Fool: Roman (German Edition)
hübsch anzusehen, größer als ich, wenn auch nicht richtig groß, und ein paar Jahre südlich der Dreißig. Burgund hatte dunkles Haar und die scharfen Züge eines Römers, Frankreich hingegen rotblondes Haar und einen weicheren Teint. Beide trugen Schwert und Dolch, die sie zweifellos jedoch nur zur Zierde zückten. Froschfresser, elende.
»Lord Burgund«, sagte Lear, »Ihr habt um die Hand unserer jüngsten Tochter angehalten. Welche Mitgift verlangt Ihr für sie?«
»Nicht weniger als Eure Hoheit angeboten«, sagte die dunkle Tunte.
»Leider gilt das Angebot nicht mehr, Burgund. Was wir angeboten, wurde angeboten, als sie uns lieb und teuer war. Nun hat sie unseren Zorn geweckt und unsere Liebe hintergangen, und ihre Mitgift besteht nunmehr aus nichts. Wenn Ihr sie wollt, wie sie ist, nehmt sie mit, aber Mitgift wird es keine geben.«
Burgund war sprachlos. Er wich zurück, trat fast Frankreich auf die Füße. »Dann tut es mir leid, Herr, doch muss ich bei meiner Wahl einer Herzogin sehr wohl auf Einfluss und Besitz achten.«
»Nichts von beidem wird sie haben«, sagte Lear.
»So sei es denn«, sagte Burgund. Er nickte, verneigte sich und trat zurück. »Tut mir leid, Cordelia.«
»Keine Sorge, Herr«, sagte die Prinzessin. »Wenn Burgunds Herz allein mit Einfluss und Besitz vermählt wird, dann nie wirklich auch mit mir. Friede sei mit Euch.«
Ich stieß einen halben Seufzer der Erleichterung aus. Man mochte uns aus unserem Heim vertreiben, doch wenn Cordelia mit uns vertrieben wurde …
»Ich nehme sie!«, sagte Edgar.
»Das wirst du nicht tun, du arschnasiger, hundsfotziger Laberhannes!«, könnte ich versehentlich gerufen haben.
»Das wirst du nicht tun!«, sagte Gloucester und stieß seinen Sohn auf den Stuhl zurück.
»Nun, ich würde sie nehmen«, sagte der Prinz von Frankreich. »Denn sie ist ihre eigene Mitgift.«
»Ach du dickes Ei!«
»Pocket, es reicht!«, sagte der König. »Wache, führt ihn hinaus, bis unserem Willen entsprochen wurde!«
Zwei Gardisten traten hinter mich und packten zu. Ich hörte Drool stöhnen und sah ihn hinter einer Säule kauern. Das war noch nie passiert – nichts Vergleichbares. Ich war der Narr mit der Lizenz für alles! Ich allein durfte der Macht die Wahrheit sagen – ich war der dreiste Oberschelm des Königs von Britannien!
»Ihr wisst ja nicht, worauf Ihr Euch einlasst! Habt Ihr ihre Füße gesehen? Oder vielleicht wollt Ihr sie gerade deshalb, und sie soll auf den Weinbergen Trauben treten! Majestät, die Schwuchtel will sie nur zur Arbeit zwingen, denkt an meine Worte!«
Doch das Letzte hörte niemand mehr, denn die Gardisten hatten mich hinausgeschleppt und hielten mich draußen vor der Halle fest. Ich versuchte, einem von ihnen meinen Jones über den Schädel zu ziehen, aber er bekam den Puppenstock zu fassen und klemmte ihn sich hinten in seinen Gürtel.
»Tut mir leid, Pocket«, sagte Curan, der Hauptmann der Garde, ein grauer Bär im Kettenhemd, der mich bei meinem rechten Arm hielt. »Der Befehl war unmissverständlich, und du warst dabei, dir die Kehle mit deiner eigenen Zunge durchzuschneiden.«
»Ich doch nicht«, sagte ich. »Er würde mir nichts tun.«
»Bis heute Abend hätte ich auch nicht gedacht, dass er seinen besten Freund verbannen oder seine Lieblingstochter enteignen würde. Einen Narren aufzuknüpfen, das ist schnell getan, mein Freund.«
»Aye«, sagte ich. »Ihr habt recht. Dann könnt Ihr mich jetzt loslassen.«
»Erst wenn der König fertig ist«, sagte der greise Leibgardist.
Die Türen gingen auf, die Fanfare quäkte kränklich durchs Portal, und heraus kam der Prinz von Frankreich – an seinem Arm Cordelia, strahlend, aber mit zusammengebissenen Zähnen. Sie entspannte sich, als sie mich sah, und die Glut in ihren Augen ließ etwas nach.
»Ihr stehlt Euch also mit dem Froschprinzen davon?«, sagte ich.
Darüber lachte Frankreich, dämlicher Froschficker, der er ist. Gibt es etwas Nervigeres als einen Edelmann, der sich edel verhält?
»Ja, ich gehe, Pocket, aber es gibt etwas, woran du immer denken musst, was du nie vergessen darfst...«
»Beides auf einmal?«
»Halt die Klappe!«
»Aye, Mylady.«
»Du sollst immer daran denken und darfst nie vergessen, dass du zwar der Schwarze Narr bist, der finstere Narr, der Hofnarr, der Narr, der alles darf, der Narr des Königs, aber dass du nicht deshalb hergebracht wurdest! Du kamst hierher, um mir Freude zu bereiten. Mir allein! Solltest du also eines Tages
Weitere Kostenlose Bücher