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Fool: Roman (German Edition)

Fool: Roman (German Edition)

Titel: Fool: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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Kraft bewegt, überlässt er Anmut und Feingefühl eher seinem jungfräulichen Gefolge.
    »Da bist du ja, Junge!«
    »Welcher Junge?«, sagte ich. »Ich sehe hier keinen Jungen.« Sicher, ich reichte Kent nur bis zur Schulter, und es wären zwei von mir und dazu ein Ferkel nötig, um ihm auf der Waage zu entsprechen, doch selbst ein Narr verlangt Respekt, nur natürlich nicht vom König.
    »Schön, schön. Ich wollte dir nur raten, heute Abend nicht über anderer Leute Hinfälligkeit oder Alter zu scherzen. Der König redet schon die ganze Woche davon, dass er ›unbelastet ins Grab gehen‹ will. Ich glaube, ihn drückt die Last seiner Sünden.«
    »Nun, wäre er nicht so hinkelsteinalt, fühlte man sich auch nicht versucht, ihn mit Häme zu überschütten, oder? Ist ja nicht meine Schuld.«
    Da grinste Kent. »Pocket, du würdest doch nicht absichtlich deinen Herrn verletzen.«
    »Aye, Kent, und da Goneril und Regan und ihre Lords in der Halle zugegen sind, besteht kein Anlass, sich auf geriatrische Witze zu beschränken. War das der Grund, wieso der König letzte Woche nur Euch allein zur Gesellschaft haben wollte? Um über sein Alter nachzusinnen? Dann hat er gar nicht vor, Cordelia zu vermählen?«
    »Er sprach davon, doch nur im Zusammenhang mit seinem Vermächtnis... an Besitz und vor der Geschichte. Als ich ihn zuletzt sah, schien er gewillt, das Königreich zu sichern. Er bat mich hinauszugehen, um Edmund, dem Bastard, eine Privataudienz zu gewähren.«
    »Er spricht mit Edmund? Allein?«
    »Aye. Der Bastard verwies für die Gefälligkeit auf die vielen Jahre, die sein Vater schon dem König dient.«
    »Ich muss zum König! Kent, seid so gut und bleibt hier bei Drool! Dort stehen Speis und Trank, wenn Ihr wollt. Taster, gib dem guten Kent die besten deiner Datteln! Taster? Taster? Drool, gib Taster einen Schubs! Anscheinend ist er eingeschlafen.«
    Da erklang eine Fanfare, eine einzelne, anämische Trompete, nachdem die anderen drei Trompeter erst kürzlich dem Herpes zum Opfer gefallen waren. (Eine wunde Lippe ist für einen Trompeter genauso schlimm wie ein Pfeil im Auge. Der Haushofmeister hatte sie einschläfern lassen, oder vielleicht waren sie mittlerweile Trommler. Jedenfalls hatten sie keine Fanfare mehr, das wollte ich nur sagen.)
    Drool setzte sein Kätzchen ab und stand auf.
    »Nach Kränkung seiner Töchter drei
    Der König bald ein Narr wohl sei« , lispelte der Riese mit weiblicher Stimme.
    »Woher hast du das, Drool? Wer hat das gesagt?«
    »Schön...«, sagte Drool und knetete die Luft mit seinen fleischigen Pranken, als liebkoste er die Brüste einer Frau.
    »Gehen wir«, sagte Kent. Der alte Krieger riss die Tür zur Halle auf.
     
     
    Sie standen alle um den großen Tisch herum – rund, nach der Tradition eines lang vergessenen Königs -, die Mitte offen, wo die Diener bedienten, Redner redeten und Drool und ich auftraten. Kent nahm seinen Platz in der Nähe des Königsthrones ein, ich stand mit ein paar Leibgardisten neben dem Feuer und winkte Drool, sich hinter einer der Steinsäulen zu verstecken, die das Gewölbe stützten. Narren haben keinen Platz am Tisch. Meist hockte ich dem König zu Füßen, bot während der Mahlzeit geistreiche Bemerkungen, Kritik und brillante Betrachtungen, doch erst wenn er mich hatte rufen lassen. Seit einer Woche hatte Lear nun schon nicht mehr nach mir verlangt.
    Er betrat den Raum erhobenen Hauptes, sah jeden seiner Gäste finster an, bis sein Blick auf Cordelia fiel, und er lächelte. Er bedeutete allen, sich zu setzen, was sie taten.
    »Edmund!«, sagte der König. »Holt die Prinzen von Frankreich und Burgund!«
    Edmund verneigte sich vor dem König und buckelte rückwärts zum Haupteingang der Halle. Dann sah er herüber und winkte mir, ihm zu folgen. Furcht kroch in mir hoch wie eine schwarze Schlange. Was hatte der Bastard getan? Ich hätte ihm die Kehle durchschneiden sollen, als ich Gelegenheit dazu hatte.
    Ich drückte mich an der Wand entlang, doch die Glöckchen an meinen Schuhspitzen trugen nur wenig dazu bei, mein Vorhaben zu verhehlen. Der König sah mich an, dann wandte er sich ab, als schimmelten seine Augen bei meinem Anblick.
    Draußen vor der Tür nahm mich Edmund grob beiseite. Der lange Gardist an der Schwelle senkte seine Hellebarde einen Daumenbreit und sah den Bastard fragend an. Edmund ließ mich los und machte ein erstauntes Gesicht, als sei seinen eigenen Händen nicht zu trauen.
    (Ich bringe den Soldaten Speis und Trank,

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