei Hofe begrüßt, seine Verbundenheit mit einem jeden erklärt und sich in den Fällen Kent und Gloucester einer langen Geschichte gemeinsamer Schlachten und Eroberungen erinnert. Krumm, weißhaarig und hager ist der König, doch in seinen Augen brennt ein kaltes Feuer – sein Gesicht erinnert an einen Falken, dem man eben erst die Haube abgenommen hat, bereit zum Töten.
    »Ich bin alt, und die Bürde von Besitz und Verantwortung lastet schwer auf mir. Da ich zukünftige Konflikte zu vermeiden suche, schlage ich vor, mein Reich unter jüngeren Kräften aufzuteilen, damit ich leichten Herzens zu Grabe kriechen kann.«
    »Was könnte schöner sein als leichtherziges Grabeskriechen?«, raunte ich leise Cornwall zu, blöder Hammel, der er ist. Ich kauerte zwischen ihm und seiner Herzogin Regan. Prinzessin Regan: groß, schön, rabenschwarzes Haar, mit einer Schwäche für tief ausgeschnittene, rote Samtkleider und fiese Schurken, beides bedauernswerte Fehler, hätten sie dem Erzähler dieser Mär nicht auf so angenehme Weise zum Vorteil gereicht.
    »Pocket, hast du die gefüllten Datteln bekommen, die ich dir geschickt habe?«, fragte Regan.
    Und großzügig war sie auch.
    »Schscht, Uschimuschi«, sagte ich. »Vater spricht.«
    Cornwall zückte seinen Dolch, und ich schob mich am Tisch entlang zu Gonerils Seite hinüber.
    Lear fuhr fort: »Diese Macht und diesen Besitz will ich zwischen meinen Schwiegersöhnen aufteilen – dem Herzog von Albany, dem Herzog von Cornwall und jenem Freier, der die Hand meiner geliebten Cordelia nimmt. Um jedoch zu entscheiden, wer den großzügigsten Anteil erhalten soll, frage ich meine Töchter: Wer von euch liebt mich am meisten? Goneril, meine Älteste, sprich du zuerst!«
    »Keine Panik, Bärchen«, flüsterte ich.
    »Lass mich nur machen, Narr«, fuhr sie mich an, und mit strahlendem Lächeln und nicht unerheblicher Anmut schritt sie außen um den großen Tisch herum zum offenen Kreis in der Mitte, wobei sie sich im Vorübergehen vor jedem Gast verneigte. Sie ist kleiner und etwas rundlicher als ihre Schwestern, an Busen und Turnüre großzügiger gepolstert, ihre Augen ein grauer, fast smaragdfarbener Himmel. Ihr Lächeln trifft das Auge des Betrachters wie Wasser die Zunge eines verdurstenden Matrosen.
    Ich glitt auf ihren Stuhl. »Welch ansehnliches Geschöpf sie doch ist«, sagte ich zum Herzog von Albany. »Diese eine Brust, wie sie nur ein wenig seitlich absteht – wenn sie nackt ist, meine ich. Stört Euch das eigentlich? Man fragt sich doch, wohin sie blickt – ein bisschen wie ein Schielerich, bei dem man meint, er spräche stets mit jemand anderem.«
    »Schweig, Narr!«, sagte Albany. Er ist fast zwanzig Jahre älter als Goneril, ein langweiliger Ziegenbock, wenn man mich denn fragen würde, doch in gewisser Weise nicht ein solcher Haderlump wie der durchschnittliche

Weitere Kostenlose Bücher