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Fool: Roman (German Edition)

Fool: Roman (German Edition)

Titel: Fool: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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nervös, verzweifelt auf die Anerkennung der Eremitin erpicht, und fürchtete, wenn ich sie verstimmte, würde mich ein Racheengel niederstrecken, wie es in den Schriften ständig vorkam. Sosehr ich mich auch bemühte, es wollte mir kein Piratenpsalm einfallen. Ich räusperte mich und sang den einzigen nicht lateinischen Psalm, den ich auswendig konnte:
    »Der Herr ist mein Wichser, ich soll keine anderen...«
    »Warte, warte, warte!«, sagte die Eremitin. »Heißt es nicht ›Der Herr ist mein Hirte‹?«
    »Ja, schon, aber Ihr sagtet doch...«
    Da fing sie an zu lachen. Es war das erste Mal, dass ich sie lachen hörte, und es klang, als lobte mich die Jungfrau Maria höchstpersönlich. In der dunklen Kammer schien ihr Lachen überall um mich herum zu sein und mich förmlich zu umarmen.
    »Ach, Pocket, du bist mir vielleicht einer! Einfältig und unbeleckt, aber zum Verlieben.«
    Ich merkte, wie ich errötete. Ich war stolz und verlegen und verzückt. Ich wusste nicht, was ich machen sollte, also sank ich auf die Knie und warf mich vor der Schießscharte auf den Boden, presste meine Wange an die Steine. »Verzeiht mir, Mutter.«
    Wieder lachte sie. »Erhebt Euch, Sir Pocket von Dog Snogging!«
    Ich kam auf die Beine und starrte das dunkle Kreuz in der Mauer an. Ich sah diesen matten Stern, ihr Auge, in dem sich das Licht der Kerze spiegelte, und ich merkte, dass ich weinte.
    »Warum habt Ihr mich so genannt?«
    »Weil du mich zum Lachen bringst und es verdient hast. Und weil du kühn bist. Ich glaube, wir werden noch richtig gute Freunde.«
    Gerade wollte ich sie fragen, wie sie das meinte, doch der Eisenriegel quietschte, und jemand öffnete die Tür zum Korridor. Dort stand Mutter Basil mit einem Kerzenleuchter in der Hand, und sie sah verstimmt aus.
    »Pocket, was geht hier vor?«, sagte sie mit ihrem barschen Bariton.
    »Nichts, Mutter Oberin. Ich habe nur der Eremitin ihr Essen gebracht.«
    Anscheinend wollte Mutter Basil den Vorraum nicht betreten, als fürchtete sie, die Eremitin könnte sie sehen.
    »Komm schon, Pocket! Zeit fürs Abendgebet.«
    Eilig verneigte ich mich vor der Eremitin und hastete unter Mutter Basils Arm hindurch zur Tür hinaus.
    Als sie die Tür schloss, rief die Eremitin: »Mutter Oberin, einen Moment noch, bitte!«
    Mutter Basils Augen wurden groß, und sie sah aus, als hätte der Teufel nach ihr gerufen. »Geh du nur schon zum Vespergottesdienst. Ich komme gleich nach.«
    Sie trat in den Vorraum zur Zelle und schloss die Tür hinter sich, als eben die Glocke schlug und uns zum Abendlob rief.
    Ich fragte mich, was die Eremitin wohl mit Mutter Basil zu besprechen hatte, vielleicht eine Erkenntnis, die ihr in den langen Stunden ihrer Gebete gekommen war, vielleicht hatte ich mich als unzulänglich erwiesen, und sie bat, man möge mich nicht mehr zu ihr schicken. Nachdem ich gerade meine erste Freundin gefunden hatte, fürchtete ich, sie gleich wieder zu verlieren. Während ich dem Priester die Gebete auf Lateinisch nachsprach, betete ich in meinem Herzen zu Gott, dass er mir die Eremitin nicht wegnehmen möge, und als die Messe zu Ende war, blieb ich in der Kapelle und betete bis weit nach der Mitternachtsandacht.
    Mutter Basil fand mich in der Kapelle.
    »Es wird einige Änderungen geben, Pocket.«
    Mir rutschte das Herz in die Hose.
    »Verzeiht mir, Mutter Oberin, denn ich weiß nicht, was ich tue.«
    »Was redest du da, Pocket? Ich tadle dich nicht. Ich möchte deinen Eifer mit einigen Pflichten belohnen.«
    »Oh«, sagte ich.
    »Von nun an wirst du der Eremitin abends vor dem Vesper Speis und Trank bringen, und dort, im Vorraum, wirst du sitzen bleiben, bis sie gegessen hat, doch wenn die Glocke zur Vesper ruft, sollst du gehen und erst am nächsten Tage wiederkehren. Du sollst nie länger als eine Stunde bleiben! Hast du verstanden?«
    »Ja, Mutter Basil, aber wieso nur eine Stunde?«
    »Wir wollen die Eremitin bei ihrer Kommunion mit Gott nicht über Gebühr stören. Außerdem darfst du sie nie fragen, woher sie kommt. Frag nie nach ihrer Familie oder ihrer Vergangenheit. Sollte sie je davon sprechen, musst du dir die Finger in die Ohren stecken und ›Lalalala, ich kann Euch gar nicht hören, ich kann Euch gar nicht hören‹ singen und sofort hinausgehen.«
    »Das kann ich nicht, Mutter.«
    »Wieso nicht?«
    »Ich krieg den Riegel zur Außentür nicht auf, wenn ich mir die Finger in die Ohren stecke.«
    »Ach, mein süßer Pocket, ich habe deinen Witz von Herzen gern. Ich denke,

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