Fool: Roman (German Edition)
arbeiten. Es wird etwas dauern, aber wenn Ihr Euch einen bestimmten Stein vornehmt, könnte Eure Flucht im Sommer gelingen.«
»Du bist meine kleine Flucht, Pocket! Die einzige Flucht, die ich mir gestatten darf.«
»Aber wir könnten durchbrennen und zusammen sein!«
»Das wäre fabelhaft, aber ich kann hier nicht weg. Also, komm her und steck dein Geläut ins Kreuz! Thalia hat eine kleine Überraschung für dich.«
Es kam mir vor, als setzte ich mich nie durch, sobald ich im Kreuz steckte. Abgelenkt, wie ich war. Doch ich lernte dazu, und da mir die Beichte verwehrt war – nicht, dass es mich sonderlich belastet hätte -, teilte ich das Erlernte gern mit anderen.
»Thalia, ich muss Euch beichten, dass ich Schwester Nikki von dem kleinem Mann im Boot erzählt habe.«
»Wirklich? Nur erzählt oder auch gezeigt?«
»Na ja, wohl auch gezeigt. Aber ich glaube, sie ist schwer von Begriff. Ich musste ihn immer wieder vorzeigen, und heute Abend nach der Vesper treffen wir uns im Kreuzgang, und ich zeige ihn ihr noch mal.«
»Ach, die Freuden einer langen Leitung! Und es wäre wahrlich eine Sünde, seinen Erfahrungsschatz selbstsüchtig zu hüten.«
»Das dachte ich dann auch«, sagte ich erleichtert.
»Und da wir gerade vom kleinen Mann im Boot sprechen: Ich glaube, diesseits der Mauer gibt es jemanden, der unartig war und einen ordentlichen Zungenschlag verdient hat.«
»Aye, Herrin«, sagte ich und zwängte meine Wangen in das Kreuz. »Führt mir die freche Göre vor, auf dass sie gezüchtigt werden möge!«
Und so nahm es seinen Gang. Ich kannte niemand anderen, der Schwielen an den Wangenknochen hatte, doch mittlerweile waren auch meine Arme und Hände kräftig wie bei einem Schmied, weil ich mich mit den Fingerspitzen zwischen den großen Steinen festhalten musste, damit mein Ding auch durch das Kreuz passte. Und so hing ich da wie eine Spinne an der Mauer und ließ mich verwöhnen, hübsch und heftig, von der Eremitin, als der Bischof das Vestibül betrat.
(Der Bischof betrat das Vestibül? Der Bischof betrat das Vestibül? Ausgerechnet jetzt kommst du uns mit so was, verschweigst uns Stellungen und Stimuli, wo du doch längst die gegenseitige Notzucht mit einer Heiligen am Kreuz gebeichtet hast? Also, echt nicht.)
Der gottverfluchte Bischof von York betrat das gottverfluchte Vestibül mit der gottverfluchten Mutter Basil, die ein paar gottverfluchte Sturmlaternen bei sich trug.
Also ließ ich los. Thalia unseligerweise nicht. Anscheinend waren auch ihre Hände durch unseren Diskurs an der Mauer kräftiger geworden.
»Was, zum Teufel, machst du da, Pocket?«, sagte die Eremitin.
»Was machst du da, Pocket?«, fragte Mutter Basil.
Ich hing an der Mauer, mehr oder weniger an drei Punkten befestigt, von denen einer nicht in Schuhen steckte. »Aaaahhhh!«, sagte ich. Irgendwie fiel mir das Denken schwer.
»Lass mal ein bisschen Leine, Kleiner!«, sagte Thalia. »Es soll doch eher ein Tanz sein, kein Tauziehen.«
»Der Bischof ist hier draußen«, sagte ich.
Sie lachte. »Dann sag ihm, er soll sich hinten anstellen. Ich kümmere mich um ihn, wenn wir fertig sind.«
»Nein, Thalia, er ist wirklich hier!«
»Ach, du Scheiße«, sagte sie und ließ meinen Eumel los.
Ich stürzte ab und drehte mich schnell auf den Bauch.
Thalias Gesicht erschien im Kreuz. »’n Abend, Exzellenz.« Mit breitem Grinsen. »Bock auf’n Mauerblümchen?«
Der Bischof machte so schnell kehrt, dass ihm seine Mitra fast vom Kopf rotierte. »Knüpft ihn auf!«, sagte er. Er griff sich eine von Mutter Basils Laternen und ging hinaus.
»Das elende Schwarzbrot, das es hier gibt, schmeckt wie Ziegenhoden!«, rief Thalia ihm hinterher. »Eine Dame hat was Besseres verdient!«
»Thalia, bitte!«, sagte ich.
»Du bist nicht gemeint, Pocket! Deine Dienste sind tadellos, nur das Brot ist Scheiße.« Dann zu Mutter Basil gewandt: »Gebt dem Jungen keine Schuld, Mutter Oberin! Er ist ein Guter.«
Mutter Basil packte mich am Ohr und zerrte mich aus der Kammer.
»Du bist ein Guter, Pocket!«, rief die Eremitin.
Mutter Basil sperrte mich in einen Schrank in ihrem Gemach, dann ging mitten in der Nacht die Tür auf, und sie reichte mir einen Knust Brot und einen Nachttopf herein. »Bleib hier, bis der Bischof am Morgen wieder auf die Reise geht, und falls irgendwer fragt: Man hat dich aufgeknüpft.«
»Jawohl, Mutter Oberin«, sagte ich.
Sie holte mich am nächsten Morgen und führte mich eilig durch die Kapelle hinaus.
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